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Stadt Offenbach

Normalität schaffen: bei den Angeboten des Jugendamtes können die Kinder und Jugendlichen der Erstaufnahmeeinrichtung den Alltag vergessen

05.02.2016

Offenbach am Main, 05.02.16 – Spielen, Malen, Basteln, Sport: mit einem Bündel von Angeboten sorgt das Jugendamt schon jetzt dafür, dass es den Kindern und Jugendlichen während ihrer Zeit in der Erstaufnahmeeinrichtung am Kaiserlei nicht allzu langweilig wird und sie neue Erfahrungen machen können. Weitere Ideen und Maßnahmen sind in Planung. „Für uns“, erklärt Bürgermeister Peter Schneider, „ist es wichtig, dass das Jugendamt Angebote macht, auch wenn die Kinder nur auf Zeit hier sind.“ Bis zu sechs Monaten kann die Überprüfung des Asylbegehrens dauern. Deshalb werde nicht auf Budgets geschaut, sondern gemacht. „Es war schnell klar, dass die Kinder da ab und zu raus müssen“, ergänzt Harry Köhler, Leiter des Jugendbildungswerks beim Jugendamt Offenbach, „deshalb haben wir gemeinsam mit Partnern und Vereinen verlässliche und dauerhafte Angebote wie die Spielenachmittage im Hafen 2 entwickelt. Die Kinder brauchen verlässliche Strukturen, dabei ist Normalität wichtig.“

Jeden Mittwoch sind dort in der Halle unterschiedliche Spielstationen für die 6 bis 12jährigen aufgebaut, donnerstags sind die Jugendlichen dran. Es wird gepuzzelt, gebastelt, gemalt, gespielt und vor allem: das Leben im Camp und die hinter ihnen liegenden Erlebnisse vergessen. Denn nicht alle der derzeit 183 Kinder und Jugendlichen in der Erstaufnahmeeinrichtung sind mit ihren Eltern in Offenbach angekommen, unter ihnen sind auch 31 sogenannte UMAs, unbegleitete minderjährige Ausländer, mit teilweise traumatischen Erfahrungen. Diese sind in einem separaten Bereich untergebracht und werden von zwei Mitarbeitern betreut. Auch seitens des Jugendamtes habe man sich auf die neue Klientel vorbereitet, erklärt der Sachgebietsleiter Kinder- und Jugendarbeit Dr. Michael Koch, hätten Mitarbeiterinnen des Jugendkunstmobils beispielsweise Schulungen des Frankfurter Instituts für Traumabearbeitung besucht. Die neue Zielgruppe – eine Herausforderung, auch angesichts der unsicheren Verweildauer und Sprachproblemen. Hinzu kommen kulturelle Unterschiede, wie oftmals ein anderes Zeitgefühl: „Es dauert immer eine Weile, bis wir alle Kinder auf dem weitläufigen Gelände eingesammelt haben und der Trupp losmarschieren kann,“ berichtet Evelyn Weiß, Ehrenamtsbeauftragte des ASB in der Erstaufnahmeeinrichtung. Aber für alle seien die Angebote des Jugendamtes eine gute Ergänzung zu den internen Aktivitäten: „Die Kinder sind begeistert und kommen immer mit leuchtenden Gesichtern zurück. Hier können sie ihr Herz öffnen und ihre Sorgen vergessen.“ Begleitet werden die Kinder und Jugendlichen in der Regel von Ehrenamtlichen, wie den beiden Übersetzerinnen Yasemin Dogan und Maker Rouhin. Die beiden Frauen sprechen türkisch und paschtu haben auch heute die rund 30 Kinder in den Hafen 2 begleitet und kümmern sich nun darum, dass jedes Kind einen Crepes bekommt. Mädchen aus dem SCOUT-Projekt im Nordend haben eine Crepes-Station im Foyer des Hafen 2 aufgebaut, Musik mitgebracht und versorgen nun alle mit dem süßen Naschwerk. Das allerdings ist nur der Anfang, im März soll es einen Kochkurs mit den Jugendlichen des Schulverweigerer Projektes SCOUT geben. „Davon können dann alle profitieren“, meint Zehra Ergi. Sie kümmert sich um die Aktivitäten des Jugendbildungswerks für die Flüchtlingskinder und koordiniert die einzelnen Projekte.

Wie die Kooperation mit dem Boxclub im Nordend, dort werden seit circa zwei Monaten bis zu 30 Jugendliche von einer erfahrenen Wettkampfboxerin wöchentlich trainiert. „Dass eine Frau das Training durchführt, ist wider Erwarten kein Problem“, berichtet Ergi. Schwieriger sei es, die Familien von den teilweise gemischten Sportangeboten zu überzeugen und damit mehr Mädchen die Teilnahme zu ermöglichen. Für die in Kooperation mit dem Verein Song Moo geplanten Selbstverteidigungskurse für Mädchen und junge Frauen, erwartet sie hingegen weniger Widerstand: „Jeweils 20 Teilnehmerinnen werden dann von einer erfahrenen Lehrerin in die Kampfkunst eingeführt, wir planen derzeit drei Termine.“

Das Team des Jugendamtes hat noch weitere Ideen und will die bereits bestehenden Angebote mit „Veranstaltungen mit Begegnungscharakter“ ergänzen, so Dr. Koch.
Eine „Refugees Welcome Disco im KJK Sandgasse womens only“, Mitternachtssportangebote, Kochkurse mit Jugendlichen aus dem SCOUT-Projekt für Schulverweigerer oder auch Medien- und Kulturpädagogische Angebote für junge Flüchtlinge mit den Klassen der Theodor-Heuss- und der Käthe-Kollwitz-Schule soll es geben. Die meisten Kurse sind offen für alle, „der Austausch ist unbedingt erwünscht.“ Wer sich ehrenamtlich beispielsweise in der Vorleseecke oder in der Speilecke engagieren möchte, kann sich an das Jugendbildungswerk wenden: Harry Köhler und Zehra Ergi koordinieren die Maßnahmen des Jugendamtes für die jungen Bewohner in der Kaiserleistraße 19.

 

Bildhinweis: Foto (Stadt Offenbach) v.l.n.r.: Harry Köhler, Leiter des Jugendbildungswerks, die zwölfjährige Rouaa aus Syrien, Projektkoordinatorin Zehra Ergi und Bürgermeister Peter Schneider

 

 

 

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