Tipps zum Schutz von Fledermäusen
02.05.2024 – Fledermäuse gehören zu den bedrohten Arten. Das städtische Veterinäramt und die Untere Naturschutzbehörde geben Tipps zu deren Schutz.
Fledermäuse in Offenbach
Wer an warmen Spätsommerabenden am Bavaria-Teich in Offenbach etwas fliegen sieht, könnte einen Schwarm Schwalben vermuten. Tatsächlich sind es oft flatternde Fledermäuse auf Jagd nach Insekten. Die kleinen Tiere gehören zu den bedrohten Arten. Fledermäuse jagen Insekten wie z. B. Stechmücken und begrenzen deren Populationen. Damit tragen sie zum Erhalt des natürlichen Gleichgewichts bei.
Fledermäuse benötigen rund um das Jahr geeignete Unterschlüpfe bzw. Quartiere für verschiedene Aspekte ihres Lebens. Zum Überwintern suchen die Tiere ab dem Spätsommer einen Unterschlupf, wo sie in größeren Gruppen von bis zu mehreren hundert Tieren den Winter überstehen können. Diese Quartiere müssen frostfrei, kühl und feucht sein. Oft werden zur Überwinterung leerstehende Bunker, von außen zugängliche Keller oder Dachböden genutzt oder auch größere Baumhöhlen. Auch in den Sommermonaten benötigen Fledermäuse geeignete Quartiere. Größere Quartiere werden dann von den Weibchen genutzt, die in dem Jahr Junge zur Welt bringen. Die Weibchen finden sich dazu in Gruppen zusammen und kümmern sich zusammen um den Nachwuchs. Währenddessen nutzen die übrigen Fledermäuse, die allein unterwegs sind, enge Nischen und Hohlräume an Gebäuden als Ruheort am Tag sowie Baumhöhlen und Hohlräume unter loser Rinde. Manchmal kommt es auch vor, dass Fledermäuse ungewöhnliche Orte zum Ruhen und Überwintern nutzen z.B. Holzstapel oder Zeltplanen.
Fledermäuse verlieren immer mehr Quartiere durch das Fällen meist alter Bäume mit Baumhöhlungen und loser Rinde sowie den Abriss von Gebäuden, die Spalten und Hohlräume aufweisen und in der Regel schon älter sind. Außerdem ist ihre Nahrungsgrundlage und damit ihr Überleben durch den massiven Rückgang der Insektenbiomasse bedroht. Immer mehr Fledermäuse leiden und sterben an Unterernährung. Das passiert, ohne dass wir es mitbekommen. Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt etwas tun und wissen, wie man Fledermäuse am besten schützen und ihnen helfen kann. Sie können Fledermäuse bei der Quartiers- und auch der Nahrungssuche unterstützen. Dazu geben das Veterinäramt und die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Offenbach am Main folgende Hinweise.
Hilfe für Fledermäuse
Zumindest ein Teil unserer Fledermausarten nutzt Fledermauskästen. Quartierskästen für Fledermäuse sind in unterschiedlichen Materialien, Farben und Formen im Handel verfügbar und können Fledermäusen als Ruhemöglichkeit am Tag dienen. Es gibt auch Quartierskästen, die zum Überwintern und ggf. sogar zum Aufziehen der Jungtiere geeignet sind. Diese sind allerdings größer und schwerer. Fledermauskästen sollten am besten in unterschiedlicher Ausrichtung (Süd, Ost, West) angebracht werden, unbedingt so, dass sie nicht in der prallen Sonne hängen, da sie sonst im Sommer zu heiß werden und die Fledermäuse sie nicht annehmen. Ideal ist ein halbschattiger Standort. Am besten sind mehrere Kästen im Verbund mit unterschiedlichen Ausrichtungen, sodass die Tiere je nach Witterungsbedingungen wechseln können. Wichtig ist auch, dass die Kästen einen freien Anflug bieten und in einer Höhe von mindestens 3 Metern hängen müssen. Es sollte auch darauf geachtet werden, dass der Standort nicht beleuchtet ist, da viele Fledermausarten Beleuchtung meiden. Flache Quartierskästen können an der Gebäudefassade angebracht werden während runde Quartierskästen auch an Bäumen aufgehängt werden können, wobei stets nur rostfreie Aluminiumnägel zu verwenden sind, um den Baum nicht zu schädigen! Und der Baum muss je nach Größe und Gewicht des Kastens mächtig genug sein. Am witterungsbeständigsten sind Fledermauskästen aus Holzbeton. Sie können den Kasten auch streichen oder anmalen. Dazu muss jedoch unbedingt eine atmungsaktive Farbe verwendet werden. Zu beachten ist auch, dass Fledermauskästen gereinigt werden müssen, es sei denn sie sind nach unten hin offen. Fledermauskästen mit seitlicher Einflugsöffnung werden häufig auch von anderen Tieren wie Vögeln zum Nestbau genutzt. Dadurch oder durch sich ansammelnden Fledermauskot kann der Eingang blockiert und somit der Kasten nicht mehr nutzbar werden, weshalb eine Reinigung nötig wird. Fledermauskot ist übrigens ein sehr guter Pflanzendünger!
