Interview des VAIR e.V. mit dem Sozialdezernenten und der Altersplanerin der Stadt Offenbach
09.08.2023
Seit 2005 gibt der Seniorenrat den Offenbacherinnen und Offenbachern, die das 60. Lebensjahr erreicht haben, eine Stimme. Alle vier Jahre wird das 15-köpfige Gremium neu gewählt, am 25. Oktober 2023 steht die Wahl zum dritten Seniorenrat der Stadt Offenbach an. Zijad Dolicanin, Vorsitzender des Vereins VAIR e. V. (im Folgenden „I“), hat den Sozialdezernenten Martin Wilhelm („M.W.“) und die kommunale Altersplanerin Astrid Hubert („A.H“) unlängst einige Fragen zum Seniorenrat gestellt:
I: Die Kandidatinnen– und Kandidatensuche für den Seniorenrat läuft und Interessierte können sich zur Wahl aufstellen lassen. Wer kann sich bewerben?
M.W.: Zunächst freue ich mich über alle, die Interesse haben, sich in und für die Stadtgesellschaft einzubringen. Kandidieren können Menschen, die seit mindestens sechs Monaten in Offenbach wohnen, das 60. Lebensjahr vollendet haben oder es in diesem Jahr vollenden werden. Um sich aufstellen zu lassen, sind mindestens fünfzehn Unterschriften von Wahlberechtigten erforderlich. Wir haben Vordrucke erstellt, diese sind im Wahlamt erhältlich. Hierbei können auch weitere Fragen geklärt werden. Ich empfehle aber auch und vor allem, sich über unsere Homepage www.offenbach/seniorenratswahl-2023 (Öffnet in einem neuen Tab)zu informieren.
I: Was macht der Seniorenrat?
M.W.: Als politisches Gremium vertritt er die Interessen der Offenbacher Seniorinnen und Senioren und betrachtet seniorenspezifische Belange. Im besten Fall fließen die Themen in die städtische Alterspolitik ein. Dadurch wirkt der Seniorenrat an kommunalpolitischen Entscheidungsprozessen direkt mit. Der Seniorenrat ist sozusagen ein Bindeglied zwischen Politik, Verwaltung und den älteren Menschen und ermöglicht dadurch die Teilhabe von Älteren am politischen Geschehen. Ob es um die Förderung von Nachbarschaftsnetzwerken geht, um altersgerechtes Wohnen, lebenslange Bildung oder ehrenamtliches Engagement, das alles sind Themen, die Menschen in allen Lebenslagen bewegen, aber mit dem Schwerpunkt auf „Alter“ vom Seniorenrat getragen werden.
I: Herr Wilhelm, welchen Beitrag leistet der Sozialdezernent zu einem funktionierenden Seniorenrat?
M.W.: Ähnlich wie die Altersplanerin habe auch ich eine beratende Funktion im Seniorenrat. Das bedeutet, dass ich nicht nur regelmäßig in den Sitzungen zu Gast bin, um dort über meine Arbeit zu berichten, sondern dort auch unmittelbar erfahre, welche Themen und Inhalte den älteren Teil der Bevölkerung bewegen und dort diskutiert werden. Davon erhalte ich wertvolle Impulse und profitiere auch persönlich von dem konstruktiven Austausch. Selbstverständlich gehört dazu auch die Bereitschaft, nicht nur zuzuhören, sondern auch bei der Planung und Verwirklichung mitzuwirken – Offenbach gilt zwar als eine junge Stadt, aber wir verstehen uns als Stadt für alle, daher wollen wir den Zusammenhalt generationsübergreifend stärken.
I: Frau Hubert, welchen Einfluss hat ein „starker“ Seniorenrat auf Ihre Arbeit?
A.H.: Wie Herr Wilhelm bereits sagte, gewinnen die Themen der älteren Generationen zunehmend an Bedeutung, auch in Offenbach. Gesellschaftliche Veränderungen und demografischer Wandel haben Alter verändert, Seniorinnen und Senioren sind heute agiler und auch anspruchsvoller, vor allem wollen sie Fragen ihre Zukunft betreffend, selbst beantworten. Denn viele Ältere verfügen über Unabhängigkeit, gestaltbare Zeit, Fachwissen und Lebenserfahrung. Dies macht sie für mich zu wertvollen Ressourcen, wenn es darum geht, die kommunale Altersplanung fortzuschreiben. Hierin werden unter anderem Themen wie: Einrichtung und Ausbau sozialer Beratungs- und Hilfsdienste, Mobilitäts- und Verkehrsfragen, Wohnen und Pflege oder Weiterentwicklung städtischer Seniorentreffs erörtert.
I: Vor welchen Herausforderungen steht der Seniorenrat aus Ihrer Sicht?
A.H.: Zu Beginn der neuen Amtsperiode gilt es zunächst, die fünfzehn Seniorenräte zu unterstützen, ihre Zusammenarbeit als Gremium zu finden und zu stärken. Als beratendes Mitglied habe ich mir hierzu schon einige Gedanken gemacht, vor allem, damit alle einen guten Start haben. Beispielsweise ist es aus meiner Sicht wichtig, mit den neuen Mitgliedern über die eigene Motivation zu sprechen und persönliche Interessen auszutauschen. Nur so kann man sich auch für eine Mitarbeit in den städtischen Ausschüssen, Kommissionen und anderen Netzwerken entscheiden und wappnen. Außerdem werde ich dem Wunsch von ehemaligen Mitgliedern nachkommen und eine Einführung in die Abläufe und Strukturen der Verwaltung und Politik organisieren.
I: Welche „Ausrüstung“ steht dem Seniorenrat zur Verfügung?
M.W: Zunächst einmal ist die Mitarbeit im Seniorenrat eine ehrenamtliche Tätigkeit, die interessensneutral, konfessionsunabhängig und politisch neutral – eben für alle älteren Menschen - erfolgen sollte. Neben der Satzung gibt es eine Geschäftsordnung, die die Aufgaben der/des Vorsitzenden und die Zusammenarbeit innerhalb der Seniorenvertretung sowie die Kooperation in und mit der Kommune regelt. Sie kann jederzeit vom Rat selbst verbessert werden. Zusätzlich stärken wir die Arbeit mit einem eigenen Budget, mit dem der Seniorenrat aktiv werden kann. Die Verwaltung und die Fachstelle für ältere Menschen beraten den Seniorenrat bei der Umsetzung und sind starke Partner für ein gutes Zusammenleben der Generationen. Bis zum 17. August 23, 17 Uhr besteht noch die Möglichkeit zu kandidieren und den Wahlvorschlag abzugeben.
I: Vielen Dank für das Gespräch.