Tag 365 des russischen Angriffskrieges: Ein Jahr und nicht endende Solidarität
23.02.2023 – Ein Jahr ist es am 24. Februar 2023, dass aus einer angeblichen Militärübung eine Invasion wurde: In den frühen Morgenstunden titelten die Nachrichten „Der russische Angriff auf die Ukraine hat begonnen“ als Raketen in Militärflughäfen, Depots, in mehreren Großstädten sowie in Grenzregionen einschlugen und 200.000 russische Soldaten an der über 2000 Kilometer langen Grenze bereit standen.
Trotz des ungleichen Kräfteverhältnisses, Russland verfügt über die dreifache Menge Soldaten, Reserve, paramilitärische Einheiten und hat ein Vielfaches an Panzern und Waffen zur Verfügung, bleibt die Ukraine wehrhaft: „Slava ukraini“ ist seitdem als Schlachtruf um die Welt gegangen, denn seit Beginn des russischen Angriffskrieges müssen viele Gewissheiten der westlichen Welt neu verhandelt werden. Neben allen geopolitischen Verwerfungen ist Europa enger zusammengerückt und trägt seitdem eine nicht nachlassende Welle aus Hilfsbereitschaft und Solidarität die Menschen aus der Ukraine. Während im Land noch immer gekämpft wird, haben mehr als acht Millionen Menschen, mehrheitlich Frauen und Kinder, die Ukraine verlassen und hat die EU rund 4,6 Millionen Flüchtende aufgenommen. Die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer sind im Nachbarland Polen geblieben, fast 1,1, Millionen Menschen haben in Deutschland eine Zuflucht gefunden.
„Auch in Offenbach war die Hilfsbereitschaft von Anfang an groß“, erinnert sich Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke dankbar. "Viele Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Initiativen starteten sofort private Sammelaktionen, um die ankommenden Menschen mit dem nötigsten zu versorgen. Manche fuhren direkt bis zur Grenze und nahmen die Ukrainerinnen und ihre Kinder dort direkt in Empfang und Obhut. Es wurden Gästezimmer bereitgestellt, Wohnungen und Möbel organisiert. Wir als Stadt hatten zur besseren Abstimmung in unserer Verwaltung, damit die Menschen schnell und gut ankommen können, sofort einen wöchentlichen Verwaltungsstab etabliert. Es war eine Herkulesaufgabe für alle Beteiligten, aber wir haben glücklicherweise Erfahrung mit und die nötigen Strukturen für eine gute Integration.“
„Deshalb konnte sofort die viel zitierte „Integrationsmaschine“ angeworfen werden, die dafür sorgte, dass die 1.323 Personen, die sich im Verlauf des vergangenen Jahres in Offenbach angemeldet haben, relativ geräuschlos ankamen: Die Kindergärten des EKO, Grund- und weiterführende Schulen, Volkshochschule, Vereine und Ämter arbeiteten Hand in Hand“, so Bürgermeisterin Sabine Groß. „Auf Initiative eines Netzwerkes, das sich mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine gegründet hat und in gemeinsamer Abstimmung die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe koordiniert, fanden und finden ehrenamtliche Helferinnen und Helfer und Kriegsflüchtlinge schnell zusammen. Diese treffen sich jeden Freitag von 15 bis 18 Uhr im Café Hallo in der Frei-religiösen Gemeinde. Dieser Begegnungsort entstand in der Netzwerkarbeit des Freiwilligenzentrums und der Stadt Offenbach mit der Gemeinde, der AWO, der Caritas, dem DRK, den Integrationslotsen des Freiwilligenzentrums, der Offenbacher Flüchtlingshilfe und dem „Verein Offenbacher helfen“,“ ergänzt Sozialdezernent Wilhelm, der bis heute eine kleine Ukraine-Ämterrunde im Dezernat hat.
„Anfangs bestand sehr großes Interesse an Informationen zum Ankommen in Deutschland und den Meldewegen in der Stadt Offenbach. Durch die gute Zusammenarbeit mit dem Bürgerbüro, dem Ausländeramt und dem Sozialamt konnten wesentliche Fragen bereits mit der schnell aufgelegten „Willkommensbroschüre“ beantwortet werden“, so Stadtrat Paul-Gerhard Weiß.
Zusätzliche Informationen erhielten die Geflüchteten über mehrsprachige Flyer der Stadt, der Hilfsorganisationen und der Landes- und Bundesregierung.
Regelmäßig stattfinden dort unter anderem die Migrationsberatungen, Bastel- und Spielangebote für Kinder, Deutschkurse von ehrenamtlich Helfenden sowie die Proben des im Café entstandenen Chor „Witannja“. Eine Übersicht über die aktuellen Aktivitäten gibt es auf www.offenbach-hilft.de Im Januar lud der Fechtclub Offenbach die U20 Nationalmannschaft der Ukraine zur Übernachtung und Bewirtung für 14 Tage in sein Vereinsheim ein. „Durch dieses tolle Engagement des Fechtclubs konnte die Nationalmannschaft erstmals seit dem Ausbruch des Krieges wieder zusammenkommen“, dankt OB Schwenke den Ehrenamtlichen des Fechtclubs.
Landesweite Beflaggung zum Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine
„Anlässlich des Jahrestages des russischen Überfalls werden wir als wenigstens symbolische Mahnung für Frieden am Rathaus die Europaflagge, die Bundesflagge und die Hessische Landesflagge hissen“, so OB Schwenke. Die Beflaggung beginnt um 7.00 Uhr und endet bei Einbruch der Dunkelheit.