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Stadt Offenbach

Engelsflügel sitzen dank Grabpatin wieder fest

Die Offenbacher Ärztin Sylvia Mantz engagiert sich für eine der historischen Begräbnisstätten auf dem Alten Friedhof. Weitere Ehrenamtliche werden gesucht.

Christian Loose, stellvertretender Leiter des ESO Eigenbetrieb, Grabpatin Dr. Sylvia Mantz und Bürgermeister Peter Freier vor der Grabstelle mit dem restaurierten Engel.

Das Grab mit dem eindrucksvollen, schimmernden Engel hatte es der Offenbacher Ärztin Dr. Sylvia Mantz bei Besuchen auf dem denkmalgeschützten Alten Friedhof schon länger angetan. Allerdings hatten Zeit und Wetter an der fast zwei Meter großen Figur Schäden hinterlassen, auch der schön gearbeitete Steinsockel war an einigen Stellen porös. Längst gab es aber keine Angehörigen mehr, die sich um die Grabstätte in der Nähe der Mauer zur Hebestraße hätten kümmern können. Vor rund acht Jahren sprach Dr. Mantz die Leiterin der Städtischen Friedhöfe, Gabriele Schreiber, auf die Möglichkeit einer Grabpatenschaft an.

Grabpatenschaften wurden 2018 in Friedhofssatzung übernommen

Das Angebot war sehr willkommen. „Diese Grabpatenschaften wurden 2018 auch offiziell in die Friedhofssatzung übernommen“, sagt Bürgermeister und Vorsitzender der Betriebskommission des ESO Eigenbetriebs, Peter Freier. „Damit wird allen engagierten Offenbacherinnen und Offenbachern die Möglichkeit gegeben, in besonderer Weise und sehr gezielt Bürgersinn zu beweisen und dabei zu helfen, diese wunderschöne Anlage mit ihren vielen einzigartigen Grabstellen zu erhalten.“

„Grabpatinnen und –paten unterzeichnen mit der Friedhofsverwaltung eine Vereinbarung über die Patenschaft“, erklärt Gabriele Schreiber, Leiterin der Städtischen Friedhöfe. „Danach sind sie für den Zustand der Grabanlage verantwortlich, sie haben aber im Gegenzug auch das Nutzungsrecht dafür und können Angehörige dort beisetzen lassen.“.

Engel-Figur aufwändig restauriert

Inzwischen sind die Eltern von Dr. Syliva Mantz unter dem Engel beigesetzt. Die Figur hat sie jetzt restaurieren lassen. „Die Flügel waren beschädigt und drohten abzubrechen“, erzählt sie. „Es war aber nicht so einfach, einen Handwerker zu finden, der sich da herantraut.“ Denn die beindruckend  schimmernde Figur besteht aus Gips, der mit einer dünnen Schicht Kupfer überzogen wurde. Hergestellt wurde er von einer Vorläuferfirma der Firma WMF, die man heute unter anderem für ihre Bestecke kennt. WMF hatte um die Jahrhundertwende eine Galvanoplastische Abteilung, die dann ab 1900 vorwiegend solche mit Metall überzogenen Gips-Engel als Grabfiguren herstellte. Diese Galvonoplastiken waren vor rund 120 Jahren sehr gefragt. Heutige Steinmetze hätten allerdings abgewunken, als sie wegen einer Restaurierung nachfragte, sagt die Grabpatin.

„Schließlich habe ich einen Metallarbeiter gefunden, der den Engel in seiner Werkstatt gelötet hat“, erzählt sie. Jetzt steht die Figur wieder auf dem Sockel, den sie bereits zu Beginn ihrer Patenschaft hatte aufarbeiten lassen, ebenso wie die Umrandung des Grabes. Die jetzt reparierte Figur hat vor allem künstlerischen und historischen, aber keinen materiellen Wert. Dennoch hat ihn der ESO Eigenbetrieb der Stadt Offenbach mit einer Alarmanlage gesichert: Alles, was nach Metall aussieht, ist auf Friedhöfen oft auch potenzielles Diebesgut.

Grabpaten können Nutzungsrecht an Grabstätte in Anspruch nehmen

Insgesamt hat die Grabpatin neben viel Herzblut rund 5000 Euro in die Reparatur des Engels sowie die Aufarbeitung des Sockels durch einen Steinmetz investiert. „Derartiges finanzielles Engagement ist aber nicht bei jeder Grabpatenschaft erforderlich“ betont Christian Loose, stellvertretender Leiter des ESO Eigenbetriebs der Stadt Offenbach. „Manchmal reicht es auf dem seit 1832 bestehenden Friedhof auch schon, unerwünschten Bewuchs zu entfernen und den alten Grabstein zu säubern, um die Inschrift wieder leserlich zu machen oder die Konturen einer eingearbeiteten Figur zum Vorschein kommen zu lassen.“ Außerdem könne es sich lohnen, das Nutzungsrecht an der Begräbnisstätte in Anspruch zu nehmen: Christian Loose verweist darauf, dass ein Erdgrab für 30 Jahre rund 2000 Euro kostet, die für Grabpatinnen und Grabpaten nicht anfallen.

Auch sie wolle sich in diesem einzigartigen Grab einmal beisetzen lassen, sagt Dr. Mantz. „Das sehe ich völlig entspannt. Ich habe großes Interesse an Friedhöfen und gehe auch im Urlaub immer gerne dorthin, wenn ich die Möglichkeit habe.“

6. Mai 2021

Infos zu Grabpatenschaften

Wer sich für eine Patenschaft für ein altes Grabmal auf dem Alten Friedhof interessiert, kann sich an die Verwaltung der Städtischen Friedhöfe unter Telefon 069/840004-594 wenden.


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Samstag, Sonntag und Feiertage: 8.00 Uhr - 17.00 Uhr

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Samstag, Sonntag und Feiertage: 8.00 Uhr - 18.00 Uhr

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