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Stadt Offenbach

Nachts wenn alles schläft - herrscht Hochbetrieb in der OVB-Werkstatt

11.08.2017 – Für die Fahrgäste eine Selbstverständlichkeit, doch für das Team in der OVB-Werkstatt jedes Mal ein nächtlicher Kraftakt: Wenn frühmorgens gegen 4 Uhr die ersten OVB-Busse wieder ihren Betrieb aufnehmen, sind sie frisch gewartet und gereinigt. Über 60 Fahrzeuge des Mobilitätsunternehmens werden so jeden Tag von der Nachtschicht flott für den nächsten Einsatz gemacht.

Freie Sicht für den Fahrer: Objektleiter Helge Martienssen vom Dienstleister Sasse beim Putzen der Frontscheibe.

Kleine Defekte werden nachts behoben

Von wegen „Heinzelmännchen“: Das kleine, kaum mehr als fünfköpfige Team aus einem Mechaniker und mehreren Reinigungskräften muss sich sputen. Schon kurz nach Dienstbeginn ist „Rushhour“ bei den Offenbacher Verkehrs-Betrieben. Zwischen 18.15 und 21 Uhr fährt dann alle sieben bis zehn Minuten der nächste Bus in die große Werkstatthalle in der Hebestraße ein. Fahrer oder Fahrerin geben Uwe Brand (59), KFZ-Mechaniker für Omnibusse, dann einen kurzen schriftlichen Bericht  ab und melden Auffälligkeiten oder Defekte, bevor sie und ihre Fahrzeuge Feierabend haben.

Für das Team der Nachtschicht beginnt dann die Arbeit. Und gerade in der Hauptstoßzeit, wenn der Betrieb vieler Linien endet, muss es schnell gehen. Uwe Brand hat dann binnen weniger Minuten zu entscheiden, ob das Fahrzeug mit ein paar Handgriffen gewartet werden kann oder aus Sicherheitsgründen erst mal aus dem Linienverkehr gezogen werden muss.

Ist mehr zu tun, als zum Beispiel eine Scheinwerferbirne oder ein Sitzpolster auszuwechseln, kommt der Wagen nach nebenan auf einen gesonderten Stellplatz und wird am nächsten Tag von den Kollegen repariert.

Bis 2 Uhr müssen die Busse wieder startklar sein

Vieles bei der abendlichen Diagnose ist natürlich auch Routine. Fahrer wie Mechaniker kennen die Schwachstellen ihrer Busse recht gut. Uwe Brands Aufgabe ist es, die Fahrberichte zu prüfen, kleinere Ausbesserungen selbst vorzunehmen und die Reinigungsarbeiten zu kontrollieren. Bis kurz nach 2 Uhr geht die Schicht. Bis dahin müssen möglichst alle Fahrzeuge wieder startklar sein. Uwe Brand: „Mindestens 54 der 61 OVB-Busse müssen wieder einsatzbereit sein, sonst wird es schwierig, am nächsten Tag den Linienbetrieb aufrecht zu halten.“

Technisch gewartet werden in der Hebestraße nicht nur die 61 Fahrzeuge der OVB und ihrer Tochter Main Mobil Offenbach (MMO), sondern auch die neun Busse eines beauftragten Subunternehmens. Dafür gibt es neben dem abendlichen Check genau festgelegte Intervalle. Alle drei Monate, so Eberhard Werth, Technischer Leiter der OVB, steht für jeden Linienbus eine Sicherheitsprüfung an. Und alle zwölf Monate werden eine umfangreiche Inspektion des Fahrzeugs und der Aggregate sowie eine Hauptuntersuchung (durch den TÜV) durchgeführt.

Kleinere Wartungsarbeiten werden sofort erledigt: OVB-Mechaniker Uwe Brand beim Auswechseln einer Scheinwerferbirne.

Schon mal Stress pur

Bei seinem nächtlichen Einsatz ist Uwe Brand der einzige Mechaniker und alleinverantwortlich für den kompletten Ablauf der Nachtschicht. Dabei wechselt er sich mit vier seiner insgesamt 26 Werkstatt-Kollegen ab. Seit 25 Jahren ist er im Dienst des Stadtwerke-Unternehmens. Seine schlimmste Nacht?  „Einmal war ein Bus gerade durchgecheckt, vollgetankt und gereinigt,  sprang dann aber nicht mehr an und blockierte die Halle, so dass sich hintendran alles staute. Das war Stress pur.“

Auch ohne Stress ist der Job anstrengend. Bis zu zwölf Kilometern legt er bei seinen abendlichen Touren zwischen den in unterschiedlichen Hallen abgestellten Fahrzeugen zurück, hat der KFZ-Mechaniker einmal gemessen.

