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Stadt Offenbach

Macht Politik Spaß? Beim Erzählcafé wurden die Möglichkeiten des Mitgestaltens erörtert

04.11.2020 – Macht Politik Spaß? Wie kann Mitwirkung aussehen? Diese Fragen standen am Samstag, 24. Oktober, im Mittelpunkt des gemeinsamen Erzählcafés des Freiwilligenzentrums Offenbach und des Referats für Integration der Stadt Offenbach. Im Gespräch mit vier Lokalpolitikerinnen und -politikern ging es neben ehrenamtlichen Mitwirkungsmöglichkeiten auch um konkrete politische Partizipation wie die Wahl zum Ausländerbeirat im kommenden Jahr. Die Veranstaltung im Mariensaal moderierten Monika Pröse vom Freiwilligenzentrum und Pia Tassler, WIR-Koordinatorin bei der Stadt Offenbach.

Podiumsteilnehmer Erzählcafé

Gesellschaften sind im ständigen Wandel. In welche Richtung sie sich entwickeln, hängt im Wesentlichen von den Menschen ab, die sich aktiv in diesen Prozess einbringen: Bereits in ihren Eröffnungserklärungen machten sowohl Sigrid Jacob, Leiterin des Freiwilligenzentrums, als auch der Integrationsbeauftragte Luigi Masala klar, dass bürgerschaftliches Engagement und nachhaltige Integration eng zusammengehören. Warum bringen sich Menschen ein, welche Erwartungen haben sie und konnten sie mit ihren Ideen Mehrheiten finden? „Da waren immer wieder Dinge im Stadtalltag, mit denen ich nicht zufrieden war. Meckern hat daran ja nichts geändert, also musste ich irgendwie tätig werden“, beschreibt die Stadtverordnete Zacharoula Bellou den Grund für ihr politisches Engagement. Zijad Dolicanin, seit vier Jahren Abgeordneter in der Stadtverordnetenversammlung, berichtet: „Das politische Ehrenamt gibt mir das Gefühl, etwas verändern zu können. Vor genau diesem Hintergrund, haben wir außerdem einen Verein, Vair e.V., gegründet. Hier können wir ebenfalls Ideen entwickeln und mitwirken.“ Dabei sei es auch ihm darum gegangen, dort zu handeln, wo er lebt. Für beide war daher schnell klar, dass sie mit ihrem Engagement bei der Kommunalpolitik bleiben, Ämter auf Landes- oder Bundesebene strebten weder Bellou noch Dolicanin an.

Luigi Masala, Integrationsbeauftragter Stadt Offenbach

Laut sein - wählen gehen - mitgestalten

Der Wunsch, die eigene Umgebung unmittelbar mitzugestalten, bewegte auch Naime Demirezen zu ihrem Engagement im Ausländerbeirat. „Die Mitglieder des Ausländerbeirats können bei Ausschusssitzungen der Stadtverordnetenversammlung mitreden und sind auf diese Weise an Entscheidungsprozessen beteiligt.“ Somit ist dieses Gremium vor allem für die ausländischen Bürgerinnen und Bürger Offenbachs bedeutend, weil es ihnen eine Stimme gibt: „Es ist wichtig, dass diese Menschen laut aussprechen, was sie bewegt, damit sie in der Politik sichtbar sind.“ Politische Mitwirkung muss jedoch nicht bedeuten, für ein bestimmtes Amt zu kandidieren: Der 24-jährige Dimitrios Kladovasilakis ist als Europabeauftragter parteiintern aktiv. Mitglied wurde er bereits im Schulalter, ohne die deutsche Staatsbürgerschaft zu besitzen. „Ich dachte, das Beste was passieren kann, ist, dass mir überhaupt jemand zuhört“, erinnert sich Kladovasilakis. „Doch tatsächlich verliefen die Gespräche immer auf Augenhöhe. Auch ein junger Mensch kann sich inhaltlich einbringen und das Gefühl, wirklich etwas zu gestalten, ist ein sehr gutes.“ Wenn es um die Vereinbarkeit von Ehrenamt, Beruf und Familie gehe, erhalten sie von allen Seiten vor allem Unterstützung und Respekt für ihre ehrenamtliche Arbeit, erklärten alle unisono. „Und den zeitlichen Aufwand bestimme jeder selbst“, ergänzt Kladovasilakis: „Dafür ist es eben auch ein Ehrenamt und keine hauptamtliche Tätigkeit.“ Dolicanin und Bellou wiesen aber trotzdem auf die Notwendigkeit eines guten Zeitmanagements hin.

Teilhaben und Teil-sein

Wie also können Migrantinnen und Migranten einen guten Zugang in unsere Gesellschaft finden und wo beginnt eigentlich Teilhabe, wollte ein Gast von den Politikerinnen und Politikern auf dem Podium wissen: Neuzugewanderte können sich bei Orientierungsschwierigkeiten beispielsweise an die ehrenamtlichen Integrationslotsinnen und -lotsen des Freiwilligenzentrums wenden. Auch Migrationsberatungen bieten Hilfe in verschiedenen Sprachen an. Und wer an politischen Themen arbeiten möchte, kann jederzeit an den öffentlichen Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung oder von Ausschüssen teilnehmen. „Am besten knüpft man an die Interessen an, die man schon immer hatte“, rät Kladovasilakis allen (politischen) Neueinsteigern. Wichtig sei der erste Schritt, nur mit ihm kann Ankommen und aktive Teilhabe gelingen.“

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