Tabakfabrikant und Theaterfreund

Die Kraffts kamen als Hugenotten über Kaiserslautern nach Offenbach. Dort gründeten sie 1789 eine Rauchtabakfabrik namens Geelvink, Krafft & Co., die später nach Philipp Casimir Krafft (1773–1838) benannt wurde. Der Vertreter der industriellen Gründergeneration hat die Offenbacher Stadtgeschichte vor allem als Gründer der Industrie- und Handelskammer geprägt und fungierte dort von 1821 bis 1836 als erster Präsident. 1820, nach Inkrafttreten der Verfassung des Großherzogtums Hessen-Darmstadt, wurde Krafft der erste Abgeordnete Offenbachs in der Zweiten Kammer der Landstände (vergleichbar mit dem heutigen Landtag). 

Der Tabak- und Zigarrenfabrikant engagierte sich auch sozial: Philipp Casimir Krafft beteiligte seine Arbeiter am Reichtum und förderte das 1791 gegründete „Komödientheater“ an der Kirchgasse. Bis heute erinnert die „Krafftstraße“ in Offenbach ebenso an ihn wie die „Krafftsche Villa“ in der Schlossstraße 27. Dieses frühklassizistische Geschäfts- und Wohnhaus, die letzte bauliche Erinnerung an die Offenbacher Traditionsfirma, entspricht seit der Restaurierung weitgehend dem Zustand des 19. Jahrhunderts. Die noble Fassadengestaltung zeigt, welch bedeutende Rolle die Tabakverarbeitung im Wirtschaftsgefüge des Rhein-Main-Gebiets bis ins frühe 20. Jahrhundert spielte. Auf dem Betriebsgelände produzierte die Firma jährlich 80.000 Pfund Rauchtabak.

Mit seiner Frau Louise Christiane, geborene Heintz, hatte Krafft vier Kinder. Das Haus der Stadtgeschichte in Offenbach zeigt seit 2016 zwei renovierte Porträts der Eheleute aus den 1840er-Jahren.