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Stadt Offenbach

Bergung des verdächtigen Objekts in Rumpenheim beginnt: Evakuierung am 26. April möglich

21.04.2023

Am Mainufer im Stadtteil Rumpenheim besteht nach Sondierungen im Zuge der Maindeich-Sanierung weiterhin der Verdacht auf einen Kampfmittelfund. Das Objekt liegt nur schwer erreichbar im Grundwasser in 5,50 Metern Tiefe, weshalb nach wie vor unbekannt ist, was für ein Gegenstand es ist: „Es kann etwas völlig Harmloses sein. Es kann sich aber auch um eine Weltkriegsbombe handeln, die entschärft oder gesprengt werden muss. Das können die Experten des Kampfmittelräumdienstes erst dann mit letzter Gewissheit sagen, wenn sie mithilfe von Tauchern an das Objekt herangekommen sind“, teilt Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke als Leiter des städtischen Krisenstabes mit. „Erst dann wissen wir, ob der Gegenstand gefährlich ist und ob es deshalb zu einer Evakuierung kommen muss. Aktuell gehen wir davon aus, dass das Objekt am kommenden Mittwoch freigelegt wird. An diesem Tag könnte es dann auch zu einer Evakuierung kommen, auf die sich die Menschen in Rumpenheim einstellen sollten.“

In den zurückliegenden zwei Wochen wurden umfangreiche technische Vorbereitungen getroffen, um an das verdächtige Objekt heranzukommen. Der Mainuferweg wurde auf Höhe des Ortskerns gesperrt und ein Teil der Ufermauer im betroffenen Abschnitt entfernt. Die Arbeiten sind eine technische Herausforderung für die beteiligten Spezialisten, da sich der Gegenstand im Grundwasser noch unterhalb der Höhe des Flussbetts befindet. Damit das Objekt freigelegt werden kann, wurde für die Bergung mittlerweile ein Kasten aus Stahlspundwänden errichtet. Dieser soll das weitere Eindringen von Grund- und Mainwasser verhindern. Ab Montag, 24. April, beginnen die Erdaushubarbeiten, um zu dem Objekt vordringen zu können. Geplant ist, zunächst das Erdreich innerhalb des Spundkastens mittels eines Baggers abzutragen. Ab Dienstag sollen Taucher des Kampfmittelräumdienstes zum Einsatz kommen, um das Objekt erstmals im Wasser mit eigenen Augen sichten zu können. Am Mittwochmorgen ist für den letzten Aushub der Einsatz eines spezialisierten Saugbaggers vorgesehen, um das Objekt freizulegen.

„Leider handelt es sich in Rumpenheim aufgrund der besonderen Lage des Objekts nicht um einen typischen Bombenfund. Wir wissen zwar, dass dort etwas liegt. Aber die Spezialisten wissen im Vorfeld nicht, wann genau sie in der Lage sind, es zu identifizieren und ob das Objekt gefährlich ist. Erst nach Freilegung kann das weitere Vorgehen entschieden werden – diese Entscheidung trifft dann nicht die Stadt, sondern der Kampfmittelräumdienst. Auf dieser Grundlage ordnet dann das Ordnungsamt die Evakuierung an. Und dann kann es notwendig sein, wie zuletzt in Bürgel wieder sehr schnell zu reagieren“, erläutert Dr. Michael Eiblmaier, der stellvertretende Leiter der Berufsfeuerwehr Offenbach, die wie in den Vorjahren in Absprache mit dem Ordnungsamt den Einsatz koordiniert. „Um die Umstände für die Bevölkerung möglichst gering zu halten, ist es unser gemeinsames Ziel, die Freilegung und Bergung des Objekts in einem Rutsch am selben Tag durchzuziehen, sofern es nicht zu unvorhersehbaren Verzögerungen oder technischen Schwierigkeiten kommt.“

