„Die Bilder der Buchkünstler VIII – Karl H. Thiel“ - Ausstellung in Räumen der SOH

Mit der Ausstellungsreihe, die 2010 in Kooperation mit dem Klingspor Museum ins Leben gerufen wurde, würdigen die Stadtwerke die freie Malerei und Druckgrafik von Künstlerinnen und Künstlern, deren hochkarätige Buch- und Schriftkunst das Klingspor Museum Offenbach sammelt und ausstellt. Diesmal ist die Ausstellung den Malereien und Zeichnungen Karl H. Thiels gewidmet.
„ZugReiseBücher“: Alle vier Minuten eine Zeichnung
Thiel, geboren 1951 in Mudenbach/Westerwald, studierte an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und an der Hochschule der Künste Berlin. Seither ist er als freischaffender Künstler tätig. Mit dem Medium der Zeichnung entstehen seit 1994 seine „ZugReiseBücher“. Als Reisebegleitung dient ihm ein Buch mit 128 leeren Blättern.
Die eine Hälfte des Buches bearbeitet Thiel während der Hinfahrt, bei der Rückfahrt dreht er das Buch und arbeitet von der anderen Seite bis zur Mitte. Auf der Fahrt von Frankfurt nach Berlin ergibt das rechnerisch etwa alle vier Minuten eine Zeichnung. Diese Rahmenbedingungen sowie eine experimentelle Offenheit (für Landschaften, Lautsprecherdurchsagen, lesende Mitreisende…) fördern die Spontaneität und können zu überraschenden kreativen Lösungen in Grafit und Bleistift führen.
Zeichnungen sind zwischen Frankfurt und Leipzig entstanden
Die Ausstellung zeigt Einzelblätter, die auf der Reise zwischen Frankfurt und Leipzig entstanden sind, sowie die filmische Wiedergabe eines „ZugReiseBuchs“ und eines Gedankenbuchs. Letztere fertigt Thiel parallel zum Entstehungsprozess anderer Werke.

In diesen Arbeiten tauchen einzelne Buchstaben auf, reihen sich zu Worten und Zeilen und erscheinen auf den ersten Blick als vertraute Informationsträger. Doch der Versuch, zu entziffern, eine Information zu erhalten, scheitert: Frei erfundene Schrift, sich heraus formende, oft farbintensive Schrift-Text-Landschaften lösen die Buchstaben von ihrer Bedeutungsebene. Durch den künstlerischen Prozess wird die Schrift nicht zerstört, sondern auf eine neue, poetische Ebene gestellt – also buchstäblich gezeichnet.
Die Kombination aus Landschaft, Zeichen, Notation und die daraus entstehenden Rhythmen begleiten Karl. H. Thiel auch in der Werkreihe „Landschaft Komma Rot“, in der er die Auseinandersetzung mit dem Thema im Atelier fortsetzt, und in der Serie „Zeichnungen zu Musik“, in der der Künstler, von Rockmusik inspiriert, musikalische Impulse in eine Bildsprache auf Leinwände überträgt. In ihrer Darstellung bewegen sich seine Arbeiten zwischen den Grenzen von Malerei und Zeichnung.
Die Ausstellung ist nach Rücksprache bis 14. September 2019 zu sehen. Um Anmeldung wird gebeten unter Telefon 069/840004-168 oder per E- Mail: uk@soh-of.de.
23.11.2018