Inhalt anspringen

Stadt Offenbach

Büsingpalais wird saniert

09.03.2023 – Etwa ein Jahr lang werden die Offenbacherinnen und Offenbacher auf ihre „Gute Stube“ in der Herrnstraße 82 für Veranstaltungen und Trauungen verzichten müssen: „Ab voraussichtlich Oktober beginnt die Sanierung im Hauptgebäude des Büsingpalais.

Die Stadt erneuert dort den Brandschutz, die Lüftungstechnik und die Leitungen für die Trink- und Löschwasserversorgung“, kündigte Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke an, nachdem der Magistrat über den Projekt- und Vergabebeschluss entschieden hat. Das Hauptgebäude wird vom Sheraton-Hotel als Kongress- und Tagungszentrum genutzt und für Veranstaltungen vermietet. „Die Veranstaltungssäle dort stehen ebenso wie der Trausaal und der Innenhof des Büsingpalais für rund ein Jahr nicht zur Verfügung. Der Kulturbetrieb im Klingspormuseum und im Bücherturm, beides in Nebengebäuden, kann jedoch ebenso wie der Hotelbetrieb weitgehend ungestört weitergehen. Ebenfalls geöffnet bleibt die Stadtbibliothek, da sich die Sanierungsmaßnahmen überwiegend auf den Haupttrakt des Gebäudes beschränken“, betonte Schwenke.

Vorbehaltlich der Zustimmung der Stadtverordneten in ihrer heutigen Versammlung stellt die Stadt Offenbach für die aufwändigen Sanierungsmaßnahmen 8,63 Millionen Euro bereit. Das um 1775 errichtete und 1984 nach Kriegszerstörung auf Initiative der Bürgerschaft wiederaufgebaute Herrenhaus der Schnupftabak-Fabrikanten Bernard und d‘ Orville befindet sich seit 1920/21 im Besitz der Stadt Offenbach. Der Haupttrakt des bis 1907 vom Erben des Anwesens, Adolph Freiherr von Büsing-Orville, im Stil des Neobarock umgebauten dreiflügeligen Stadtpalais wird heute größten Teils vom angegliederten Sheraton Hotel, aber auch von der Stadt für Kulturveranstaltungen und Trauungen genutzt.

„Das Büsingpalais im Offenbacher Kulturkarree zählt zu den repräsentativsten Gebäuden unserer Stadt. Viele Bürgerinnen und Bürger haben zu dem schlossartigen Stadtpalais im Büsingpark eine emotionale Beziehung, sind hier getraut worden oder haben hier Familienfeste gefeiert“, so OB Schwenke. „Gerade auch, weil sich so viele Offenbacherinnen und Offenbacher mit unserem Büsingpalais identifizieren, ist der Erhalt des Kulturdenkmals eine ganz besondere Verpflichtung für die Stadt.“

Die Projektleitung für die Brandschutzsanierung übernimmt die OPG Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft im Auftrag der Stadt. „Da die Sanierungsarbeiten insgesamt sehr aufwändig sind, lassen sie sich nicht im laufenden Betrieb durchführen. Das Gebäude muss deshalb für den Baubetrieb komplett geschlossen werden“, erklärt Projektleiterin Alexandra Ihls. Das Amt für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften, Abteilung Liegenschaften, ist für das Gebäude zuständig und arbeitet als Bauherrenvertreterin eng mit der OPG zusammen. Um geeignete Ausweichflächen für den Veranstaltungsbetrieb des Hotels zur Verfügung zu stellen, ist die Stadt schon seit längerem im Gespräch mit dem Hoteleigentümer und -betreiber. Trauungen können für die Dauer der einjährigen Bauzeit im nahen Bernardbau in der Herrnstraße 61, dem Sitz des Standesamtes, vorgenommen werden. Dort ist ebenfalls ein Trausaal vorhanden.

Mit der Sanierung ertüchtigt die Stadt das Büsingpalais vor allem im Hinblick auf den Brandschutz und eine höhere Energieeffizienz. Der Brandschutz entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Ein zweiter baulicher Rettungsweg ist erforderlich, aufgrund der baulichen Gegebenheiten nach Abstimmung mit dem Denkmalschutz aber nicht darstellbar. Deshalb war es erforderlich, die Flucht- und Rettungswege für eine schnelle Evakuierung der Versammlungsräume neu zu bewerten.

In der Konsequenz werden nun in Abstimmung mit der Denkmalpflege Flucht- und Rettungstüren ausgetauscht und die Terrassentüren im Erdgeschoss-Foyer zu Fluchttüren ins Freie umgebaut. Die maximale Personenzahl in den Versammlungsräumen Isenburg- und Schönemannsaal muss auf jeweils 80 begrenzt werden, was aber für die üblichen Nutzungen ausreichend ist, so dass nach der Sanierung der gewohnte Betrieb wieder aufgenommen werden kann.     

Das Foyer soll durch eine textile Rauchgasschürze, die im Brandfall von der Decke abgelassen wird, vom Treppenaufgang abgetrennt werden. Zur Verdünnung und schnellstmöglichen Abführung von Rauchgasen werden in beide Treppenhäuser so genannte Spülluftanlagen installiert. Dabei blasen Außenventilatoren im Brandfall Außenluft in die Treppenhäuser, die über Fenster an oberster Stelle wieder ins Freie entweicht.

Aktuell kann das Büsingpalais von der Feuerwehr nur auf der Ostseite angefahren werden. Von der Berliner Straße her soll daher eine zusätzliche Zufahrt zur Westseite im Büsingpark geschaffen werden. Dafür muss an der Straßenseite ein Baum weichen. Die Ersatzpflanzung ist in direkter Nähe in Fortsetzung der Baumreihe vorgesehen.

Im Zuge der Mängelbeseitigung werden auch die Lüftungstechnik und die Trink- und Löschwasserversorgung erneuert. Dazu müssen Abhangdecken ausgebaut, Leitungen neu verlegt, verbaute Schadstoffe entsorgt und Lüftungsanlagen ausgetauscht werden. Der Wechsel der zentralen Geräte der Lüftungstechnik soll den Energieverbrauch um rund 70 Prozent verringern. Hierzu wie auch zum Austausch der Beleuchtung gegen stromsparende LED-Leuchten sind Mittel aus dem Bundesförderprogramm Energieeffiziente Gebäude beantragt.  

Ebenfalls soll die Neuauslegung des Trinkwassernetzes den Energiebedarf erheblich senken. Um eine hygienisch einwandfreie Trinkwasserversorgung sicherzustellen, wird die Löschwasseranlage vom Trinkwassernetz getrennt. Hierdurch und durch eine künftig dezentrale Warmwasserbereitung am jeweiligen Abnahmeort kann der Energieaufwand auf einen Bruchteil minimiert werden.  

Im Zuge der Umbaumaßnahmen des Trinkwassernetzes werden ebenfalls die öffentlichen Sanitäranlagen komplett saniert und barrierefrei umgebaut.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise