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Stadt Offenbach

Stolperstein für Dr. Erwin und Hedwig, geb. Herz, Stein

Beschreibung

Hedwig Herz wurde am 19.November 1898 in Gaulsheim geboren und war mosaischen Glaubens. Erwin Stein wurde am 07.März 1903 in Grünberg geboren und gehörte der evangelischen Kirche an. Sie heirateten 1931 in Offenbach und wohnten bald danach in Büdingen, wo Erwin Stein seine erste Stelle als Staatsanwalt antrat. Mit dem 30. Januar 1933 verdüsterte sich die Lage.

Nach dem rassistischen Verständnis der Nationalsozialisten galt die Ehe als "Mischehe". Der von den Nationalsozialisten geforderten Scheidung von seiner jüdischen Frau kam Erwin Stein nicht nach. Das Ehepaar war in der Folgezeit zahlreichen Repressalien ausgesetzt und wurde wegen der "Rassenschande" gemieden.

Um einer Entlassung aus dem Staatsdienst wegen seiner jüdischen Frau nach dem sogenannten Arier-Paragraphen zuvorzukommen, gab Stein sein Amt auf und ließ sich in Offenbach als Rechtsanwalt nieder. Seine Kanzlei war für viele jüdische Offenbacher Bürger vor ihrer Emigration eine Anlaufstelle. Zum Teil konnte er nur heimlich mit loyalen Kollegen zusammenarbeiten. Die schrittweisen Verschlechterungen, die das Regime den jüdischen Bürgern zumutete, bestimmten das Leben des Paares mehr und mehr. Die immer wieder erwogenen Pläne zur Auswanderung in die Schweiz oder in die USA ließen sich nicht realisieren.

Als Hedwig Stein im März 1943 per Postkarte die Aufforderung erhielt, sich bei der örtlichen Dienststelle der Gestapo in Offenbach zu melden, ahnte sie wohl, was ihr bevorstand. Schon im Jahr zuvor, 1942, war ihre Schwester Lilly Herz Richtung Osten deportiert worden, monatelang hatte sie nichts von ihr gehört.
Hedwig Stein ist der Vorladung bei der Gestapo nicht gefolgt: In ihrer Verzweiflung nahm sie sich am 23.März 1943 in der Domstraße 74 das Leben.

Dr. Erwin Stein wurde kurz darauf von der Wehrmacht als Soldat eingezogen. Er kam 1945 in britische Kriegsgefangenschaft und kehrte im Frühsommer 1945 nach Offenbach zurück. Wohnung und Kanzlei waren komplett zerstört. Innerlich war er sich schon lange gewiss, dass nun „alles anders werden“ müsse. In den folgenden Jahren war er in der Offenbacher Kommunalpolitik, in der verfassungsgebenden Landesversammlung von Groß-Hessen, als Hessischer Kultusminister und schließlich als Verfassungsrichter in Karlsruhe tätig. Er engagierte sich für den Aufbau eines demokratischen und freiheitlichen Staates, sicher auch im Bewusstsein des traurigen Schicksals seiner Frau Hedwig.

Stolperstein für Dr. Erwin und Hedwig Stein

Domstraße 74
63065 Offenbach

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