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Stadt Offenbach

HfG-Doktorandin stellt Forschung über Arbeitsmigration nach Offenbach vor

23.03.2023 – Als Teil der Veranstaltungsreihe „diversity to go“ des WIR-Vielfaltszentrums, stellte Ruth Duma-Coman am 13. März 2023 ihre bisherige Arbeit zu den Auswirkungen transnationaler Arbeitsmigration von Rumäninnen und Rumänen auf städtische Räume vor – als einer der Forschungsorte diente dabei Offenbach. Moderiert wurde der online stattfindende Fachvortrag sowie der anschließende Austausch im Plenum durch Diplom-Geografin Julia Wahl.

„Rumänische Migrantinnen und Migranten machen einen Anteil von 9,5 Prozent der nichtdeutschen Bevölkerung in Offenbach aus. Das bleibt natürlich nicht ohne Einfluss auf das Leben in einer Stadt, sowohl auf den Ankunfts-, als auch auf den Herkunftsort“, eröffnete Duma-Coman ihren Vortrag, zu dem vor allem Praktikerinnen und Praktiker aus den Bereichen Integration, Raumplanung und Stadtentwicklung geladen waren. „Um ihre Familie in der Heimat finanziell zu unterstützen, nehmen viele der rumänischen hier Beschäftigten ein enormes Arbeitspensum auf sich. Da sind 70-Stunden-Wochen nicht unüblich“, erklärte Duma-Coman die Realität vieler Rumänen, die hier arbeiten. Entsprechend würde dann auch die Freizeit mit den Menschen verbracht, die man schon kennt – den Arbeitskolleginnen und -kollegen. Keine guten Voraussetzungen also, um in das Stadtleben hineinzufinden. Daneben würden Informationen zum Stadtgeschehen diese Gruppen manchmal erst gar nicht erreichen oder seien durch die Sprachbarriere nicht zugänglich. Hierbei sei zu erwähnen, dass es selbstverständlich nicht die eine homogene Gruppe der rumänischen Community gibt. Ein anderer Teil der Community engagiere sich beispielweise im rumänischen Kulturverein oder der Kirche, die auch Sprach- und Integrationskurse anbieten.

Eine Vielzahl der von Duma-Coman interviewten männlichen Personen arbeiteten auf dem Bau, oft junge Familienväter. Frauen wiederum fänden sich vermehrt im Pflege- oder Gastronomiebereich. Während der größte Teil des Verdienstes nachhause abfließe, um sich dort zum Beispiel den Traum vom Eigenheim zu verwirklichen, lebe man am Arbeitsort nicht selten in eher beengten Wohnverhältnissen. Wenn sich dann im öffentlichen Raum zum Feierabendbier getroffen werde, statt in der beengten Wohnung, sei das Bild der trinkenden, herumlungernden Ausländer schnell zugeschrieben. Gerade um diesen Stereotypisierungen aktiv entgegenzuwirken, sei eine rationale Aufklärung und präzise Informationen über die Situation der jeweiligen Menschen, in diesem Fall der rumänischen Arbeitsmigrantinnen und -migranten, unabdingbar.

Insgesamt machte der Vortrag die Geschichten und Erfahrungen vieler in Offenbach arbeitender Rumäninnen und Rumänen sichtbar und es wurde klar, dass sich die Arbeit erheblich auf Wohnsituation, Freizeitaktivitäten und das Knüpfen sozialer Kontakte auswirkt. Das hierdurch geprägte Alltagsleben der Community forme und verändere den städtischen Raum. Wer daran arbeite, das Zusammenleben vor Ort zu gestalten, müsse sich als Grundvoraussetzung mit der Lebenssituation der verschiedenen, ansässigen Bevölkerungsgruppen beschäftigen. Nur so ließen sich echte Impulse für die Entwicklung städtischer Räume setzen.

Die Reihe „diversity to go“ präsentiert regelmäßig praktische Tipps, mit denen sich die Gestaltung von Vielfalt mitdenken und umsetzen lässt. Dazu zählt auch das Aufzeigen neuer Blickwinkel auf Prozesse im Stadtgeschehen.

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