Raues aus den USA und eine Oper aus Offenbach
17.06.2025 – Bekanntes und Brandneues, Romantisches und Raues präsentiert die neue Spielzeit 2025/26 der Capitol Classic Lounge (CCL). Die sechs Konzertabende bieten unter anderem Gershwin, Schubert und Tschaikowsky – und sie überraschen wieder damit, wohin Musik und der Rest der Welt in kreativen Zusammenklängen führen können.
„Packend, spielfreudig und strotzend vor Ideen: So hat die ureigene Offenbacher Konzertreihe 2006/07 angefangen. Seitdem ist sie stetig gewachsen, reifer geworden, aber dabei immer sie selbst geblieben: lebensfroh, charmant und mit diesem besonderen, leicht verrückten Funken, den wir alle so schätzen“, sagt Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke. „Viele Ur- und Erstaufführungen sind dadurch in unsere Stadt gekommen, wie im Mai die deutsche Premiere der Hitchcock-Stummfilmmusik ,The Lodger‘“, berichtet CCL-Schirmherr Schwenke. „Es freut mich, dass immer wieder auch Offenbach selbst zum musikalischen Thema wird.“ Das gilt auch für das neue Programm: 2025 jährt sich zum 250. Mal der Sommer, den Johann Wolfgang Goethe in Offenbach mit Lili Schönemann verbrachte, seiner ersten Verlobten. Da darf es im Jubiläumsjahr gleich eine ganze spätromantische Oper zum Thema Liebe sein – komponiert von einem Offenbacher.
Den Stammgästen wurde die neue Spielzeit am Montagabend, 16. Juni, beim Abonnentenempfang im Capitol Theater vorgestellt. Die hohe Resonanz mit rund 140 Anwesenden im Veranstaltungshaus der Stadtwerke Offenbach zeigt: Die Konzertreihe trifft bei sehr vielen Menschen den richtigen Ton. „In der vergangenen Saison hatten wir exakt 445 Abos verkauft, was 51,5 Prozent unserer Gesamtkapazität entspricht“, freut sich Capitol-Geschäftsführerin Birgit von Hellborn. „Und rund 300 Gäste haben ihr Abonnement jetzt schon verlängert, bevor sie das neue Programm überhaupt kannten.“ Nun startet die CCL in ihre 19. Spielzeit – und der Star dabei ist das Capitol selbst. „Wir haben unser Angebot stets aus der Ausstrahlung des Theaters heraus entwickelt“, betont Dr. Ralph Philipp Ziegler, spiritus rector der CCL und künstlerischer Leiter des Capitol Symphonie Orchesters (CSO). Im festlichen Ambiente unter der Kuppel der ehemaligen Synagoge wirken der sinfonische Stummfilm in der Tat besonders opulent und der Adventstermin besonders bezaubernd.
„Deutsche Dinge“ zum Auftakt, Behagliches zu Weihnachten
Mit Überraschungen ist bei Ziegler immer zu rechnen. So widmet sich der Auftakt der Spielzeit 2025/26 am 28. September dem Thema „Deutsche Dinge“ – von der Tagesschau-Musik über die Prilblume und Nena bis hin zu Auszügen aus Schuberts „Winterreise“. Wissenswertes und Amüsantes rund um die „Capri-Fischer“ und den „Krieg der Klingeltöne“ berichtet der Kulturamtsleiter bei dieser Panorama Lounge im Gespräch mit Andreas Matlé: Der Wetterauer SPIEGEL-Bestseller-Autor hatte zum 75. Geburtstag der Bundesrepublik Deutschland 2024 das Erfolgsbuch „Deutsche Dinge – eine Geschichte in 75 Objekten“ veröffentlicht.
Ebenfalls 75 Jahre ist es her, dass die Offenbacher Oper „RICCIO“ zuletzt zu sehen war. Der Komponist Erich Riede, 1903 in London geboren und in Offenbach aufgewachsen, verfasste den hoch emotionalen Einakter rund um Liebe und Tod Ende der 1920-er Jahre gemeinsam mit der Autorin Dr. Martha Wertheimer. „Das ist große, spannende, dunkel glühende und brillant glitzernde Musik – made in Offenbach“, schwärmt Ziegler. Doch trotz Maria Stuart in der Hauptrolle wurde die Oper kaum aufgeführt. Womöglich lag das, am Vorabend des Nationalsozialismus, an der jüdischen Textautorin: Die engagierte Publizistin Wertheimer hat unter anderem im Jüdischen Museum Frankfurt ihre Spuren hinterlassen. 1947 und 1950 gab es zwei Inszenierungen der Oper in Coburg und Mannheim, danach wurde es still um „RICCIO“. Am 9. November kommt das furiose Jugendwerk nun in einer konzertanten Aufführung endlich zurück in die Stadt, in der es vor fast 100 Jahren erschaffen wurde.
