Tod und Trauer aus der Tabuzone holen
Der Pflanzenlehrpfad auf dem Neuen Friedhof ist dem Engagement von Gabriele Schreiber zu verdanken. Als deren Leiterin entwickelt sie die Städtischen Friedhöfe in Offenbach so behutsam wie kontinuierlich weiter. Die RUHEPUNKT-Redaktion sprach mit ihr über ihre Schwerpunkte und Ziele.
Frau Schreiber, Sie leiten seit fast 18 Jahren die Städtischen Friedhöfe in Offenbach. Was waren bisher Ihre wichtigsten Projekte?
Angefangen hat es mit der Restaurierung des Krummschen Mausoleums auf dem Alten Friedhof. Eine Kollegin hatte mir 2007 berichtet, dass die Landesdenkmalpflege solche Vorhaben finanziell unterstützt. Wir haben richtig viel Arbeit in dieses kunsthistorische Kleinod gesteckt und sind dafür 2012 mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis belohnt worden. Kurz darauf fingen wir mit den Memoriam-Gärten an – erst ganz klein, und durch die wachsende Nachfrage entstand dann bis 2019 die große Anlage auf dem Neuen Friedhof, als bundesweit 100. ihrer Art. Die betreuten Grabstellen entlasten Hinterbliebene, und die liebevoll gepflegten Anlagen laden zum Verweilen ein. Seitdem geht es mir darum, immer mehr Begegnungsorte auf den Friedhöfen zu schaffen und ihre Bedeutung als grüne Oase zu unterstreichen.
Wie kamen Sie auf diese neuen Ansätze?
Um es deutlich zu sagen: Der Friedhof in seiner klassischen Form stirbt aus. Da die Anzahl der Urnenbestattungen seit Jahren zunimmt, werden viele Flächen nicht mehr für herkömmliche Beerdigungen genutzt. Als grüne Lungen in Großstädten sind die Anlagen jedoch immens wichtig – für uns Menschen ebenso wie für die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Außerdem möchte ich das Thema Tod und Trauer aus der Tabuzone holen. Daher entwickeln wir unsere Friedhöfe als Rückzugs- und Begegnungsorte weiter. Dazu gehören der neue Lehrpfad ebenso wie unsere Führungsangebote.
Wie reagieren die Menschen darauf?
Wir bekommen sehr viele positive Rückmeldungen. Nur ein Offenbacher fand den Strandkorb im Memoriam-Garten deplatziert. Die Rundgänge sind immer gut besucht: Im September kamen trotz strömenden Regens etwa 35 Leute zum Tag des offenen Denkmals auf den Alten Friedhof, um unter anderem das Krummsche Mausoleum kennen zu lernen. Es gibt auch ganze Belegschaften, die ihre Mittagspause zum Spaziergang über den Friedhof nutzen.
Was haben Sie als nächstes vor?
An den nun eröffneten Lehrpfad schließen wir hoffentlich bis zum Frühjahr einen Sinne-Pfad an, mit Summstein und Voliere, Naschhecken und Barfußpfad. Mein letztes großes Projekt vor dem Ruhestand wird die Sanierung der Trauerhalle sein. Ansonsten setze ich mich von Anfang bis Ende meiner Amtszeit für den Jüdischen Teil des Alten Friedhofs ein. Jedes Jahr beantragen wir neue Fördergelder beim Regierungspräsidium, um die Gräber nach und nach in einen standsicheren Zustand zu bringen. So können wir auch diesen historischen Bereich vor dem Verfall retten.
Friedhofsverwaltung
Friedhofsverwaltung
Mühlheimer Straße 425
63075 Offenbach
Hinweise zur Barrierefreiheit
Behindertenparkplätze vorhanden
Hinweise zur Erreichbarkeit
Weitere Hinweise
Besucherparkplatz in der Ulmenstraße
Öffnungszeiten
Die Friedhöfe sind wie folgt geöffnet:
November bis Februar:
Montag-Freitag: 8.00 Uhr - 17.00 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage: 8.00 Uhr - 17.00 Uhr
März und Oktober:
Montag-Freitag: 7.00 Uhr - 18.00 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage: 8.00 Uhr - 18.00 Uhr
April bis September:
Montag-Freitag: 7.00 Uhr - 20.00 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage: 7.00 Uhr - 20.00 Uhr