Inhalt anspringen

Stadt Offenbach

Aus der Werkstatt auf den Friedhof

17.07.2017 – Erst hat er Keilriemen gewechselt und stotternde Motoren wieder zum Laufen gebracht, dann Gräber geschaufelt und schließlich Friedhöfe gepflegt: Peter Sakowski geht nach 40 Jahren im Dienst der Stadt Offenbach in den Ruhestand.

Peter Sakowski war 40 Jahre lang für die Stadt Offenbach im Dienst.

Ahnenforscher und Steinmetze wandten sich an Sakowski

Wer auf dem Alten Friedhof nach dem Grab eines lange verstorbenen Vorfahren suchte, hatte Glück, wenn er Peter Sakowski über den Weg lief. Der langjährige Friedhofsvorarbeiter konnte jeden umherirrenden Besucher an die richtige Stelle führen. „Alle kamen zu mir: Ahnenforscher, Leute, die ausgewandert sind und jetzt die Gräber ihrer Vorfahren sehen wollten, die Pietäten und die Steinmetze“, erinnert sich Peter Sakowski, der am 11. Juli 40 Jahre im Dienst der Stadt war und zum 31. Juli in den Ruhestand geht. Neben den Friedhöfen in Rumpenheim und Bürgel war er von 1990 bis 2000 für den Alten Friedhof zuständig.

Wer dort vorher auf eigene Faust nach einem bestimmten Grab suchte, hatte kaum eine Chance: Das Zählsystem der Bestattungsreihen war je nachdem, wann ein Grabfeld angelegt worden war, unterschiedlich, lief mal von rechts nach links, dann wieder von links nach rechts, manchmal auch ganz anders. Zudem waren viele der jahrhundertealten Gräber in gar keinem Plan mehr verzeichnet oder so zugewuchert, dass man nichts mehr davon erkennen konnte. Der Vorarbeiter räumte mit seiner Truppe auf. „Das war eine interessante Arbeit und hat mir richtig Spaß gemacht.“ Er legte alte, schöne Grabsteine wieder frei und machte neue, übersichtliche Pläne. „Die sind heute noch in Benutzung“, sagt er.

"Er fühlte sich für den Alten Friedhof verantwortlich"

„Er fühlte sich für den Alten Friedhof verantwortlich, während Peter Sakowski Vorarbeiter war, sah es dort immer tipptopp aus und er kannte jede Grabstelle“, erinnert sich seine frühere direkte Vorgesetzte Sophie Siebel aus dem Geschäftsfeld Stadtservice, die jahrelang im Bereich Grünwesen eng mit ihm zusammengearbeitet hat. „Die Arbeit von Peter Sakowski hat auch auf die Besucher eine große Wirkung gehabt.“

Angefangen hat der gelernte Kraftfahrzeugmechaniker 1977 als Gärtnergehilfe beim Garten- und Friedhofsamt der Stadt Offenbach. Die Ausbildung in der Werkstatt habe er nur seinem Vater zuliebe gemacht, sagt er, am liebsten wäre er Schreiner geworden. Nach der Lehre zog es ihn dann ins Freie und in die Natur auf die Friedhöfe. Zwei Jahre nach seinem Wechsel gab es eine überraschende Wende: Er wurde als Vertretung für den erkrankten Fahrer des städtischen Leichenwagens angefragt, den die Stadt damals noch unterhielt. Damit wurden Verstorbene aus Krankenhäusern und Seniorenheimen abgeholt. Aber auch die Polizei forderte den Wagen an, wenn Tote nach Suizid oder Verkehrsunfällen in die Leichenhalle gebracht werden mussten. „Die haben gesagt, ich müsse den Wagen nur bis Ende der Woche ausschließlich fahren, sonst nichts“, erinnert er sich. Acht Jahre blieb er dann dabei, half als Bestatter Beerdigungen vorzubereiten. Auch Gräber hat er geschaufelt, „mit der Hand und mit dem Bagger“ und das Krematorium bedient. „Früher hat dort noch einer alleine gearbeitet, heute sind da sechs Mann“. Und Peter Sakowski hat die Anlage auch nicht per Computer, sondern noch per Hand gesteuert.

Großer Garten in Bürgel wird neue Aufgabe

Als die Stadt den altersschwachen Leichenwagen schließlich entsorgte und nicht mehr ersetzte, wurde Peter Sakowski wieder ausschließlich auf den Friedhöfen eingesetzt. Dort kam ihm seine Mechanikerlehre doch noch zugute: Wenn eine der Maschinen nicht mehr funktionierte, ließ er sich nicht lange aufhalten. Er reparierte das defekte Teil noch an Ort und Stelle, um zügig weiterarbeiten zu können. Aus gesundheitlichen Gründen wechselte er dann 2004 hinter das Steuer eines Kranlastwagens, der auf den Friedhöfen oder für die Baumkolonne des ESO Stadtservices eingesetzt war.

Langeweile droht kaum, wenn der verheiratete Vater von zwei erwachsenen Kindern jetzt in den Ruhestand geht: Nicht nur 1800 Quadratmeter liebevoll angelegter eigener Garten in Bürgel warten auf ihn, sondern auch zahlreiche Nachbarn, die ihm gerne defekte Gartengeräte zum Reparieren vorbeibringen oder ihn jederzeit nach Pflegetipps für ihre Pflanzen fragen können.

17.07.2017

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise