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Stadt Offenbach

Marktplatz-Umbau: Wirtschaftlichkeit muss gewahrt bleiben/ Zeitliche Verschiebung eröffnet neue städtebauliche Möglichkeiten

14.06.2018

Offenbach am Main, 14. Juni 2018 – Der geplante Baubeginn für den Umbau des Marktplatz ist vorerst verschoben: In den letzten Tagen wurde in Politik, Fachämtern und Gremien bereits viel diskutiert und geprüft, daher ist die jetzt bekanntgegebene Entscheidung keine leichte, „aber fachlich fundierte und politisch abgestimmte“, wie Stadtplanungsdezernent und Stadtrat Paul-Gerhard Weiß betont. Immerhin sollte es nach langen Vorbereitungen und einer Bürgerbeteiligung im kommenden Monat losgehen und das „Herz der Stadt“ endlich im zeitgemäßen Rhythmus schlagen können. Dass der Marktplatzumbau nicht weniger als eine Operation am offenen Herzen sein würde, war Verantwortlichen und Planern bewusst, schließlich regelt der zentrale innerstädtische Platz die unterschiedlichsten Verkehrsbeziehungen zwischen Menschen, Geschäften und öffentlichem Nahverkehr. Entsprechend komplex stellen sich Auftrag und Gesamtvolumen der Maßnahme dar.

Ausschreibung brachte nicht den gewünschten Wettbewerb

Nach dem Projektbeschluss der Stadtverordneten im November hatte das Amt für Stadtplanung die Ausschreibung für den Umbau vorbereitet und im April mit Frist bis Ende Mai veröffentlicht. „Für die Stadtplaner ein normaler Vorgang“, erklärt Bodo Boden vom Stadtplanungsamt. Dass sich allerdings nur ein Unternehmen mit einem um rund 70 Prozent teureren Angebot als dem für das Projekt taxierten Auftragsvolumen zurückmeldete, sei dann doch überraschend gewesen. Ob dies an der Komplexität der Aufgabe, dem Budget oder tatsächlich dem ambitionierten Zeitplan gelegen hat, gilt es nun zu prüfen. „Aber“, so Weiß, „wir waren uns einig, dass wir das nicht einfach so durchziehen können.“ Statt der veranschlagten Baukosten für die Herstellung anderer Wegebeziehungen vor allem zwischen Passanten, Geschäften und Gastronomie, der besseren Einbindung des Rad- sowie Verringerung des Autoverkehrs, also kurzum einer enormen Verbesserung der Aufenthaltsqualität, in Höhe von 5,1 Mio. Euro hätten diese nun 8,5 Mio. Euro betragen. „Deshalb haben wir jetzt die Reißleine gezogen.“ Gerade noch rechtzeitig, denn seitens der EVO-Tochter ENO waren bereits vorbereitende Arbeiten an den unterirdisch verlaufenden Gasleitungen geplant und am kommenden Montag, 18.Juni, wären die geplanten Busumleitungen in Kraft getreten.

Wirtschaftlichkeit der Maßnahme muss gewahrt werden

Die Stadt verliert damit zwar für den Umbau akquirierte Fördergelder, für Kämmerer Peter Freier ist die Verschiebung in Anbetracht des ohnehin strapazierten Investitionshaushalts der Stadt aber in mehrerlei Hinsicht konsequent. So hat das Regierungspräsidium Darmstadt eine Genehmigung von Investitionen vor deren Beginn ins Pflichtenheft der Stadt geschrieben. Des Weiteren sind bis ins Jahr 2021 nur für die Schulsanierung (Mathildenschulde, Edith-Stein-Schule, Geschwister-Scholl-Schule, Käthe-Kollwitz-Schule) und den Kaiserleiumbau ohnehin bereits Investitionsausgaben in Höhe von 125 Mio. Euro durch die Stadt zu schultern. Hinzu kommt die notwendige neue Traglufthalle für den EOSC und damit Sicherung des Schulschwimmens in der Winterzeit sowie die Sanierung des Maindamms. „Bereits bei diesen Projekten müssen die allgemeinen Kostensteigerungen abgefangen werden, was den Investitionshaushalt schon heute bis an die Grenzen belastet. Da bleibt für die Mehrkosten am Marktplatz keine Luft, will man nicht andere zentrale Infrastrukturprojekte wie die Schulsanierung gefährden. Schließlich haben sich auch die haushaltsrechtlichen Rahmenbedingungen für eine Genehmigung des Haushalts durch die Kommunalaufsicht deutlich verschärft“, erklärt Freier.

Stadtrat Weiß wies zudem darauf hin, dass der Umbau auf Basis des vorliegenden Angebots nicht nur den städtischen Haushalt, sondern auch die Anlieger unzumutbar belastet hätte. Statt 1,4 Mio. Euro hätten diese 3,1, Mio. zu tragen gehabt, für jeden der insgesamt 34 Anlieger wäre dann ein Betrag von bis zu 100.000 Euro und mehr fällig geworden.
Vor allem aber auch in Anbetracht der Fortführung des Schulsanierungsprogramms und der anstehenden Maindamm-Sanierung, bezeichnete auch Bürgermeister Peter Schneider die gemeinsam getroffene Entscheidung als absolut richtig: „Mit einer Hauruck-Aktion wäre jetzt keinem geholfen und die Belastungen für alle wären enorm. Wir wollen und werden aber an den erklärten Zielen, den Verkehr auf dem Marktplatz zu entzerren und zu beruhigen festhalten. Die Aufenthaltsqualität soll in absehbarer Zeit verbessert werden, vielleicht erstmal mit einfacheren Maßnahmen.“

Maßvoll und verantwortungsbewusste Entscheidung

Deshalb wurde die Ausschreibung jetzt aufgehoben. Vor einer neuen Ausschreibung wird es Ursachenforschung geben, denn am Ziel, den Marktplatz in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen umzugestalten, soll unbedingt festgehalten werden. „Wir haben bereits viele Vorarbeiten geleistet, die dann einfließen können. Außerdem entzerrt die jetzige Verschiebung des Projektes die Belastungen für Anwohner und Verkehrsteilnehmer erheblich“, betont Weiß mit Blick auf die geplanten Baumaßnahmen im Umfeld des Marktplatzes: So planen Bauherr Michael Dietrich und Architekt Christoph Mäckler anstelle des Toys´R´Us-Gebäudes an der Berliner Straße 43-47ein Wohn- und Geschäftshaus mit Parkhaus und auch das City Center soll saniert und aufgewertet werden.

Bildinformation:

Der Marktplatz bleibt vorerst wie er ist. Foto: Alexander Habermehl

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