Vom Herrenhaus zum Schloss
Rumpenheim ist einer der ältesten urkundlich nachgewiesenen Orte des Maingebietes. Es wird erstmals am 1. Juni 770 im „Lorscher Codex“ erwähnt. Nachdem Lorsch ein Teil des Kurfürstentums Mainz geworden ist, erhalten die Herren von Münzenberg, die späteren Grafen von Hanau, Lehen in Rumpenheim.
Von den Grafen von Hanau wird das Lehen im Jahre 1674 dem hanauischen Kammer- und Regierungspräsidenten Johann Georg Seiffert von Edelsheim gegeben.
Dieser kauft im Jahre 1680 das dem Frankfurter Kaufmann Daniel d’Orville gehörende Gut und eine Reihe anderer Grundstücke und erbaut im gleichen Jahr das so genannte „Herrenhaus“, das später den mittleren Teil des Rumpenheimer Schlosses bildet.
1736 fällt die Grafschaft Hanau aufgrund eines Erbvertrages an die Landgrafschaft Hessen-Kassel. Prinz Friedrich erweitert das Herrenhaus zu einer dreiflügeligen Wohnanlage, dem Rumpenheimer Schloss, und macht es damit zum Treffpunkt des europäischen Hochadels.
Treffpunkt der Könige
Österreichs Kaiser Franz Joseph war da, und aus Russland Zar Alexander III. Aus Dänemark kamen die Könige Christian IX. und Friedrich VIII. Vor ihren Krönungen waren auch Englands Königin Mary und der englische König Edward VII. zu Gast. Der Großherzog von Luxemburg erschien, als er noch Herzog Adolf von Nassau hieß. Mit ihnen waren Prinzen und Prinzessinnen vereint, wenn im 19. Jahrhundert auf Schloss Rumpenheim alle zwei Jahre die sommerlichen „Familientage“ stattfanden.
Es waren zwanglos-familiäre Begegnungen. Doch manchmal ging es hochpolitisch zu. 1863 konnten die an Höfisches gewöhnten Rumpenheimer Dörfler ein besonderes Schauspiel erleben. In ihre Nationaltrachten gekleidet erschien eine griechische Gesandtschaft, um Prinz Wilhelm von Schleswig-Holstein-Glücksburg die griechische Königskrone anzutragen. Er nahm sie an und reiste von Rumpenheim gen Hellas.
In dem Schloss, das der britische Premierminister Roseberry unwirsch „eine weißgetünchte Kaserne mit kleinen Zellen als Wohnungen“ nannte, leben heute Familien in bürgerlicher Behaglichkeit. Der Weg dahin war weit und verschlungen.
Das mittelalterliche Rumpenheim gehörte zum Besitz der Grafen von Hanau. Einer ihrer höchsten Beamten, ein Herr von Edelsheim, baute sich 1680 in diesem linksmainischen Brückenkopf der Grafschaft Hanau ein Herrenhaus. Gut hundert Jahre später verkauften seine Nachkommen es an einen Prinzen von Hessen-Kassel.
Die Kasseler Landgrafen sind zu dieser Zeit auch die Landesherren. Durch Erbschaft war ihnen 1736 die gesamte Grafschaft Hanau zugefallen. Nun ging das Herrenhaus der Edelsheimer im Mitteltrakt eines fürstlichen Landsitzes auf, bewohnt von Zweigen der landgräflichen, später kurfürstlichen Familie. Zwischen 1787 und 1805 wurde es zu der dreiflügeligen Anlage erweitert, die der Besucher heute antrifft. Im Schlosspark entstanden Zierbauten und ein Mausoleum.
Ende des 19. Jahrhunderts verblasste der höfische Glanz. 1866 hatte Preußen das Kurfürstentum Hessen-Kassel annektiert. Hanau und Rumpenheim fanden sich in einer preußischen Provinz. Die Familientage des europäischen Hochadels kamen nicht mehr zustande. 1902 verließen die Letzten der fürstlichen Besitzer das Schloss Rumpenheim, um fortan im ererbten Schloss Kronberg im Taunus zu leben.
Im Dezember 1943 setzten Fliegerbomben den unbewohnten Mitteltrakt in Flammen. Weitere Zerstörungen besorgten dann Wind und Wetter. Als die Stadt Offenbach 1965 Schloss und Park erwarb, gewann sie eine Ruine, mit der man lange Zeit nichts Rechtes anzufangen wusste.
1965 wird das Ensemble samt Park von der kurhessischen Hausstiftung an die Stadt Offenbach verkauft. Von 1985 – 1987 werden die Seitengebäude als privat finanzierte Eigentumswohnungen wieder hergestellt. Der Haupttrakt wird im Jahre 2002 fertig und privat bezogen. Nach dem alten Vorbild, aber mit modernen Wohnungen im Innern, mit Blick über den Main und einem Fürstenpark hinterm Haus. Feudaler lässt sich in Offenbach kaum wohnen..