Bergung und mögliche Evakuierung am Mittwoch, 26. April

Sollte es sich tatsächlich um eine Weltkriegsbombe handeln, ist deshalb davon auszugehen, dass es noch am Mittwoch, 26. April, zu einer Evakuierung kommen wird. Nach Angaben des Kampfmittelräumdienstes muss eine Bombe in der Regel umgehend entschärft werden, sobald sie freigelegt wurde. Durch Sauerstoff entstehen chemische Prozesse, die eine ungewollte Zündung auslösen können. Nur wenn keine akute Gefahr besteht, kann eine Evakuierung in einigen Fällen auch mit zeitlichem Vorlauf auf einen gegenüber der Bevölkerung angekündigten Zeitpunkt – beispielsweise an einem Samstag oder Sonntag – gelegt werden. „Dieses Szenario ist auch in Rumpenheim denkbar, aber praktisch gesehen keine Option für uns“, so Eiblmaier: „Da es durchaus realistisch ist, dass der Kampfmittelräumdienst die Bombe aufgrund ihrer Gefahr umgehend entschärfen muss, müssen sich die Bevölkerung und die Einsatzkräfte ohnehin darauf vorbereiten, dass es noch am Mittwoch zur Evakuierung kommen kann. Die Bergung soll deshalb auch dann sofort erfolgen, wenn keine unmittelbare Dringlichkeit bestünde.“ Es wäre umgekehrt wenig hilfreich für die Bevölkerung und die Einsatzkräfte, wenn die Entschärfung auf einen anderen Tag gelegt werden würde: Dann müssten sich die Menschen, nachdem sie sich bereits für den Mittwoch organisiert haben, für einen weiteren Tag um Kinderbetreuung oder einen Aufenthaltsort kümmern.

Oberbürgermeister Schwenke betont deshalb: „Die Bevölkerung wie auch die Gewerbebetriebe sollten sich vorsorglich darauf vorbereiten, dass es am Mittwoch, 26. April, ab der Mittagszeit oder ab dem Nachmittag zu einer Räumung kommen kann“, kündigt OB Schwenke an. „Die Menschen werden dann für mehrere Stunden das Gebiet nicht mehr betreten können. Die überwiegend ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Feuerwehren und Rettungsdienste sowie die Landes- und Stadtpolizei sind voralarmiert und treffen bereits umfangreiche Vorbereitungen.“

Die Fotos zeigen den Fundort und den Einbau des Spundwandkastens, innerhalb dessen das Erdreich ab dem kommenden Montag abgetragen wird.

Sicherheitszone wird kurzfristig festgelegt

In welchem Radius eine Sicherheitszone für die Entschärfung und Bergung eingerichtet wird, ist vom Gefährdungspotenzial des Fundes abhängig. „Aktuell muss man davon ausgehen, dass der gesamte Stadtteil Rumpenheim und ein Teil der südlichen Gemarkung von Maintal-Bischofsheim zwischen Mainufer und Autobahn 66 geräumt werden könnte“, so Eiblmaier. Betroffen wären dann in einem Radius von einem Kilometer rund 5.000 in Rumpenheim gemeldete Einwohnerinnen und Einwohner sowie im Süden von Maintal-Bischofsheim ein Campingplatz, eine Kleingartenanlage und ein Gewerbegebiet. Ebenfalls betroffen wären der Schiffsverkehr auf dem Main, der Verkehr auf der nordmainischen Bahnstrecke, die Bundesstraße 8 in Maintal sowie unter Umständen zeitweise auch die Autobahn 66. „Möglicherweise kann die Sicherheitszone aber auch kleiner ausfallen, sodass nur ein kleinerer Bereich südlich und nördlich des Mains betroffen sein würde. Diese Entscheidung kann der Kampfmittelräumdienst erst am Mittwochmorgen treffen, wenn klar ist, welche Gefahr von der Bombe und ihrem Zünder ausgeht. Die Stadt wird dann auf allen Kanälen umgehend informieren.“

Wie lange eine Evakuierung andauern würde, hängt im Wesentlichen davon ab, wie schnell die Menschen das Gebiet verlassen und wie lange anschließend der Kampfmittelräumdienst für eine Entschärfung benötigt. Auch könnte sich eine Situation herausstellen, in der es zu einer kontrollierten Sprengung kommen muss. Für den Fall einer Räumung bereiten die Einsatzkräfte wieder eine Betreuungseinrichtung vor, wo sich Betroffene aus Rumpenheim während der Evakuierung aufhalten können. Der Ort der Einrichtung wird rechtzeitig bekanntgegeben. Die Stadt Maintal plant ebenfalls für ihre Bevölkerung eine entsprechende Einrichtung.

