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Stadt Offenbach

Mehr Platz zum Lernen: Drei Varianten zur Erweiterung der Mathildenschule

21.08.2017

Offenbach am Main, 21. August 2017 – Einen Bogen, der einen markanten städtebaulichen Akzent am Entrée zur östlichen Innenstadt setzen würde, einen geschlossenen Hof oder einen schwebender Riegel: Insgesamt drei Varianten haben die Planer und Architekten des Stadtbauamtes entwickelt, um die Mathildenschule im Rahmen der ohnehin geplanten Sanierung behutsam zu erweitern. 800 Schüler besuchen die innerstädtische Grund-, Haupt-, und Realschule mit Förderstufe derzeit, bis spätestens Ende 2024 können es 1.000 Schüler sein. Die jetzt vorgestellten Varianten unterschieden sich in Ausführung, Kostenrahmen und Bauzeit, welcher Entwurf von den Planern detaillierter ausgearbeitet wird, entscheidet die Stadtverordnetenversammlung.

Aktuelle Planung bildet den Trend ab

Offenbach hat als Wohnort insbesondere für Familien an Attraktivität gewonnen, ein erfreulicher Trend, der aber auch mit Herausforderungen im Bildungsbereich einhergeht. Schließlich sollen Kinder möglichst wohnortnah beschult werden, der Neubau der Hafenschule war daher nur ein wichtiges Puzzleteil innerhalb der kommunalen Bildungslandschaft. Weitere Erweiterungen, wie die der Edith-Stein-Schule zur gymnasialen Oberstufe im Zuge der ohnehin anstehenden Sanierung sind in der Planung. „Wir reagieren in unseren Planungen auf den enormen Zuwachs“, erklärt Bildungsdezernent Paul-Gerhard Weiß, weshalb die Mathildenschule im Rahmen der Sanierung jetzt von vier auf fünf Züge erweitert wird.
„Die Schule arbeitet nicht immer auf einem leichten Feld“, so Weiß, „der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund ist vergleichsweise hoch, gleiches gilt für die Fluktuation innerhalb der Schülerschaft.“ Mit der Positionierung als Schule mit Schwerpunkt Musik und großem Engagement des Lehrkörpers leistet die Mathildenschule seit langer Zeit erfolgreiche Integrationsarbeit. Daher sind beim geplanten Ausbau zusätzliche Räume für Intensivklassen vorgesehen, außerdem mehr Platz für Hausaufgaben- und Gruppenräume sowie einen Begegnungs- und Freizeitbereich. Je nach Variante kommen 2.500 bis 3.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche hinzu.
„Dies war die eigentliche Herausforderung bei der Entwicklung der Vorentwürfe“, betont Anna Heep, Bereichsleiterin Hochbaumanagement und stellvertretende Amtsleitung des Stadtplanungsamts. Schließlich liegt die Mathildenschule nicht auf der grünen Wiese, sondern auf schwierigem Baugrund in einem dicht bebauten urbanen Umfeld. Die jetzt vorgelegten Varianten berücksichtigen den Raumbedarf der Schule ebenso wie Pausenflächen mit Bewegungsmöglichkeiten für die Schüler.

Ausbau auf schwierigem Grund

Der sogenannte „Offenbacher Rupelton“, eine etwa 33,9 bis 28,1 Millionen Jahre alte Sedimentschicht hat bereits zur Senkung und damit einigen Schäden am Gebäude der 1978 fertiggestellten Mathildenschule gesorgt. Schon 2007 wurde dort aufwändig nachträglich ein stabilisierendes Fundament mit Stabverpresspfählen eingebracht und anhand von Sichtmarken am Gebäude beobachtet, ob die Maßnahmen gegriffen haben. Nach zehn Jahren steht die Mathildenschule immer noch fest auf gesichertem Grund, so dass der weitere Ausbau keine Auswirkungen auf die Statik des Gebäudes hat.