Busse, die für den nächsten Tag wieder einsatzbereit sind, werden in der Halle in Reih und Glied in Parkposition eingestellt. Abschließend erhält die ebenfalls Tag und Nacht besetzte Leitstelle von der Werkstatt einen Stellplan, nach dem sie die Fahrzeuge für die morgendliche Ausfahrt einteilen kann.

Einmal pro Woche in die Waschanlage

Nicht alles muss der OVB-Mechaniker selbst erledigen. Für abendliche Außeneinsätze stehen Partnerbetriebe bereit: Ein Reifenlieferant leistet Pannenhilfe, und ein Abschleppdienst bringt ein havariertes Fahrzeug zurück in die OVB-Werkstatt.

Bei bestimmten Wartungsarbeiten wie dem Nachfüllen von Betriebsflüssigkeiten, vom Dieselkraftstoff über das Kühlmittel bis zur Scheibenwaschflüssigkeit, packen die Kollegen der Reinigungsfirma mit an.

Bei ihrer Tätigkeit folgen die etwa fünf Beschäftigten des Dienstleisters Sasse ebenfalls klar vorgegebenen Intervallen. Einmal die Woche wird jeder Bus durch die interne und damit auch im Winter nutzbare Waschanlage gefahren. Innen wird jedes Fahrzeug täglich durchgekehrt und durchgewischt. Außerdem reinigen Helge Martienssen und seine überwiegend männlichen Kollegen den Fahrerarbeitsplatz sowie alle Haltestangen und leeren die Abfallkörbe.

Auch die Haltestangen der OVB-Busse werden jede Nacht gereinigt.

Aufwendige Reinigung

Wöchentlich werden zusätzlich die Frontscheibe und die Seitenscheiben im Fahrerbereich, monatlich komplett alle Scheiben von innen geputzt. Zudem werden alle drei Monate alle Polster abgesaugt und gereinigt. Auch der 45-jährige Objektleiter ist schon lange im Dienst und verfügt  über nahezu 20 Jahre Erfahrung. „Der Aufwand pro Fahrzeug ist unterschiedlich und kann je nach Verschmutzungsgrad zwischen wenigen Minuten bis zu mehreren Stunden dauern.“

Vandalismus ist dank der Videoüberwachung in den Bussen kein großes Thema. Dennoch bleibt genug zu tun, gilt es Kaugummis, Aufkleber und Schmierereien zu entfernen und natürlich Zeitungen oder Dosen aufzusammeln. Oder auch Lebensmittelreste wie Pausenbrote, die einige Schulkinder bei der Busfahrt hinterlassen. Helge Martienssen: „Da fehlt es offenbar noch an den Wertevorstellungen.“

Es wird zum Teil auch unappetitlich

Bei der Innenreinigung kann es aber durchaus auch richtig unappetitlich zugehen, etwa, wenn diverse Hinterlassenschaften, von tierischen wie menschlichen Ausscheidungen bis hin zu benutzten Hygieneartikeln, beseitigt werden müssen.

Glücklicherweise ist die Leerung der Abfallbehälter in den modernen Fahrzeugen der OVB heute nicht mehr so unangenehm für das Reinigungsteam. Der Boden der Behälter lässt sich öffnen und der Abfall in einem Sack auffangen. Früher mussten die Körbe per Hand ausgeräumt werden, erinnert sich Eberhard Werth. Da konnte der Griff in den Behälter schon mal gefährlich sein, etwa wenn Spritzen darin lagen.

Es ist 2.15 Uhr, Schichtende für das Nacht-Team. Die „Heinzelmännchen“ legen sich schlafen und im Fahrzeugdepot erlöschen die Lichter. Nicht für lange. Keine zwei Stunden später verlässt der erste Linienbus die Halle. Frisch gereinigt, vollgetankt und technisch durchgecheckt. An der Haltestelle warten schon die ersten Fahrgäste.   

11.08.2017

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