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Stadt Offenbach

Verkehrsmeister: Problemlöser im Nahverkehr

08.04.2020 – Auf großen Computermonitoren, die im Halbkreis angeordnet sind, überwacht Stefan Knoblauch zusammen mit seinem Kollegen Robert Wingert den städtischen Busverkehr. Auf einem ist ein Ausschnitt des Offenbacher Straßennetzes sowie die aktuelle Position der Busse, auf einem anderen sind alle Busse zu sehen, die gerade unterwegs sind. Die Linie 101 in Richtung Rumpenheim Schlosspark (Wagen Nr. 96, Umlauf Nummer 6) befindet sich beispielsweise an der Waldschule mit zweieinhalb Minuten Verspätung.

Verkehrsmeister wie Stefan Knoblauch (links) und Robert Wingert, hier noch ohne Schutzmasken, sind in der OVB-Leitstelle erste Ansprechpartner für die Fahrerinnen und Fahrer auf der Strecke.

Stefan Knoblauch und Robert Wingert sind zwei von zehn Verkehrsmeistern, die im Hintergrund dafür sorgen, dass die Fahrgäste immer in Fahrt bleiben und an ihr Ziel kommen.

Wir befinden uns in der Leitstelle der Offenbacher Verkehrs-Betriebe GmbH (OVB) in der Hebestraße in Offenbach, die den Betrieb der neun Stadtbuslinien überwacht und reagiert, wenn Straßen gesperrt oder kurzfristig nicht mehr passierbar sind.

Erster Ansprechpartner für die Fahrer auf der Strecke

Neben Monitoren stehen an den Arbeitsplätzen auch Telefone und Funkgeräte, mit denen der Verkehrsmeister Kontakt zu jedem Bus aufnehmen kann. Umgekehrt können sich die Fahrer aller Busse auch jederzeit in der Leitstelle melden, wenn sie Fragen haben.

Plötzlich ertönt ein schrilles Signal. Der Fahrer des Wagens 95 der Linie 101 funkt die Leitstelle an. „95, kommen“, antwortet die Leitstelle. Der Fahrer gibt durch, dass sein Fahrzeug das Gas nicht richtig annimmt. Robert Wingert weiß Rat: „95, dann machen Sie Folgendes: An der Endhaltestelle steigen Sie aus und machen das Fahrzeug stromlos, warten bis alles aus ist und fahren es dann wieder hoch, das kann eventuell ein Rechnerfehler sein.“ „Ich habe verstanden, danke“, bestätigt der Fahrer. Uhrzeit und Fahrzeugnummer des Vorfalls werden im Tagesbericht festgehalten.

Im Einsatz für den reibungslosen Betrieb

Die Verkehrsmeister haben 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, das Streckennetz im Blick. Gearbeitet wird in drei Schichten. Bei Störungen müssen Stefan Knoblauch und Kollegen sofort eingreifen, den Verkehr umleiten oder für Ersatzverkehr sorgen. Darüber hinaus gehört es zu den Aufgaben der Leitstelle, den Fahrern Busse zuzuweisen und darauf zu achten, dass sie pünktlich fahren. Auf den Monitoren zeigen die Farben gelb, grün und rot an, ob ein Bus verspätet, planmäßig oder zu früh unterwegs ist.

Seit 24 Jahren arbeitet Stefan Knoblauch nun als Verkehrsmeister, zuvor war er sechs Jahre als Busfahrer im Betrieb tätig. Die Arbeit als Busfahrer ist bei der OVB auch Voraussetzung für die Arbeit als Verkehrsmeister. „Niemand kommt als Verkehrsmeister in den Betrieb, jeder fängt zunächst als Busfahrer an“, erklärt Knoblauch. Und auch heute noch kann es vorkommen, dass er für einen Fahrer einspringen muss, der kurzfristig ausfällt.

Die Weiterbildung zum Verkehrsmeister bei der OVB dauert zwischen fünf und sechs Wochen. Voraussetzung sind ein Busführerschein sowie Kenntnisse des Liniennetzes. Ebenso wichtig sind ein technisches Verständnis und EDV-Kenntnisse. Flexibilität, die Bereitschaft zum Schichtdienst und Organisationsfähigkeit sind grundlegende Eigenschaften, die ein Verkehrsmeister mitbringen sollte.

Innen- und Außendienst im Wechsel

An jenem Vormittag ist es ruhig in der Leitstelle. Wenn Störungen auftreten - zum Beispiel ein Unfall oder ein Wasserrohrbuch - kann sich dies aber schnell ändern. Zwischenfälle, bei denen es hektisch zugeht, gibt es immer wieder. Unterstützung erhält die Leitstelle dann von einem Kollegen im Außendienst, der sich vor Ort ein Bild von der Situation macht und die Busfahrer informiert, die über Funk noch nicht erreicht werden konnten. Hat ein Busfahrer einen Unfall, steht die Leitstelle zusätzlich noch in direktem Kontakt mit Polizei und Feuerwehr.

Damit die Verkehrsmeister wissen, wie es „draußen“ aussieht und um ihre Ortskenntnisse kontinuierlich aufzufrischen, arbeiten sie im Wechsel einen Tag im Innen- und einen Tag im Außendienst. „Der Außendienst ist quasi das Auge der Leitstelle“, erklärt Knoblauch. Ganz nebenbei kümmert sich die Leitstelle um Fundsachen und gibt Auskunft bei tariflichen Fragen. „Als Problemlöser sind wir praktisch für alles zuständig, was nicht so läuft wie es soll.“

Gegen zwölf Uhr mittags ist Schichtwechsel. Stefan Knoblauch, der um vier Uhr in der Früh seinen Dienst begonnen hat, hat jetzt Feierabend. Ein Kollege übernimmt und stellt sicher, dass der Fahrbetrieb weiterhin reibungslos verläuft.

8. April 2020

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