Vertraut, behaglich und wundervoll warmherzig wird es im Capitol beim „Offenbacher Weihnachtskonzert“ am 7. Dezember. Das Programm mit neuen Arrangements traditioneller Lieder wurde während der Corona-Pandemie im Advent 2020 zum Abrufen aufgezeichnet und ist nun erstmals live zu erleben. Neben Klassikern wie „Alle Jahre wieder“, „Kommet ihr Hirten“ und Tschaikowskys „Nussknacker“ darf auch hier etwas Lokalkolorit nicht fehlen: „Die Geschichte vom Weihnachtsstern“ des Schriftkünstlers Rudolf Koch von 1919. Patrik Bishay hat sie zu einem atmosphärischen Hörspiel gestaltet, samt Projektion der originalen Holzschnitte.
Stummfilm-Western von John Ford folgt auf die „Rhapsody in Blue“
Die „Rhapsody in Blue“, für Ziegler „ein musikalisches Wunder von George Gershwin“, prägt die Panorama Lounge am 15. März 2026. Es sei genau die richtige Musik, um den 250. Jahrestag der US-amerikanischen Unabhängigkeitserklärung zu würdigen: „… dass alle Menschen gleich geboren …“, steht im zweiten Absatz. „Dieser Grundsatz ist gerade heute enorm wesentlich für die reale Politik, aber auch für die Kunst ist das Gleichheitsprinzip ein starkes Bild“, meint Ziegler. Die „Rhapsody“ stehe, ganz ohne Berührungsängste, so sicher mit einem Fuß auf dem Feld der Klassik wie mit dem anderen auf dem des Jazz. Dirigent Wayne Marshall wagt an dem Abend ebenfalls einen musikalischen Spagat: Er spielt gleichzeitig den Solopart auf dem Klavier und dirigiert das Orchester.
Der beliebte Stummfilm präsentiert sich am 12. April erstmals als Western. Der große „Früchte des Zorns“-Regisseur John Ford drehte „Three Bad Man“ oder „Drei raue Gesellen“ 1926 mit allem, was einen guten Western kennzeichnet: Spannung, Drama und eine Prise Humor. Dirigent Timothy Brook liefert wieder einmal auch die Musik zum Erlebnis: 2010 entwickelte er eine Partitur mit authentischen Klangwelten aus seiner alten Heimat Amerika.
Zur „Vollendung“ des Programms trägt die gleichnamige Symphonie Lounge am 31. Mai bei. Sie widmet sich der Magie der Romantik und stellt das Fragment von Schuberts Sinfonie h-moll, der „Unvollendeten“, in den Mittelpunkt. Das Stück ist für Ziegler „eines der schönsten und berührendsten Orchesterwerke seiner Epoche“. Das Gegenüber dazu setzt der Frankfurter Rolf Rudin: Als Uraufführung für die Capitol Classic Lounge verfasst der namhafte Komponist die „Vollendung“ für Männerstimmenquartett und Orchester.
Sponsoren und Förderverein ermöglichen die hochwertige Reihe
„So eine spannende und hochwertige Reihe ist nur durch die Unterstützung von Sponsoren, Förderverein und Kulturfonds möglich“, betont Capitol-Geschäftsführerin Birgit von Hellborn. Neben den Stadtwerken Offenbach, die die CCL seit deren Auftakt in ihrem Veranstaltungshaus 2006 gemeinsam mit der Stadt unterstützen, und dem Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main zählen unter anderem die EVO, die Sparkasse Offenbach, die Messe Offenbach und die Freunde des Capitol Theaters e.V. zu den Förderern. In dem Verein engagieren sich Bürgerinnen und Bürger, die die CCL-Reihe und andere Produktionen im Capitol für vielfältige kulturelle Zwecke unterstützen.
Der Vorverkauf mit Exklusiv-Platzgarantie auf Basis bestehender Abonnements hat bereits begonnen – ab 21. Juli sind auch neue Abos zu haben. Beides organisiert das Capitol-Team per E-Mail an infocapitol-onlinede oder unter Telefon 069 / 829002-24. Abonnements für die sechs Konzerte – inklusive einem der begehrten Sitzplätze beim Lichterfest 2026 – gibt es, wie in den vergangenen Jahren, zu folgenden Tarifen: Preisgruppe I: 289 €, Preisgruppe II: 239 €, Preisgruppe III: 199 €. Einzelkarten kosten unverändert zwischen 22 und 57 Euro. Jeweils um 10 Prozent ermäßigt sind Schülerinnen und Schüler, Studierende (bis zum 27. Lebensjahr), Inhaberinnen und Inhaber der Ehrenamtscard und Menschen mit Behinderung (ab 50% GdB, ab 80 % GdB gibt es 20 % Ermäßigung). Alle Preise verstehen sich inklusive Gebühren und RMV-Kombiticket.
Der Vorverkauf für die Einzelkarten läuft ab 28. Juli über das OF InfoCenter, Salzgässchen 1, das samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet ist. Karten gibt es dann auch unter www.frankfurtticket.de (Öffnet in einem neuen Tab) und deren Ticket-Hotline 069 / 1340-400 sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen. Details zu den einzelnen Konzerten finden sich unter www.capitol-classic-lounge.de. (Öffnet in einem neuen Tab)