Spätestens seitdem stand der Sanierungsbedarf der Schule fest, noch 2004 sei über kreative Neubaulösungen vis-à-vis auf dem Friedelgelände nachgedacht worden, erinnert sich Oberbürgermeister und Planungsdezernent Horst Schneider. 2014 wurde die Sanierung der haustechnischen Anlagen, der Boden-, Wand- und Deckenflächen, die Instandsetzung der Betonfassade und der Dächer sowie die energetische Sanierung mit 10,8 Mio. Euro kalkuliert, die jetzt vorgestellten Varianten berücksichtigt Kostensteigerungen und Erweiterungsbau und kostet in der günstigen Variante rund 21 Mio. Euro.

Bogen, Riegel oder Hof

Mit einer Bauzeit von vier Jahren und einer einfachen Realisierung setzt der Entwurf „Bogen“ einen städtebaulichen Akzent an die östliche Spitze des Geländes. „Damit“, so Heep, „bekommt die Mathildenschule auch eine bessere optische Präsenz.“ Das aktuell zweistöckige Gebäude wird um einen viergeschossigen Bau in Form eines Bogens ergänzt, die Kubatur des Bestandsgebäudes bleibt dabei unangetastet. Der Entwurf erlaubt die relativ einfache Neuorganisation der Nutzung, so kann beispielsweise die Primarstufe im Neubau konzentriert werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt: Dieser Entwurf verbraucht relativ wenig der mit HEGISS-Mitteln (Hessische Gemeinschaftsinitiative Soziale Stadt) geförderten Schulhofflächen, zumal das ebenfalls geförderte Klettergerüst in das „grüne Klassenzimmer“ zwischen Mathildenschule und dem Gelände Richtung Ostpol und Musikschule verlagert würde.

Anders hingegen bei der mit „Schwebender Riegel“ benannten dritten Variante, bei der der mit HEGISS-Mitteln realisierte Drache im Schulhof wahrscheinlich stark beeinträchtigt würde. Der große modellierte Drache `liegt´ im Schulhof und wird gerne zum Klettern und Toben bespielt. Bei Realisierung des „Schwebenden Riegels“ würde dieser mit einem Solitär überbaut, der mit einem Laubengang an das Bestandsgebäude anschließt. In dem schwebenden Neubau wäre Platz für ein Untergeschoss, ein halbes Erd- und Zwischengeschoss und zwei Obergeschosse zur Unterbringung der Primarstufe. „Für diesen Neubau müsste der Bolzplatz in das „Grüne Klassenzimmer“ verlagert werden“, erläutert Heep, zudem ist diese Variante nur mit einem großen logistischen und finanziellen Aufwand zu realisieren.“ Rund 22 Mio. Euro würde die Umsetzung des „Schwebenden Riegels“ kosten.

Nur mit massiven Eingriffen in den Schulbetrieb während der Bauphase und hohem statischem Aufwand aufgrund des Baugrunds ist mit rund 23 Mio. Euro auch die teuerste Variante, der „Geschlossene Hof“, realisierbar. Der Entwurf sieht die Aufstockung und Erweiterung des Bestandsgebäudes vor, durch die Nachverdichtung entsteht ein kompaktes Gebäude mit kurzen Wegen. Trotzdem kann bei dieser Variante die geforderte Erweiterungsfläche nicht in Gänze untergebracht werden, zudem wären während der Bautätigkeit Interimslösungen nötig.

Die drei Varianten werden nun den Stadtverordneten zur Auswahl vorgelegt, anschließend wird ein Entwurf weiter ausgebarbeitet. So oder so drängt die Zeit, denn für die energetische Sanierung der Fassade und Dächer sowie für den Erweiterungsbau wurden Mittel aus dem kommunalen Investitionsprogramm des Landes (KIP) beantragt. Der erwartete Zuschuss beläuft sich auf ca. 5,1 Mio. Euro und muss dann zeitnah investiert werden.

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