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Stadt Offenbach

Was macht eigentlich das Gesundheitsamt wenn keiner krank ist?

04.09.2018

Offenbach am Main, 4. September 2018 – Die Antwort ist einfach: Dann kümmern sich die Mitarbeiter um Prävention und Prophylaxe. Krankmachende Keime, Bakterien und Viren kennen schließlich keine Pause. Exemplarisch für die Arbeit seines Amtes informierte dessen Leiter Dr. Bernhard Bornhofen bei der Vorstellung des Jahresberichts 2017 über die Ergebnisse der Trinkwasseruntersuchung in Schulen, Kitas, Altenheimen und Kliniken der Stadt Offenbach sowie des Jahresberichts für meldepflichtige Krankheiten.

Wasser muss fließen

Dabei wurden Trinkwasserproben mikrobiologisch und chemisch beispielsweise auf Legionellen, Coli-Bakterien und Blei untersucht. „Legionellen sind im Wasser lebende Bakterien, die im warmen Wasser ideale Bedingungen für Wachstum und Vermehrung finden“, erklärt Bornhofen. Neben der Legionellen-Lungenentzündung verursachen sie Pontiac-Fieber, eine grippeähnliche Erkrankung. Nicht zu unterschätzen sind auch Escherichia coli und coliforme Keime, sie gelten als Indikatorkeime für Verunreinigungen. Die sich auch erst in der Hausinstallation „einschleichen“ können. „Wasser muss fließen“, daher empfiehlt Bornhofen das Wasser nach dem Urlaub oder auch am Morgen unbedingt eine Weile laufen zu lassen, damit Ablagerungen und eben auch Keime weggespült werden können. Insgesamt konnte das Stadtgesundheitsamt bei 96 Prozent aller Proben keine Auffälligkeiten feststellen.

Meldepflichtige Krankheiten

Magen-Darm-Infektionen, Infektionen der Leber (Hepatitis), Tuberkulose, Influenza sowie eine Reihe weitere Infektionen, aber auch impfpräventiale Krankheiten, meint jene Erreger, die sich mit einer Impfungen normalerweise vermeiden lassen, gehören zu den meldepflichtigen Krankheiten. Das heißt, sobald ein Patient eine solche Diagnose erhält, muss der Arzt oder sein Labor diese dem Gesundheitsamt melden. In der Regel lassen sich die meisten Krankheiten noch immer gut austherapieren, allerdings bedarf es meist eine Isolierung des Patienten sowie eiserner Medikamentendisziplin. So ist beispielweise die Tuberkulose mit Antibiotika noch gut heilbar, allerdings müssen über den Zeitraum von sechs Monaten drei bis vier unterschiedliche Medikamente genommen werden, um Resistenzen vorzubeugen. Bricht der Patient die Behandlung zu früh ab, besteht die Gefahr weiterer Ansteckungen sowie der Unwirksamkeit von Medikamenten. So drohen insbesondere Antibiotika, einstmals schärfstes Schwert der Mediziner, stumpf zu werden. Deshalb werden Tuberkulose-Patienten von den Mitarbeitern des Gesundheitsamtes engmaschig betreut, vor allem dann, wenn sie aus dem Ausland kommen. Manchmal müssten nur Sprachprobleme überbrückt werden und den Menschen eindringlich Disziplin verordnet werden, so Bornhofen, manchmal ist aber auch der Kontakt mit den Gesundheitsämtern nötig. Zehn Infektionen gab es 2017 in Offenbach, hessenweit waren es 576.

Magen-Darm-Infektionen ereilten im vergangen Jahr 323 Menschen, die häufigsten gemeldeten Erreger mit 180 Meldungen waren Noroviren, die vor allem in Gemeinschaftseinrichtungen wie Seniorenheimen und Kitas auftreten. Eine weitere Gruppe betraf infektiöse Lebererkrankungen, insgesamt 44 Fälle waren dies in 2017. Klassifiziert werden Hepatitis A bis F bzw. NON A-E, wobei es nur für die Formen A und B Impfstoffe gibt. Die Erreger rufen unterschiedlich schwere Leberentzündungen hervor, die spontan ausheilen oder chronische Verläufe nehmen können. In manchen Fällen versagt das infizierte Organ.

Lästig sind Kopfläuse und Scabies, die saisonal in Gemeinschaftseinrichtungen, vorzugsweise Kindergärten und Schulen auftreten: Durchschnittlich 390 Kopflausmeldungen gab es in Offenbach in den letzten fünf Jahren, nach 346 Fällen in 2016 sank die Zahl 2017 auf 247. Zugenommen hat die Zahl von Scabies, vulgo Krätze: Nur 6 Fälle gab es 2016, im vergangenen Jahr wurden die Krätzmilben (Sarcoptes scabiei) dem Stadtgesundheitsamt 71 Mal gemeldet. Mit mangelnder Hygiene haben beide Erkrankungen nichts zu tun, sondern eher mit körperlicher Nähe oder eben dem Zusammenstecken der Köpfe. Allerdings erfordert auch hier die Therapie wieder Umsicht und Disziplin. Denn, wenn nur eine Familie die Kopfläuse ignoriert oder nur halbherzig den Empfehlungen folgt, können die Läuse weitere Köpfe erobern.

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