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Stadt Offenbach

Kurze Wege attraktiver gestalten: Der Nahmobilitätsplan Innenstadt als Blaupause für Offenbach

01.02.2018

Offenbach am Main, 1. Februar 2018 – Ob zu Fuß, mit dem Auto oder mit dem Fahrrad: Wer in der Innenstadt unterwegs ist, findet hier die Verkehrsprobleme unserer Zeit auf geringem Raum verdichtet. Wenige Stellflächen für Autos oder Fahrräder im öffentlichen Raum, fahrende Autos in der Fußgängerzone, Parken, Halten, Entladen. Dazwischen Fußgänger, Frauen mit Kinderwagen, ältere Menschen, Kinder auf dem Schulweg. Nicht nur für Offenbach ist die Organisation von Mobilität eine der Herausforderungen der Zukunft, mit der auch andere Kommunen in der dichtbesiedelten RheinMain-Region zu kämpfen haben. Wie der Umstieg zu Alternativen jenseits des Autos gefördert werden kann, ist eines der Themen der 2016 vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung (HMWEVL) gegründeten Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität (AGNH), der die Stadt Offenbach 2016 beigetreten ist. Einerseits ist der Einzelhandel darauf angewiesen, dass die City auch mit dem PKW gut zu erreichen ist. Andererseits sind kurze Wege für Fußgänger, Fahrradfahrer und ein attraktiver ÖPNV in der Innenstadt/Fußgängerzone wichtig, weil er den dichtbesiedelten Verkehrsraum grundsätzlich entlastet. 

Kurze Wege attraktiv gestalten

Das Ziel ist klar, nämlich das Neben- und Miteinander der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer auf engem Raum besser zu gestalten und im besten Fall den Verzicht auf das Auto zu fördern. So lassen sich zum Beispiel kurze Strecken, das meint Wege bis zu 2 Kilometern, gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigen, erklärt Ivonne Gerdts, Fachreferentin im Bereich Verkehrsplanung im Amt für Stadtplanung, Verkehrs- und Baumanagement: „Eine Voraussetzung dafür allerdings ist es, diese Wege attraktiv und sicher zu gestalten.“

Dies ist nur ein Aspekt der in der AGNH entwickelten Förderrichtlinie Nahmobilität, die auf als Initialprojekt durchgeführten Nahmobilitäts-Checks basierte. Offenbach gehört neben Hattersheim, Hanau, Limburg und Rödermark zu den ausgewählten Kommunen, in denen auf Basis eines Nahmobilitäts-Checks ein Nahmobilitätsplan aufgestellt wurde. Stadtrat Paul-Gerhard Weiß begrüßt die Initiative des Landes als richtigen, aber auch überfälligen Schritt: „Wenn wir das nicht anpacken, kommen wir mit der Verdichtung nicht zurecht. Den derzeitigen Status Quo hält das System nicht aus.“

Nahmobilitäts-Check liefert Grundlage für Verbesserungen

Das bestätigen auch die Verkehrsplaner, aber: „Mit dem ermittelten Zustandsbericht für die Innenstadt haben wir eine gute Grundlage, um langfristig weitere Ideen und Pläne für das gesamte Stadtgebiet zu entwickeln.“ Auch wenn der Bearbeitungszeitraum seitens des Ministeriums kurz war, nach der Ausschreibung des Projekts im Januar 2017 hatten die Kommunen lediglich von Juni und bis Oktober Zeit zur Bearbeitung, sprich Erfassen des Ist-Zustands, bleibt nun für die Umsetzung der daraus resultierenden Einzelprojekte Zeit bis ins Jahr 2030.
12 Jahre, innerhalb derer in dem betrachteten Gebiet zwischen Kaiserstraße, Karlstraße, Berliner- und Mainstraße bauliche, betriebliche, verkehrsrechtliche und verkehrslenkende Maßnahmen angegangen werden können.

Gemeinsam mit Verwaltung und Interessenvertretern von ADAC (Allgemeiner Automobilclub Deutschland), ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub), VCD (Ökologische Verkehrsclub Deutschland e. V.), Seniorenbeirat, Behindertenbeirat, Sozialverband und Fuß e.V. wurden in Befragungen und Workshops Handlungsfelder definiert, die mittel- beziehungsweise langfristig Verkehr und Parken besser organisieren und nebenbei auch zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität beitragen können.

Die Handlungsfelder sind definiert

Damit Fußgänger und Radfahrer sicherer unterwegs sind, soll beispielsweise ein Gehwehkataster Aufschluss über etwaige Sanierungsbedarfe geben und helfen, Schäden schnell zu beseitigen. Zudem könnten Schilder für Fußgänger nicht nur Distanzen zu Nahzielen in Metern, sondern auch mit Zeitangaben ausweisen. „Damit überlegt sich vielleicht der ein oder andere, schnell zu Fuß zu gehen, statt ein Verkehrsmittel in Bewegung zu setzen“, hofft Gerdts.

Fahrradfahrer haben sich bereits für eine ökologische Alternative entschieden, hier soll das Angebot an Abstellmöglichkeiten nicht nur an Bike+Ride-Stationen verbessert werden. Ebenfalls im Handlungsfeld „Vernetzung von Quellen und Zielen“ enthalten ist die bessere Präsenz von Radrouten im Stadtverkehr.

Verkehr und Parken besser ordnen

Einiges, wie beispielsweise die Ausstattung der Hauptachsen des fußläufigen Verkehrs mit niedrigen Bordsteinen, um Menschen mit eingeschränkter Mobilität diese unkompliziert und ohne fremde Hilfe zu ermöglichen, wurde bereits bei aktuellen Planungen wie dem Umbau des Marktplatzes mitberücksichtigt. Natürlich verzahnen sich auch hier viele Einzelmaßnahmen, wie der Umbau der Bushaltestellen, der bereits im Inklusionsplan der Stadt festgeschrieben und auch bereits weitestgehend umgesetzt ist. Optimierungsbedarf besteht allerdings bei taktilen und sensitiven Hilfen. Hier könnten, so eine Idee aus den Workshops, zusätzlich thematische Spaziergänge zur Sensibilisierung beitragen. Wie sieht die Waldstraße aus der Sicht von Behinderten, Senioren oder Kindern aus? Wie lassen sich Schulwege sicherer gestalten? Wie das Gehwegparken organisieren, beziehungsweise Autos in der Innenstadt unterbringen?

„Mit dem Nahmobilitätsplan lassen sich Antworten auf Fragen finden, die dann auch Eingang in dem fortzuschreibenden Verkehrsmanagementplan (VMP) haben“, so Weiß. Bereits konkret geplant ist die Überarbeitung der Schulwegpläne, mittelfristig soll das Gehwegskataster umgesetzt werden. Schwieriger gestalten sich da beispielsweise Überlegungen zu unterirdischen Quartiersgaragen, die größere Eingriffe in die bestehende Bebauung und Infrastruktur erfordern und nur im Schulterschluss mit Investoren zu realisieren sind. „Aber“, so Weiß, „der Nahmobilitätsplan initiiert Maßnahmen, wir sind auf dem Weg, Verkehr neu zu denken.“

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