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Stadt Offenbach

10 Jahre Soforthilfe, Versorgung und Spurensicherung nach Vergewaltigung

18.07.2023 – Vor zehn Jahren, 2013, machte die Beratungsstelle Frauennotruf Frankfurt den Anfang, inzwischen haben 27 Regionen in Baden- Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen das Projekt „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ übernommen und über 1.100 Frauen schnell und unbürokratisch versorgt. 

Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke (ganz rechts im Bild) neben Prof. Dr. med. Christian Jackisch, Chefarzt, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe Sana Klinikum Offenbach GmbH;  Von links: Dr. med. Silvia Khodaverdi, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Sana Klinikum Offenbach GmbH; Dr. Inga Halwachs Kommunale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte; Dr. med. Lars Schröder, Chefarzt der Frauenklink, Ketteler Krankenhaus gemeinnützige GmbH; Carolin Reyes Geschäftsführerin, pro familia, Ortsverband Offenbach e.V.; Pia Barth Frauennotruf, pro familia Offenbach.

Auf Initiative der Stadt Offenbach, des Sana Klinikums und des Ketteler Krankenhauses sowie des Frauennotruf Offenbach in der pro familia, die vertrauliche Versorgung nach Vergewaltigung gewährleistet, ist Offenbach seit 2015 ebenfalls dabei.

Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke unterstützt das Projekt schon seit seiner Zeit als Sozialdezernent:

Jeder Mensch hat das Recht, selbst über seinen Körper zu entscheiden. Eine Vergewaltigung raubt dieses Recht.

Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke

„Die große Stärke dieses Projektes ist: es gibt die Chance, medizinisch geholfen zu bekommen und Beweise zu sichern, um später entscheiden zu können, ob man den Täter belangen will – mit anderen Worten: die Frau bekommt die Kontrolle zurück. Das halte ich für absolut wichtig, und dieses Zeichen setze ich ganz bewusst auch als Mann.“

Auch wenn der Grundsatz „Nein heißt Nein“ seit der Sexualstrafrechtsreform 2016 auch im deutschen Strafrecht verankert ist – manchmal dauert es sehr lange, bis sich Frauen entscheiden, sich Hilfe zu suchen. „Dabei ist eine rasche medizinische Versorgung nach einer Vergewaltigung dringend notwendig“, sagt Dr. Inga Halwachs, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Offenbach. „Deswegen ist ein niedrigschwelliges Angebot wichtig, bei dem nicht sofort die Entscheidung über eine Anzeige gefällt werden muss.“ Denn eine Vergewaltigung gilt als Offizialdelikt, das bedeutet, dass eine Anzeige nicht mehr zurückgenommen werden kann, sobald die Polizei davon erfährt. „Ein sexueller Übergriff ist ein Kontrollverlust. Sich erst über den Ablauf eines Strafverfahrens zu informieren und das weitere Vorgehen zu planen, gibt betroffenen Mädchen und Frauen wieder Handlungssicherheit zurück“ fügt Carolin Reyes, Leiterin der pro familia Offenbach hinzu. Im Frauennotruf der Beratungsstelle können Betroffene sich über die Anzeige erkundigen und finden außerdem psychosoziale Unterstützung.

 „Auf Wunsch kann eine kostenfreie rechtssichere Spurensicherung durchgeführt werden“ berichtet Prof. Dr. Christian Jackisch, Leiter der Gynäkologie im Sana-Klinikum: „Der Befundbogen und das Untersuchungskit wurden extra für diesen Zweck entwickelt. So können wichtige Beweise gesichert und vor Gericht verwertet werden.“ Die Chancen auf eine Verurteilung des Täters werden dadurch  besser, was Frauen Bedenkzeit verschafft und bei der Entscheidung für eine Anzeige hilft.  Das Polizeipräsidium Südosthessen unterstützt das  Projekt, in dem es den Kliniken kostenlos die Untersuchungssets zur Verfügung Stellt.

Unser medizinisches Personal wird regelmäßig im Umgang mit den Frauen und Mädchen, die Opfer eines körperlichen Übergriffs wurden, geschult.

Dr. Lars Schröder, Chefarzt der Frauenklinik im Ketteler- Krankenhaus

 „Diese erfahren eine professionelle wie zugewandte Unterstützung“, so Dr. Lars Schröder, Chefarzt der Frauenklinik im Ketteler- Krankenhaus. Denn neben des Kontrollverlusts erleben Frauen Angst, hinzu kommen Scham- und Schuldgefühle.   

„Für betroffene Frauen ist es zunächst eine Erleichterung zu wissen, dass mögliche Verletzungen und Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten versorgt wurden. Die Wiederherstellung der körperlichen Unversehrtheit ist ein wichtiger Schritt, die Gewalterfahrung zu verarbeiten und zurück in den Alltag zu finden“, berichtet Pia Barth, Beraterin im Frauennotruf.

Die Spurensicherung ist nur bis 72 Stunden nach dem Übergriff möglich. Deswegen ist es wichtig, dass die Möglichkeiten der „Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung“ allen bekannt sind: So können Angehörige, Freunde und Bekannte schnell auf die Möglichkeit hinweisen, sich vertraulich versorgen zu lassen. „Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, das Thema sexualisierte Gewalt zu enttabuisieren und so für mehr Schutz der Betroffenen zu sorgen“, betont Oberbürgermeister Schwenke abschließend.

Kontakt zum Frauennotruf Offenbach:

Pro familia Offenbach
Domstraße 43
63067 Offenbach
Telefon: 069 85096800
offenbachprofamiliade
https://hilfe-nach-sexueller-gewalt-offenbach.de (Öffnet in einem neuen Tab)

Sana Klinikum Offenbach
Starkenburgring 66
63069 Offenbach
Telefon Notaufnahme: 069 8405 7643

Ketteler Krankenhaus Offenbach
Lichtplattenweg 85
63071 Offenbach
Telefon tagsüber: 069 850 5377
Telefon nachts: 069 850 50

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