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Stadt Offenbach

Schultheis-Weiher: Amerikanischer Sumpfkrebs entdeckt

16.08.2017

Offenbach am Main, 16. August 2017 – Die neuesten Untersuchungsergebnisse des Badegewässers Schultheis-Weiher zeigen einen Rückgang der Blaualgen. „Die Werte sind aber immer noch hoch. Der wasserpflanzenfreie See sieht auf den ersten Blick im Moment zwar richtig gut aus, bei näherer Betrachtung ergibt sich jedoch ein anderes Bild. Das Wasser ist trüb und man erkennt die abgestorbenen Pflanzen. Einige Jungfische waren ebenfalls zu sehen. Also haben die Fische zumindest bisher überlebt“, sagt Heike Hollerbach vom Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz.

Die Chlorophyll-a-Werte sind nach wie vor hoch, sodass die Warnschilder weiterhin ausgehängt werden müssen. Obwohl recht milde Temperaturen vorherrschen, machen die Blaualgen etwa die Hälfte des Chlorophylls aus. Die Wassertemperatur liegt zurzeit bei 22,1 Grad, der PH-Wert bei 7,76, es herrschen ca. 80 Zentimeter Sichttiefe.

Bei der letzten Untersuchung wurde ein roter amerikanischer Sumpfkrebs gesichtet. Der Sumpfkrebs gehört zu den problematischsten eingewanderten Arten (Neozoen) weltweit. Er ist ein gefährlicher Überträger der Krebspest, gegen die er selbst immun ist. Bei einheimischen Arten verläuft selbst die milde Infektion tödlich. Das Auftauchen des importierten Krebses könnte die in diesem Jahr so überraschend eintretende Verschlechterung des „Gesundheitszustands“ des Sees vielleicht etwas erklären.

Sergej Justus, Fachreferent bei der Unteren Wasserbehörde für den Schultheis-Weiher: “Die Tatsache, dass klare, wasserpflanzenreiche Seen nach Einführung der Krebsart zu trüben, pflanzenlosen Gewässern umgewandelt worden sind, müssen wir in unsere weiteren Gesamtüberlegungen mit aufnehmen. Diese Krebse können sogar in sauerstofffreiem Milieu überleben“.

Ursprünglich lebt der Krebs in flachen Sumpfgewässern u. versteckt sich am Grund in tiefen Löchern. Seine Vermehrungsrate ist sehr hoch. Obwohl man dem tropischen Krebs unter den europäischen Klimabedingungen zunächst keine große Ausbreitung zutraute, ist der rote Sumpfkrebs heute bereits flächendeckend verbreitet und nicht mehr auszurotten. Großflächige Vergiftungsaktionen vom Flugzeug aus brachten bislang kaum Erfolge. Vermutlich verbreitete er sich ursprünglich durch ausgesetzte Krebse.

Der Sumpfkrebs ist auch in Nordamerika in zahlreiche Gebiete außerhalb seines natürlichen Verbreitungsgebiets eingeschleppt worden. Er ist besonders als Träger der Krebspest eine Gefahr. Diese Infektionskrankheit verläuft bei ihm selbst milde, ist aber für exponierte europäische, afrikanische und australische Arten tödlich. In Gewässern, in die nordamerikanische Flusskrebsarten angesiedelt wurden, sterben deshalb alle einheimischen Arten unweigerlich aus.

Durch seine Anspruchslosigkeit und starke Vermehrungsfähigkeit kann der Rote Amerikanische Sumpfkrebs großen Schaden verursachen. Durch direkte Veränderung des Habitats hat er in Spanien, wo er 1973 ausgesetzt wurde, einige Amphibienarten stark dezimiert. Er breitet sich aktuell immer mehr nach Norden aus. 2014 wurde bereits in Frankfurt diese Krebsart gefunden, unter anderem im Rebstockbad.

Hollerbach: „ Er ist ein Allesfresser. Sein Nahrungsspektrum reicht von Pflanzen, über Insektenlarven, Wasserschnecken, Kaulquappen bis zu Fischlaich. Das könnte vielleicht auch die Einbußen bei den Wasserpflanzen in diesem Jahr teilweise erklären. Auf jeden Fall werden wir die obere Wasserbehörde und Naturschutzbehörde informieren und um Unterstützung bei der Bekämpfung bitten.“

Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs ist 2016 in die „Liste der unerwünschten Spezies“ für die Europäische Union aufgenommen worden.

„Die Lage am Schultheis Weiher bleibt also nach wie vor angespannt. Baden ist aber möglich, bitte auf die Warnhinweise wegen der Blaualgen achten“, erklärt Hollerbach.

 

Bildinformation:

1) Aktueller Schnappschuss: Roter Amerikanischer Sumpfkrebs in Angriffshaltung am Schultheis-Weiher

2+3 ) Aktueller Schnappschuss: Roter Amerikanischer Sumpfkrebs am Schultheis-Weiher

Fotos:  Stadt Offenbach / Sergej Justus

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