Bürgertelefone in Offenbach und Maintal

Sowohl für Maintal als auch Offenbach werden eigene Bürgertelefone geschaltet. Das Offenbacher Bürgertelefon (069 840004-375) ist am Dienstag, 25. April, von 7 bis 17 Uhr geschaltet. Am Mittwoch, 26. April, sind die Mitarbeitenden am Bürgertelefon ab 7 Uhr bis zum Einsatzende erreichbar. Darüber hinaus informiert die Stadt Offenbach am Main die Bevölkerung am Mittwoch über die Warn-Apps und auf Mobiltelefonen, die Internetseite www.offenbach.de sowie die digitalen Stadtinformationstafeln und die sozialen Netzwerke. Die zentralen Informationen stehen auf der Internetseite mehrsprachig zur Verfügung. Ebenso wird eine Karte zum Radius veröffentlicht, sobald der Kampfmittelräumdienst den Umfang der Räumung am Mittwoch bekanntgegeben hat. Sobald möglich wird dann auch eine Liste der betroffenen Adressen zur Verfügung gestellt. Vor Ort wird die Feuerwehr mit Lautsprecherdurchsagen zum Verlassen des Gebiets aufrufen.

Offenbacher Verkehrsbetriebe richten Sonderlinie zur Evakuierung ein

Die Offenbacher Verkehrsbetriebe werden eine Sonderlinie mit mehreren Bussen einrichten, um Menschen aus der Sicherheitszone in die Betreuungseinrichtung zu bringen. Folgende Haltestellen werden angefahren: Schloßpark, Marstallstraße, Kurhessenplatz, Kurhessenstraße, Ernst-Reuter-Schule. Die Busse sind mit dem Hinweis „Evakuierungsbus“ auf der Anzeigetafel versehen. Der Mainzer Ring wird in Teilen für den Verkehr gesperrt, da dieser von den Einsatzfahrzeugen des Katastrophenschutzes genutzt wird. Die dortigen Bushaltestellen werden während der Evakuierungszeitraums nicht angefahren. Autofahrende werden gebeten, das betroffene Gebiet möglichst weiträumig zu umfahren.

Ab sofort Anmeldung von Liegendtransporten

Nicht mobile kranke Menschen, die keine Unterstützung durch Verwandte oder Freunde nutzen können und einen Liegendtransport benötigen, können sich ab sofort telefonisch unter 069 19222 mit dem Stichwort „Evakuierung“ anmelden. Dies ist sehr wichtig, damit die Einsatzkräfte die Anzahl der erforderlichen Liegendtransporte vorab kennen und die notwendigen Fahrzeuge organisieren können. Der gesamte Einsatz wird wie in solchen Fällen üblich in erster Linie durch ehrenamtliche Kräfte der Hilfsorganisationen des Katastrophenschutzes bewältigt, damit der Regelrettungsdienst nicht beeinträchtigt wird. Aus diesem Grund müssen wie bereits beim Einsatz in Bürgel Anfang März Einsatzkräfte aus zahlreichen weiteren Landkreisen nach Offenbach beordert werden.

Unbenommen von den Vorbereitungen betonen Ordnungsdezernent Paul-Gerhard Weiß und Oberbürgermeister Schwenke: „Auch wenn wir noch nicht wissen, ob es am Mittwoch zu einer Evakuierung kommen muss, möchten wir die Bevölkerung vorsorglich auf diese Situation einstellen. Sollte sich herausstellen, dass es am Ende nur ein harmloser Gegenstand ist, dann werden wir alle erleichtert sein. Sobald wir nähere Erkenntnisse haben, werden wir die Bevölkerung laufend informieren“, kündigt Oberbürgermeister Schwenke an. Zugleich betonte er: „Wir stehen hierzu auch im engen Austausch mit den Behörden und Zuständigen in Maintal, die ihrerseits die Betroffenen auf dem Laufenden halten.“

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