Auf dem Weg zum Kommunalen Aktionsplan gegen Kinderarmut
25.07.2023
Der Ferienbeginn führt es vor Augen: Während sich viele Familien auf eine Urlaubsreise freuen, liegt für andere Kinder selbst ein Besuch im Schwimmbad oder in der Eisdiele in weiter Ferne. Jedes fünfte Offenbacher Kind ist in Offenbach von Kinderarmut betroffen und wächst mit Einschränkungen in zentralen Lebensbereichen wie Bildung, Gesundheit oder sozialer Teilhabe auf.
Vor einem Jahr haben die Stadtverordneten den Magistrat daher mit der Erarbeitung des Kommunalen Aktionsplans gegen Kinderarmut beauftragt. Bürgermeisterin und Kinder- und Jugenddezernentin Sabine Groß berichtet zum aktuellen Stand des Vorhabens, das zwischenzeitlich durch eine Landesförderung finanziell unterfüttert werden konnte.
„Da wir als Kommune nur wenig gegen ökonomische Benachteiligung tun können, ist es umso wichtiger, dass wir unseren Einfluss nutzen die Teilhabechancen zu verbessern. Das ist mir ein Herzensanliegen. Zur zielgerichteten Umsetzung braucht es neben dem guten Willen aller Akteure ein klares Konzept“, erläutert Sabine Groß. Sie sieht den Aktionsplan daher als Basis für eine abgestimmte kommunale Gesamtstrategie gegen Kinderarmut, an deren Gestaltung neben den verschiedenen Ämtern der Kommunalverwaltung auch freie Träger, Initiativen mitwirken. “Die Erstellung des Aktionsplans liegt in meinem Dezernat beim Jugendamt,“ so Sabine Groß. „Damit wird auch zum Ausdruck gebracht, dass es sich bei Kinderarmut um mehr als nur eine einkommensrelevante Problematik handelt. Vielmehr geht es um den Zugang zu Bildung, sozialer Teilhabe und gesunder Lebensweise. Hier anzusetzen, ist ein entscheidender Schritt in der Umsetzung des Aktionsplans.“
Das ambitionierte Vorhaben wird vom Land Hessen und der Auridis-Stiftung von 2023 bis 2025 mit einer eigenen Koordinierungsstelle im Jugendamt aus dem Landesprogramm „Präventionsketten Hessen: Gelingendes Aufwachsen, Kinderrechte leben“ finanziell mit über 130.000 Euro unterstützt.
Aktuell wird an einer Bestandsaufnahme gearbeitet: „Um Maßnahmen für den Aktionsplan möglichst bedarfsgerecht zu planen, werfen wir einen genauen Blick auf die Lebenssituation armutsbetroffener Kinder, Jugendlicher und Familien, befragen Fachkräfte und armutsbetroffene Familien selbst hinsichtlich der Bedarfe und analysieren die bestehende Angebotslandschaft“, erklärt Sabine Groß das Vorgehen, das von einer verwaltungsinternen Steuerungsgruppe mit Sozialamt, Gesundheitsamt, MainArbeit und Volkshochschule unter Federführung des Jugendamtes begleitet wird. Bei der Erarbeitung konkreter Maßnahmen für den Aktionsplan geht es nicht nur darum, neue Ansätze zu entwickeln. Es sollen Lücken im Unterstützungssystem geschlossen werden und genau hingeschaut werden, wo sich bestehende Strukturen armutssensibler gestalten, Kooperationen verstärken und Zugangswege vereinfachen lassen.
Sabine Groß ist optimistisch, dass der Aktionsplan in der zweiten Jahreshälfte 2024 in den kommunalen Gremien zur Abstimmung gegeben werden kann. Die Bestandserhebung wird im Rahmen eines Fachtages am 6.Dezember2023 präsentiert und gemeinsam mit den Anwesenden diskutiert, anschließend werden Maßnahmen für den Aktionsplan in Vertiefungsworkshops konkretisiert. Die Förderung im Rahmen des Landesprogramms ermöglicht es der Verwaltung zudem, die erste Umsetzungsphase des Aktionsplans zu begleiten: „Wir wollen schließlich ein nachhaltiges und tragfähiges Netz gegen Kinderarmut entwickeln und nicht nur gute Ideen sammeln oder kurzlebige Strohfeuer entfachen“.
Weitere Informationen:
Wanda Krautter, Koordinierungsstelle Landesprogramm Präventionskette
Telefon 069 8065 3189, E-Mail wanda.krautteroffenbachde