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Stadt Offenbach

Girls Street Art: Wimmelbild ziert jetzt Mauer am Lämmerspieler Weg

17.10.2017 – Aus der verschmierten Wand mit aggressiven Sprüchen ist ein freundliches Kunstwerk geworden: Die Mauer am Lämmerspieler Weg ab dem Abzweig zur Laskastraße ziert jetzt ein rund 90 Quadratmeter großes Wimmelbild, in dem viele Anspielungen auf Orte in Offenbach ihren Platz gefunden haben.

„Wer genau hinschaut entdeckt beispielsweise Fußbälle und das Kickersstadion, aber auch Motive aus dem Wertstoffhof und dem Doggyhouse“, sagt die Künstlerin Thekra Jaziri. Von ihr stammt der Entwurf zu dem monumentalen Gemälde, das mit Hilfe von 58 Frauen und Mädchen mit Farbe gefüllt wurde. Das konzernweite Projekt „Besser leben in Offenbach“ der Stadtwerke Offenbach Unternehmensgruppe hat unter dem Titel „Girls Street Art“ nicht nur die Farbe bezahlt, sondern auch Offenbacher Frauen- und Mädchengruppen aufgerufen, sich an der Kunstaktion zu beteiligen. Eine Woche lang haben nun fünf Gruppen aus dem gesamten Stadtgebiet die Wand auf 30 Meter Länge und drei Metern Höhe mit Spraydosen mitgestaltet.

Bisher oft banale Schmierereien auf der Wand

Den Anstoß zu der Aktion gab der Offenbacher Anton Jakob Weinberger, der seit einigen Jahren häufiger über den Lämmerspieler Weg zum städtischen Betriebshof fährt. „Es gab auf dieser Wand schon immer banale Schmierereien, aber seit etwa einem Jahr waren dort immer aggressivere Sprüche mit Aufrufen zur Gewalt bis hin zum Töten zu lesen“, erzählt Weinberger. Ein halbes Jahr lang habe er sich darüber geärgert, dann habe er Bürgermeister Peter Schneider auf den Missstand aufmerksam gemacht und eine künstlerische Lösung mit lokalem Bezug vorgeschlagen. „Wenn öffentliche Flächen ansprechend gestaltet sind, gehen dort Sprayer in der Regel nicht mehr dran“, sagt Weinberger, der sich am letzten Tag der Malaktion sehr zufrieden das neue Bild besichtigte.

Sabine Süßmann, Leiterin des Projektes „Besser leben in Offenbach“, übernahm die Organisation des Projektes und beauftragte mit der Konzeption und Begleitung die Künstlerin Thekra Jaziri. Die hat an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung studiert, lebt seit acht Jahren in Offenbach und hat während der Aktionswoche gemeinsam mit ihrer Freundin Hannah Lindner die Teilnehmerinnen angeleitet und motiviert.

"Es war eine superschöne Erfahrung"

„Wir hatten unter den Teilnehmerinnen eine tolle Atmosphäre und viel Spaß, weil alle bei dem Ausmalbild ohne Bewertung malen durften“, erzählte Thekra Jaziri. „Gerade viele der Frauen hatten seit Jahren nicht mehr gemalt und zuvor noch nie mit einer Farbspraydose gearbeitet“, erzählt Hannah Lindner.

„Es war eine superschöne Erfahrung“, schwärmte auch Katja Werner, Geschäftsführerin der „Von Ich zu Ich gGmbH“, die mit den Teilnehmerinnen des von ihr geleiteten Elterncafés ebenso dabei war wie Frauen der Lernwerkstatt Offenbach, ein Projekt zur beruflichen Orientierung für junge Frauen, unter der Leitung von Nelly Kinzonzi. Auch junge Frauen der „Kirche am Start“ sowie Mütter und Töchter aus dem Diesterweg-Stipendium und Frauen aus Deutschkursen der Starthaus GmbH sprühten mit Begeisterung mit.

Soziale Projekte haben sich beim Malen vernetzt

Zuspruch kam oft von den Passanten, die den Frauen- und Mädchengruppen bei ihrem künstlerischen Engagement zuschauten. Einige gingen mit ihrem Hund jeden Tag vorbei, kommentierten den Fortschritt des Werkes und freuten sich, dass hier das Straßenbild verschönert wird. Andere hielten den ehrenamtlichen Einsatz der meist mit Mund- und Haarschutz agierenden munteren Truppe aber auch für eine illegale subversive Aktion und beschwerten sich. Auch die Polizei kam vorbei und ließ sich von Jaziri die städtische Genehmigung zeigen.

Die Kunstaktion hat nicht nur den unerfreulichen Anblick der Wand in einen attraktiven Hingucker verwandelt, der gemeinsame Einsatz für das Gemälde hat auch dazu geführt, dass sich einige der sozialen Projekte vernetzt haben, sagt Katja Werner. Und neben dem Bewusstsein, gemeinsam ein riesiges Kunstwerk geschaffen zu haben, teilen viele der Frauen und Mädchen auch eine körperliche Erfahrung: „Von dem ständigen Schütteln der Farbdosen und dem Sprühen haben viele von uns massiven Muskelkater in den Armen“, erzählt Nelly Kinzonzi.

18.10.2017

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