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Stadt Offenbach

Kommunaler Aktionsplan gegen Kinderarmut: Zwischenstand der Erarbeitung

19.01.2024

Im Sommer 2022 hat die Stadtverordnetenversammlung in Offenbach entschieden, einen Aktionsplan gegen Kinderarmut zu erstellen, um perspektivisch die Beeinträchtigungen, die Armut bei betroffenen Offenbacher Familien und vor allem deren Kindern regelhaft mit sich bringen, abzumildern. „Die Erarbeitung des kommunalen Aktionsplans gegen Kinderarmut findet im Jugendamt statt, betont Sabine Groß, Bürgermeisterin der Stadt und zuständige Kinder- und Jugenddezernentin, „wofür wir uns aktiv eingesetzt haben. Wir sehen in der Bekämpfung von Kinderarmut mehr als nur das Betrachten der einkommensrelevanten Hintergründe. Kinderarmut verursacht Diskriminierung und verhindert Zugänge zu Bildung und Teilhabe, was oft lebenslange Beeinträchtigungen mit sich führt“, so Groß. „Offenbach zählt zu den ärmsten Kommunen Deutschlands und rangiert laut statistischem Landesamt und einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft hessenweit auf dem letzten Platz, was das Pro-Kopf-Einkommen angeht. „Diese Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, dass wir uns dem Thema Armut in der Stadt widmen und konkrete Maßnahmen erarbeiten. Zwar gibt es in Offenbach bereits zahlreiche Angebote, um sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche nachhaltig zu unterstützen, wir müssen aber überprüfen, wo Lücken bestehen und ob die Zielgruppen gut erreicht werden“, ergänzt die Bürgermeisterin.

Das Jugendamt hat sich für die Erarbeitung Unterstützung bei der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung (HAGE) geholt, die das Landesprogramm „Präventionsketten Hessen. Gelingendes Aufwachsen. Kinderrechte leben“ landesweit koordiniert. Hierfür stellt die Auridis Stiftung aus Mülheim an der Ruhr und das Land Hessen finanzielle Mittel zur Verfügung. „Es war eine glückliche Fügung, dass fast zeitgleich zum Beschluss der Stadtverordneten die Ausschreibung der HAGE zur Teilnahme am Präventionskettenprogramm kam, denn inhaltlich bezieht sich auch das Landesprogramm auf die Erarbeitung einer langfristigen kommunalen Gesamtstrategie gegen Kinderarmut“, betont Wanda Krautter, die im Jugendamt die Teilnahme Offenbachs am Landesprogramm koordiniert und somit auch für die Erarbeitung des Aktionsplans eine wichtige Rolle einnimmt.

Jugendamt will Aktionsplan bis Herbst erstellen

Im letzten Jahr ist viel passiert, um das Thema voranzubringen und weitere Planungen vorzunehmen: „Wir haben eine stadtinterne Steuerungsgruppe mit den Leitungsebenen verschiedener Ämter unter meiner Leitung ins Leben gerufen, die den Gesamtprozess steuert. Die neu geschaffene Koordinationsstelle wurde direkt der Jugendamtsleitung unterstellt. Damit verlieren wir keine unnötige Energie, um unmittelbare und schnelle Absprachen treffen zu können“, sagt Sabine Groß. Das Jugendamt hat Handlungsbedarfe durch gezielte Interviews mit Expertinnen und Experten aus Verwaltung, Bildung, Trägerschaft und Initiativen, sowie einer breiten Fachkräftebefragung ermittelt. Erste Ergebnisse wurden im Dezember 2023 auf dem Fachtag „Gemeinsam gegen Kinderarmut. Auf dem Weg zum Kommunalen Aktionsplan“ vorgestellt. Vorgeschlagen wurden unter anderem Maßnahmen aus den Bereichen Freizeitgestaltung für Kinder und Jugendliche, früher Zugang zur Förderung in der Kindertagesbetreuung, Stärkung von Eltern in ihrem Erziehungsverhalten und Angebote für gesunde kostenfreie Mahlzeiten.

Die Veranstaltung wurde mit zwei Fachvorträgen von Dr. Irina Volf vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. aus Frankfurt begleitet. Neben der Vorstellung erster Ergebnisse wurden auch die anwesenden Fachkräfte gebeten, ihre Erfahrungen einfließen zu lassen, um so einen weiteren Schritt in der Feststellung der Bedarfe voran zu kommen.

„Gestern haben wir den Zwischenstand im Jugendhilfeausschuss vorgestellt und wir sind gerade mitten in den Planungen, armutsbetroffene Kinder, Jugendliche und Familien zu befragen, um auch diese Sichtweise in die Bedarfsermittlung einzubinden. In dieser Beteiligung sehen wir einen wichtigen Beitrag, Maßnahmen möglichst zielgerichtet und mit hoher Akzeptanz in der Bevölkerung zu konzipieren“, ergänzt Wanda Krautter abschließend zum aktuellen Sachstand. Der Aktionsplan gegen Kinderarmut soll im Herbst dieses Jahres erstellt sein und anschließend der Politik vorgelegt werden.



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