Offenbach im Mittelalter
Nach der Machtübernahme der Karolinger im Jahre 751 war das Mittelalter in Europa geprägt von den Machtverhältnissen zwischen Stammesherzogen und dem König sowie dem Verhältnis von Staat und Kirche und ebenso durch kriegerische Auseinandersetzungen mit den östlichen Nachbarn. Für Historiker ändert sich in dieser Zeit die Quellenlage, denn aufgrund des Verzichts des Christentums auf Grabbeigaben klangen die reichen Bodenfunde aus. Als historische Quellen treten Urkunden und andere Schriftzeugnisse an deren Stelle. So findet sich die erste namentliche Erwähnung des stillen Bauern- und Fischerdorfs Offenbach am 12. April 977 in einer Urkunde des Kaisers Otto II.
Mit den Zeilen »et quod Ruotlint ad ipsam capellam in Ouenbach traditit et scripto confirmavit« bestätigte Kaiser Otto II. gegenüber dem Mainzer Erzbischof Willigis die Offenbacher Schenkungen einer Frau Ruotlint an eine Kapelle.
Gemeint ist die Salvator-Kapelle, der spätere Dom in Frankfurt am Main: » … und das, was Ruotlint jener Kapelle [als Schenkung] in Offenbach übergab und schriftlich bekräftigte«.
Der Ortsname Offenbach ist fränkischer Herkunft und bedeutet wahrscheinlich »Auenbach«. Frühere Ersterwähnungen fallen den neuzeitlich eingemeindeten Vororten Rumpenheim (770), Bürgel (790) und Bieber (791) zu.
In den folgenden Jahrhunderten finden sich sehr wenige Überlieferungen zu Offenbach. Es hat sich um ein kleines Dorf gehandelt, dessen Bewohner Bauern und Fischer waren und einen einfachen Lebensstil pflegten.
Ein Grat aus dem Haus Falkenstein, der Offenbach als Letzter aus diesem Geschlecht regierte, Erzbischof Graf Werner III. war gleichzeitig Kurfürst von Trier und dementsprechend einflussreich. Im benachbarten Frankfurt sorgte er für großen Aufruhr, denn er erhob entgegen der Frankfurter Privilegien Zölle in Offenbach, ließ Münzen prägen und begann mit dem Bau einer festen Burg. Die Münzprägungen wurden allerdings mit seinem Tod 1418 eingestellt.
Da er der letzte männliche Nachfahre war fiel Offenbach an das Haus Isenburg. Nach ausgiebigen Erbstreitigkeiten brachte Graf Ludwig II. von Isenburg Offenbach im Jahr 1486 in seinen alleinigen Besitz. Es blieb, abgesehen von einer kurzen Phase während des Dreißgjährigen Krieges, bis 1816 isenburgisch.
Ein bedeutendes Relikt aus dieser Zeit, welches bis heute im Herzen Offenbachs steht, ist das Isenburger Schloss. Es wurde in den Jahren 1556 bis 1559 durch Graf Reinhard von Isenburg über Vorgängerbauten errichtet, aber bereits im Jahre 1564 durch Brand zerstört. In den Jahren 1570 bis 1572 wurde das Schloss als eine der schönsten Renaissanceschöpfungen Hessens wieder aufgebaut.
Das Isenburger Schloss war der historische Mittelpunkt für Offenbachs Entwicklung zur Großstadt. So wurden bis in das Jahr 1759 n. Chr., als die Regierung ins Stadthaus verlegt wurde, maßgebliche Entscheidungen zur Gewerbeansiedlung, für Stadterweiterungen oder zur Förderung der hugenottischen und jüdischen Einwohner getroffen.