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Stadt Offenbach

Von der Kunst zu leben – Heide Khatschaturian und ihr Offenbach

Mit der Künstlerin Heide Khatschaturian waren 16 Interessierte im Rahmen des Projektes „Ich zeig dir meine Stadt“ in Offenbach unterwegs. Auch bei dieser 12. Tour des Freiwilligenzentrums ging es darum, Orte aufzusuchen, die für die Tourführer eine besondere Bedeutung haben. Diese Orte sind oftmals bekannt, die Teilnehmenden betrachten sie jedoch durch die persönlichen Geschichten mit neuen Augen.

Entsprechend dem Titel „Von der Kunst zu leben“ war der Besuch des Zollamtstudios die erste Station. In diesem Haus arbeiten knapp 50 Kreative, zu vielen hat Heide Khatschaturian eine enge Beziehung und sie weitete den Titel mit einem Lächeln aus zu „Von der Kunst in Offenbach zu leben“.

Heide Khatschaturian und Karl H. Thiel

Karl H. Thiel lebt und arbeitet in Offenbach und öffnete für die Gruppe sein Atelier dritten Stock. Die beiden kennen und schätzen sich seit über zehn Jahren und sind auch im Ausstellungsgremium des BOKs (Bund Offenbacher Künstler) aktiv. An den Wänden seines Ateliers hängen viele Bilder, gemeinsam haben sie eine große Farbigkeit, jedes einzelne ist zumeist einfarbig mit einer Anmutung von Schrift darauf – aber nichts ist leserlich. Da er viel auf Reisen ist, entwickelte er für sich die Form der Reisebücher – auch mit dem Hintergrund, dass dieses dann mit seinem vielen Zeichnungen eine Einheit bildet.

In der Steinmetz‘schen Buchhandlung wartete bereits Helma Fischer auf die Gruppe. Obgleich Heide Khatschaturian bereits seit 1973 in Offenbach wohnt, hat sie erst in den vergangenen zehn Jahren angefangen, intensivere Kontakte aufzubauen, als sie im BOK Vorsitzende wurde. Es begann damit eine Vernetzung in Offenbach, sie hatte viele Begegnungen in der Stadt und eine führte zur nächsten, unter anderem ist sie auch ehrenamtliche Beraterin im Freiwilligenzentrum. Helma Fischer bat die damalige Vorsitzende des BOKs 2008 als namhafte Vertreterin der Offenbacher Kultur, beim Welttag des Buches eines ihrer Lieblingsgedichte öffentlich zu lesen. Längst schon gehört die Buchhandlung zu den Lieblingsgeschäften von Heide Khatschaturian, auch wegen des Lesegartens, einer kleinen Oase mitten in der Stadt. Bemerkenswert dort ist eine Glaskuppel, der Lichtschacht zum darunter gelegenen Antiquariat, dem ehemaligen Büro des früheren Inhabers Lothar Frank. Dieser war 1911 in dem Haus zur Welt gekommen und mit 103 Jahren dort auch gestorben. Helma Fischer hatte seinerzeit ihre Ausbildung bei ihm gemacht und später die Buchhandlung übernommen. Lesegarten und Antiquariat mit den Büchern aus der Sammlung von Lothar Frank sind für die Kunden zugänglich.

Der nächste Stopp der Tour war das Haus der Stadtgeschichte im Bernardbau. In der Ausstellungshalle war Heide Khatschaturian mit ihren Werken bereits mehrfach zu sehen, 2016 auch mit ihrer Einzelausstellung „Dasda“. Mit der Kuratorin Katja M. Schneider verbindet sie die gemeinsame Arbeit im BOK. Bei der ersten Begegnung 2007 hatte Heide Khatschaturian Stift und Block dabei, worauf Katja M. Schneider sagte: „Du eignest dich für Vorstandsarbeit.“ Dabei war die Tourführerin ein Jahr zuvor noch als BOK-Mitglied abgelehnt worden.

Neben der aktuellen Ausstellung von Darmstädter Künstler, die ihre Sichtweise auf Offenbach darstellten, bat Heide Khatschaturian, die alte Druckpresse von Alois Senefelder zu zeigen. 1799 hatte der Offenbacher Musikverleger Johann Anton André über ein neues Steindruckverfahren gelesen und lernte Senefelder, den Erfinder, kennen. André erwarb die Rechte und holte das Verfahren, mit dem schnell und günstig auch farbige Drucke zu erstellt werden konnten, nach Offenbach. Das Zeitalter der Lithografie begann. Für Heide Khatschaturian ist das Verfahren noch heute spannend, zumal auch sie serielles Arbeiten liebt.

Ausstellung von Künstlerbüchern im BOK

Nur wenige Meter entfernt liegt der Schlusspunkt der Tour: die neuen Ausstellungsräume des BOKs in der Kirchgasse. Aktuell ist dort eine Ausstellung von Künstlerbüchern zu sehen, auch die Reisebücher von Karl H. Thiel gehören dazu. Konstanze Schneider, jetzige Vorsitzende des BOKs und enge Freundin von Heide Khatschaturian, erläuterte der Gruppe, dass sie Initiativen wie den BOK fördern und für die Mitglieder aktiv sein möchte, auch um deren Chancen zu stärken, von ihrer Kunst zu leben. Für Heide Khatschaturian zieht sich die Kunst wie ein roter Faden durch ihr Leben und sie kann sich nicht vorstellen, ohne Kunst zu leben.

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