Inhalt anspringen

Stadt Offenbach

Offenbacher Capitol Theater und Vorstand der Jüdischen Gemeinde im Austausch

31.01.2023 – Das Offenbacher Capitol Theater ist kein Haus wie jedes andere – Grund genug für dessen Geschäftsführerin und weitere Kulturakteure, sich mit dem Vorstand der Jüdischen Gemeinde zu einem Austausch zu treffen. Schließlich ist das heutige glamouröse Theater 1913-1916 als Synagoge erbaut, in der Pogromnacht geschändet und danach zwangsverkauft worden. „Es ist ein Haus mit besonderer Geschichte, auch wenn es keine Synagoge mehr ist“, so Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke, der auch Kulturdezernent ist, „deshalb ist es uns wichtig, dass das Betriebskonzept auch weiterhin im Einvernehmen mit der Gemeinde besteht, die das ursprüngliche Haus als ihre religiöse Heimat gebaut hat.“

So trafen sich die Vorsteherin der Jüdischen Gemeinde, Nina Gavrilenko und ihr Vorstandskollege Henryk Fridman mit der Capitol-Geschäftsführerin Birgit von Hellborn, dem Leiter des städtischen Kulturmanagements, Dr. Ralph Philipp Ziegler sowie Dr. Thomas Lanio und Michael Beseler vom Verein der Freunde des Capitol Theaters e.V. Beseler ist zudem Vorsitzender der Offenbacher Sektion der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. „Soweit mir bekannt ist, hat man bei so gut wie allen Meilensteinen der jüngeren Geschichte des Capitols mit der Gemeinde zusammengesessen wie beim Tommy-Musical oder der Diskothek“, so von Hellborn, die seit fast 25 Jahren im Haus beschäftigt ist, seit 2001 als Geschäftsführerin.

Das 300jährige Bestehen der Gemeinde wurde mit einem Festakt im Capitol begangen und die Geschichte des Theaters vor und in der NS-Zeit immer wieder in Publikationen und Projekten vermittelt. Nun freut sie sich über die erneute gemeinsame Runde. Geht es nach Capitol und Gemeinde, will man auch gemeinsam neue Zeilen in die Chronik des Hauses schreiben – so prüft man derzeit mögliche Veranstaltungen im Zusammenhang mit jüdischen Festtagen im Capitol, bei denen die Stadt der Gemeinde auch finanziell entgegenkommen will. „Die Nachbarschaft zwischen der ehemaligen und der aktuellen Synagoge positiv mit Leben zu füllen“ wäre ihr ein ganz besonderes Ziel, so Gemeindevorständin Nina Gavrilenko. Von Hellborn und Kulturmanager Dr. Ziegler versprachen Unterstützung bei den Projektideen, die, so Ziegler, „auf besonders gelungene Weise jüdische Kultur und städtische Gemeinschaft zusammenführen können.“

Thema des Treffens war auch die frivole Werbung eines Veranstalters, der sich mit einer Show ins Capitol eingemietet hatte. „Diese Show lief schon viele Jahre immer wieder bei uns, negative Reaktionen gab es bislang nicht. Allerdings ist der Werbeslogan sehr reißerisch, ja teilweise irreführend. Die Show wird bei uns nicht mehr laufen“, so von Hellborn.

Das Theater veranstaltet eigenständig ausschließlich die Konzertreihe der Capitol Classic Lounge, für alle weiteren Veranstaltungen mieten sich die Veranstalter ins Capitol ein. Die Gemeindevorstände konnten sich in der Runde nun dessen versichern, dass das Capitol bereits seit Jahren in seinen Mietverträgen Veranstaltungen und auch explizit deren Bewerbung mit pornographischen Bezügen von Anfang an untersagt. „Wir fühlen unsere Anliegen mit den Formulierungen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGBs) des Capitols gut berücksichtigt“, so Henryk Fridman. In lockeren Abständen will man sich gegenseitig über wichtige Entwicklungen auf dem Laufenden halten, allerdings weder Einfluss auf das Programm, schon gar nicht eine Zensur vornehmen.

Auch für den Verein der Freunde des Capitol Theaters war das Gespräch eine wertvolle Runde: „Das Capitol ist in seiner Mischung aus komplexer Geschichte mit einem glänzenden gesellschaftlichen Mittelpunkt nicht nur ein Juwel, sondern auch eine kontinuierliche Aufgabe“, so Dr. Thomas Lanio. „Das Theater in der einstigen Synagoge hält die Menschen in der Stadt im Gespräch über Dinge, die sie zusammenhalten – auch die schweren Aspekte der Geschichte“, so Michael Beseler, „damit ist es ein besonderes Zeichen von Gemeinschaft.“

  • Capitol
    Eventlocation der Extraklasse: Mit seinem einzigartigen Ambiente mitten im Rhein-Main-Gebiet lockt das Capitol Theater Stars aus Rock & Pop ebenso wie Global Player der Wirtschaft nach Offenbach.
  • Religion und Weltanschauung
    Seit dem frühen 19. Jahrhundert war die jüdische Gemeinde Offenbach bestrebt, die Werte, Normen und Rituale des Judentums in Einklang zu bringen mit der modernen bürgerlichen Gesellschaft.
  • 13.04.2015 Jüdisches Leben in Offenbach
    "Ich war aufrichtig bemüht, diesem Bau, wenn er auch klein ist, ein ihm entsprechend würdiges Aussehen zu geben."
  • Capitol
    Das Capitol ist ein traditionsreiches Haus: Die Kulturstätte war ursprünglich ein Zentrum der Besinnung und der Religion – eine Synagoge.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise