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Stadt Offenbach

Sogar Petrus unterstützte den ersten Offenbacher Frauenmarsch

21.03.2023 – Rechtzeitig zum Beginn des ersten Offenbacher Frauenmarsches zeigte sich auch Petrus am Montagabend, 13. März, von seiner weiblichen Seite: Der Regen ließ nach und so machte sich der bunte Zug gegen 18 Uhr nach der Begrüßung durch Stadträtin und Vorsitzende der Gleichstellungskommission Gertrud Marx und Beiträgen von Angela Sindermann, Frauen helfen Frauen e.V., Naime Demirezen für den Ausländerbeirat der Stadt, Integrationspreisträgerin Mahshid Najafi für den Seniorenrat, Heike Pinne, Geschäftsführerin pro familia Offenbach sowie der Leiterin des Frauenbüros, Dr. Inga Halwachs, auf den Weg durch die Innenstadt.

 Musikalisch begleitet wurden sie dabei von DJ Jasmina Stille, die später auch im KJK Sandgasse weibliche Stimmen auflegte und Singer/Songwriterin Lucy, die im Good Coffee im Salzgässchen ihren eigens komponierten Song „women, life, freedom“ vortrug. Zwischendurch erklärten die Gewerkschaftsfrauen in einem Dreiminuten-Theaterstück „Lohngleichheit“ und „Tariflohn“ und machte die vhs mit ihrem Bildungspuzzle auf das Recht auf Bildung und Teilhabe aufmerksam.   

Ob „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, die Paragraphen §218 und §219a oder der Blick über den Tellerrand mit „Frauen! Leben! Freiheit!“: Frauen und Mädchen sind in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens benachteiligt und kämpfen um die Durchsetzung ihrer Rechte. „Für die Durchsetzung der Frauenrechte in Offenbach macht sich die Gleichstellungskommission stark“, erklärte deren Vorsitzende und Stadträtin Gertrud Marx. „Dieses Gremium ist kein Debattierclub, sondern mit unseren Aktivitäten wollen wir alle Frauen in unserer Stadt und über alle Parteien hinweg sichtbar machen.“ 
Eine Lobby, die sich Mahshid Najafi auch für die Frauen im Iran wünschen würde. Sie selbst konnte wegen der Unruhen der Islamischen Revolution 1978 nach einem Studienaufenthalt in den USA nicht mehr zurück in ihre Heimat und kam mit ihrem Mann nach Offenbach. Seit 1985 engagiert sie sich in unterschiedlichen Zusammenhängen für die Förderung der Integration und den Abbau von Fremdenfeindlichkeit, in ihrer Rede legte sie den Fokus auf die aktuelle Situation im Iran. Dort kämpfen vor allem Frauen seit dem Tod der 22jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini im September gegen den Kopftuchzwang und damit um Freiheit und Teilhabe und hallt ihr Schlachtruf „Jin! Jiyan! Azadi!“ um die Welt. Seitdem rollt eine Verhaftungswelle durch das Land und wurden bisher zwei männliche Protestierende hingerichtet und sind weitere Menschen von der Todesstrafe bedroht.

Frauenrechte brauchen eine Lobby

Ganz anders die Situation in Deutschland, aber dass auch hier Frauen von Gewalt bedroht sind, zeige ein Blick in die Polizeistatistik, berichtete Angela Sindermann. 181 Frauen seien 2021 in Offenbach von häuslicher Gewalt betroffen gewesen, 27 Frauen von Vergewaltigung und 23 Frauen von Stalking, „die Dunkelziffer liegt sicher höher“. Gut 300 Frauen haben die Beratungsstelle des Vereins aufgesucht und 34 Frauen und 44 Kindern und Jugendlichen habe man Schutz im Frauen- und Kinderhaus bieten können. „Leider mussten wir aber auch 107 Frauen und 122 mitbetroffenen Kindern absagen, weil wir wie so oft voll belegt waren.“ Hier sei man aber im guten Austausch mit der Stadt und zuversichtlich, dass sich die Situation bald verbessere. Darauf, dass Frauen Rechte und auch Rechtsanspruch haben, wies Heike Pinne in ihrem Statement hin. Sie und ihre Kolleginnen trugen Pappen, die das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und das Recht am eigenen Körper thematisierten.
Auch dies nicht überall eine Selbstverständlichkeit, in ihrem Beitrag betonte die türkischstämmige Naime Demirezen ihre Hoffnung auf eine gerechtere und gleichberechtigtere Welt für alle Frauen: „Wir haben die Macht, Veränderungen zu bewirken!“ 

Während des Marsches durch die Innenstadt schlossen sich viele noch spontan an, so dass zwischenzeitlich bald 100 Frauen und auch Männer dabei waren. „Damit sind unsere Erwartungen mehr als erfüllt“, freute sich Dr. Inga Halwachs später im KJK Sandgasse. Schon alleine wegen des unbeständigen Wetters hatte die Veranstalterinnen, neben dem Frauenbüro war dies die Gleichstellungskommission, keine großen Erwartungen gehabt. Im KJK klang der Abend dann mit einem Auftritt des Frauenchors die Subdominanzen munter aus. Diese hatten unter anderem „Brot und Rosen“ von 1911 („The woman worker needs bread, but she needs roses too“, Rose Schneiderman) und eine eigene Übersetzung der persischen Variante des chilenischen Liedes „El pueblo unido“ im Repertoire, das die Studierenden der Sharif-Universität in Teheran im Oktober 2022 sangen. 

Unter https://www.offenbach.de/frauenmarsch (Öffnet in einem neuen Tab) haben wir eine kleine Bildergalerie des ersten Offenbacher Frauenmarschs zusammengestellt.

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