Der NABU berät Sie individuell, wenn Sie auf Ihrem Grundstück Fledermäuse fördern möchten und ehrt besondere Projekte mit der Auszeichnung „Fledermausfreundliches Haus“. Weitere Informationen dazu unter:
Darüber hinaus können Sie Fledermäusen mit der Gestaltung Ihres Gartens helfen. Naturnahe Gärten bieten Rückzugsmöglichkeiten für Fledermäuse und fördern Insekten als deren Nahrungsgrundlage. Folgende Elemente können Sie in Ihren Garten integrieren:
- Pflanzen heimischer Stauden und Hecken und Sträucher, z. B. Leimkraut, Seifenkraut und Wegwarte (diese sind nektarreich und blühen nachts) oder auch mediterrane Kräuter wie Salbei, Oregano, Lavendel, Thymian bzw. Gehölze wie Vogelbeere, Holunder, Weißdorn, Pfaffenhütchen, Elsbeere, Schwarzdorn, Faulbaum, Hundsrose, Felsenbirne
- Belassen von Torso oder Stümpfen als stehendes Totholz oder Stämme / Stapel von Ästen als liegendes Totholz
- Anlegen eines Komposthaufens
- Wilde Ecken mit Brennnesseln und anderen „Unkräutern“
- Trockenmauern
- Anlage eines naturnahen Teichs oder Anbieten einer flachen, täglich gereinigten Wasserschale, vor allem im Sommer – daran erfreuen sich auch viele andere Wildtiere wie Vögel, Eichhörnchen oder Gartenschläfer.
Weitere Tipps und Inspirationen für einen naturnahen Garten finden Sie hier:
Manchmal verirren sich Fledermäuse auch in Häuser und Wohnungen. In dieser Situation hilft, über Nacht Fenster zu öffnen und Türen zu schließen. Der Orientierung der lichtempfindlichen Fledermäuse ist es zuträglich, das Licht auszuschalten. Beim Fund einer verletzten oder schwachen Fledermaus, insbesondere auf dem Boden liegend, ist es nicht nötig, sie zu wärmen. Bei ins Wasser gefallenen Fledermäusen oder ihren Jungtieren ist Wärme jedoch hilfreich. Indem man verängstigte Tiere vorsichtig mit Handschuhen anfasst, schützt man sich vor einem Biss. Fliegen in der Dämmerung wieder ausgesetzte Tiere nicht weg, sollte man eine Pflegestation kontaktieren.
Da es sich um Tiere streng geschützter Arten handelt, muss die Entnahme einer Fledermaus aus der Natur, auch wenn sie im Sinne der Pflege geschieht, der Unteren Naturschutzbehörde unmittelbar gemeldet werden. Sie erreichen die Untere Naturschutzbehörde unter: umweltamtoffenbachde (069 8065 2557)
Die Stadt Offenbach setzt sich schon seit mehreren Jahren für den Schutz und bessere Bedingungen für Fledermäuse ein. 2014 eröffnete das Besucherzentrum im Wetterpark, welches als 850. Gebäude in Hessen als fledermausfreundlich ausgezeichnet ist. Es werden auch künstliche Quartiere geschaffen. Acht Fledermauskästen hängen seit 2018 im Rumpenheimer Schlosspark. Es handelt sich um Quartiere, die im Sommer Ruhemöglichkeiten für die Fledermäuse bieten und den natürlichen Bestand an Baumhöhlen im Park ergänzen sollen, da die Baumhöhlen infolge des Leidens der Bäume unter Auswirkungen des Klimawandels und damit notwendiger Verkehrssicherungsmaßnahmen immer weniger werden.
Hintergrund:
In Hessen leben 19 der weltweit rund 1000 Arten. Weil sich ihre natürlichen Lebensbedingungen stetig verschlechtern, ist ihr Bestand stark rückläufig. Mehr als die Hälfte der heimischen Fledermausarten ist auf den überlebenswichtigen Unterschlupf an Gebäuden angewiesen. Alle Fledermausarten in Deutschland gehören zu den streng geschützten Arten. Es gelten somit die Verbote des Bundesnaturschutzgesetzes (§ 44 Abs. 1 Nr. 1 – 3):
Verboten ist,
- Fledermäuse zu verfolgen, zu fangen, zu verletzen oder zu töten
- aus der „Natur“ (im weiten Sinne; dazu zählen auch naturferne Umgebungen wie Siedlungen) zu entnehmen; Ausnahme zur Pflege siehe oben im Text
- während sensibler Zeiten – Überwinterung und Jungenaufzucht – zu stören
- Fortpflanzungs- und Ruhestätten aus der Natur zu entnehmen oder zu zerstören.
Eine der größten Gefährdungen erleben die Fledertiere dadurch, dass ihre Winterquartiere entwertet oder zerstört werden, denn geeignete Winterquartiere sind aufgrund der besonderen Anforderungen selten und damit wertvoll. Das passiert dann, wenn Gebäudespalten und Hohlräume in Dachböden und Kirchtürmen oder Zugänge zu Bunkern und Kellern geschlossen werden. Aber auch durch den zunehmenden Wegfall von Spalten und Hohlräumen an Gebäuden infolge von Neubau und Fassadensanierung gehen immer mehr Quartiere verloren.
Fledermausschutz
Für weitere Informationen stehen Ihnen zur Verfügung:
- Amt für Veterinärwesen und Verbraucherschutz : 069 8065 4910
- Untere Naturschutzbehörde der Stadt Offenbach: 069 8065 2557
Bundesweite Fledermaushotline: 030 284984-5000
(Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr; in den Sommermonaten Juni bis August zusätzlich auch von 19 bis 21 Uhr)
Fledermausschutz Südhessen: www.fledermausschutz-suedhessen.de (Öffnet in einem neuen Tab)