Arbeiten mit Tod und Technik: Feuerbestatter feiern Dienstjubiläum
23.12.2024 – Es ist eine gesellschaftlich wichtige Dienstleistung, die Andreas Beyer und Bernd Hornof seit Jahrzehnten erfüllen. Sie arbeiten im Krematorium des Stadtservices der Stadtwerke Offenbach auf dem Neuen Friedhof und beide betonen, wie gerne sie das machen. Gemeinsam feierten sie jetzt ihr Dienstjubiläum.
Andreas Beyer ist bereits seit 40 Jahren bei der Stadt, hat aber zunächst beim Städtischen Garten- und Friedhofsamt als Gärtner angefangen und wurde im Jahr 2002 Feuerbestatter. Bernd Hornof war zunächst LKW-Fahrer in der Privatwirtschaft und wechselte vor 25 Jahren ebenfalls als Feuerbestatter ins Krematorium. „Sie sind beide Garanten für den zuverlässigen Ablauf in diesem wichtigen Unternehmen“, sagte Heiko Linne, Betriebsleiter der ESO Stadtservice GmbH, während der Jubiläumsfeier. „Es ist eine Aufgabe, die nicht immer genügend gesellschaftliche Anerkennung erfährt, aber es ist gut, dass wir hier Kollegen wie Sie haben, die diese Aufgabe mit Respekt und Zuverlässigkeit erfüllen.“
Arbeit im Team „wie in einer Familie“
Beide Jubilare betonen unabhängig voneinander, dass die Arbeit im Team „wie in einer Familie“ sei. Das ist ein dickes Lob für die Kolleginnen und Kollegen, aber beide haben auch tatsächlich familiäre Bindungen in die Bestattungsbranche. Bernd Hornofs Bruder Werner ist der Leiter des Offenbacher Krematoriums, der Schwiegervater von Andreas Beyer hatte schon auf dem Alten Friedhof gearbeitet und den städtischen Leichenwagen gefahren. Diskussionen über den Arbeitsplatz gab es in beiden Familien nicht, als der Berufswechsel anstand.
Beyers Kreativität sorgt für Arbeitserleichterung
„Ich habe hier immer gerne gearbeitet“, sagt Andreas Beyer, der vor allem schätzte, dass er hier mit seiner Kreativität die Arbeit allen Kollegen leichter machen konnte. Tragekisten für Urnen hat er nach Feierabend im heimischen Keller gezimmert und Rollbretter gebaut. „Wir helfen uns hier alle gegenseitig, haben einen guten Zusammenhalt und lachen auch viel zusammen.“ Der Schichtdienst mache ihm nichts aus, betont Andreas Beyer, der als Hobby mit einer Mobildisco als DJ auf Festen und Veranstaltungen dazu beiträgt, dass andere Menschen das Leben feiern. Eigentlich könnte er jetzt in den Ruhestand gehen, aber so einfach verlässt man nicht die Familie: Er will auch weiterhin mit reduzierter Arbeitszeit im Krematorium arbeiten.
Hornofs Hauptaugenmerk ist die Technik
„Ich darf hier arbeiten gehen“, betont Bernd Hornof, der als Junge die Gräber seiner Großeltern gepflegt hat und deshalb schon sehr früh regelmäßig auf dem Friedhof war. Er ist stellvertretender technischer Leiter im Krematorium, bezeichnet sich selbst als „Mädchen für alles“. „Meine Arbeit hat zwar mit dem Tod zu tun, aber mein Hauptaugenmerk ist die Technik – die Ofenanlage kenne ich in- und auswendig.“ In den 25 Jahren hat er wechselnde Konkurrenzsituationen mit Krematorien in Nachbarkommunen erlebt, immer wieder musste vor allem Mehrarbeit organisiert werden. Seit 2016 läuft das Krematorium in drei Schichten.
„Wir haben hier ein sehr flexibles Team, das sich auf Mehrarbeit einstellt, jeder denkt mit, jeder macht mit, deshalb arbeite ich so gerne hier.“ Der Beruf sei krisensicher, macht Bernd Hornof auch Werbung in Richtung Nachwuchs. Die Arbeit nehme generell zu, weil sich in den nächsten Jahren die starken Boomer-Jahrgänge ihrem Lebensende näherten. Außerdem wandele sich die Friedhofskultur: Es seien vor allem Urnengräber gefragt und immer weniger Erdgräber. Diese seien pflegeintensiver und fordere die Angehörigen, von denen heute ohnehin die meisten nicht mehr in der Nähe wohnten. Also ist das Team am Krematoriumsofen immer mehr gefordert. „Wir haben hier alle unterschiedliche Arten, mit dem Tod umzugehen“, sagt Bernd Hornof und verrät sein Arbeitsmotto: „Hier darf man viel verlieren, nur nicht den Humor.“