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Stadt Offenbach

Ein Tag in Offenbach, der einstigen Leder- und Letternstadt

Wer es mit Offenbach-Besuchern gut meint, kommt nicht umhin, sie in die Museen zu führen. Sie entlassen auch den zögernden Besucher angeregt und bereichert, denn es gibt viel zu sehen in der einstigen Stadt des Leders und der Lettern.

Ein Rundgang durch die Museen könnte am westlichen Stadtrand beginnen, wo im freundlich angelegten Dreieichpark rätselhaft anmutende Betonobjekte eine Verbindung zur Industrie- und Kulturgeschichte knüpfen. Sie rühren von einer großen hessischen Gewerbeausstellung her, die 1879 das Parkgelände einnahm und auf der diese Objekte erstmals die Möglichkeiten des damals neuen Baumaterials demonstrieren. Einen Steinwurf davon entfernt, lässt sich ein leider etwas zugewachsener Wasserlauf ausmachen. Ein Straßenname zeigt an, wo wir uns befinden: „Am Grenzgraben". Der Graben bildet eine mehr als tausend Jahre alte Territorialgrenze. In der Karolingerzeit schied er den mainischen vom rheinischen Gau, später die Freie Reichsstadt Frankfurt vom Fürstentum Isenburg, dann Preußen von Hessen. Heute ist das nur noch die Stadtgrenze zwischen Frankfurt und Offenbach. Älteren Offenbachern jedoch blieb die Bezeichnung „Landesgrenze" für die dortige Straßenbahn-Haltestelle geläufig bis heute.

  • Sehenswert

    Betonbauten im Dreieichpark

    Die Bauten gelten als einzigartiges Zeugnis moderner Betonbautechnik. Errichtet wurden sie zur Landesgewerbeausstellung, die vor genau 125 Jahren, am 2. Juli 1879, eröffnet wurde.

Durch die Frankfurter Straße, die sich hier fast wie eine provenzalische Platanenallee darbietet, führt der Weg stadtwärts zum Deutschen Ledermuseum und Deutschen Schuhmuseum (Öffnet in einem neuen Tab). Dabei wird das Zentralamt des Deutschen Wetterdienstes passiert. Die deutsche Meteorologie hat hier ihr Zentrum, die internationale Meteorologie einen für die Nordhemisphäre wichtigen Knotenpunkt.

Wer von hier den Weg zum Klingspor-Museum einschlägt, durchwandert das lebhafte Treiben einer geschäftigen City, bevor er im Seitenflügel des Büsingpalais an der Herrnstraße die Stille erreicht. Das Museum sammelt und präsentiert Höhepunkte der Buch- und Schriftkunst des 20. Jahrhunderts, des Drucks, des Einbandes und der Illustration. Das Museum ist im südlichen Flügel eingerichtet. Den nördlichen hat die Stadtbibliothek belegt. Dort einzutreten, lohnt sich auch dann, wenn man kein Buch entleihen will. Die Bibliothek bietet Gelegenheit, sich bei einer Tasse Kaffee zu erholen. Zum Schmökern beim Kaffee steht eine breite Auswahl von Zeitschriften und Tageszeitungen bereit. Sie sind frischer als der Lesestoff in den meisten Wartezimmern.

Zum Seh-Erlebnis aber wird dann der Eintritt in den Kopfbau, den die Offenbacher gern als ihren „Bücherturm" bezeichnen. In der Tat fühlt man sich dort in einen Turm versetzt. Der Blick nach oben zeigt an der Innenwand umlaufende Galerien mit frei zugänglichen Bücherregalen und Sitzgelegenheiten. Es ist, als sei hier dem gedruckten Wort ein Tempel errichtet. Gern wird dieses ungewöhnliche Ambiente denn auch für Lesungen, Vorträge und kleine Konzerte genutzt.

Nachbar des Bücherturms ist ein geducktes kleines Wohnhaus mit Park, das 1775 die Seufzer, Schwüre und Heimlichkeiten von Goethe und Lili Schönemann hat belauschen können. Nüchterner, unauffälliger stellt sein Gegenüber sich dar. Das ist ein ehemaliger Fabrikbau, in dem das Haus der Stadtgeschichte - vereint sind dort Stadtmuseum und Archiv - sein Domizil hat.

Das Archiv bietet sich der Allgemeinheit auch mit regelmäßigen Ausstellungen an. Im Museum wiederum mag unter anderem die Senefelder-Ausstellung faszinieren. Sie veranschaulicht, wie Alois Senefelders Erfindung, die Lithografie, um 1800 von Offenbach aus ihren Weg in die Welt nahm. Auf einer Nachbildung von Senefelders alter Stangenpresse wird dort für die Besucher und vor ihren Augen vom Stein gedruckt. Der Druck lässt sich als Souvenir erwerben. Goethe und Senefelder, Bücher und Buchkunst: An einer schmalen Straße verdichten sich greifbar und sichtbar die Erinnerungen an Offenbachs „klassische Zeit".

Ein solcher Tag mag ausklingen in einer der Gaststätten, die Offenbach in Vielfalt bereithält. Sie kochen deutsch, europäisch und exotisch, einfach oder raffiniert. Der Kommunikation beim Drink bietet eine große Zahl von freundlichen Kneipen-Treffs beste Chancen. Manche von ihnen haben sich kulturellen Aktivitäten geöffnet. Man kann unerwartet auf die Grafikausstellung eines jungen Künstlers stoßen, vielleicht auch auf ein Publikum, das gerade Musik oder Kleinkunst genießt.

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