Schlosspark Rumpenheim: Wo Könige wandelten
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Wer den Schlosspark in Rumpenheim durchstreift, der kann sich an einem schönen Fleckchen Erde erfreuen. Dabei ist die Anlage, die sich östlich der ehemaligen Sommerresidenz des Landgrafen von Hessen-Kassel erstreckt, weit mehr als das. Sie ist ein Stück Kulturgeschichte, maßgeblich entstanden in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts, als man Gärten nicht länger wie zur Zeit des französischen Barocks mit Lineal und Heckenschere zurechtstutzen mochte, und stattdessen englische Landschaftsgärten in Mode kamen.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts fand der Schlosspark in Rumpenheim sogar die Beachtung des damals berühmtesten Gartentheoretikers Europas. Christian Cay Ludwig Hirschfeld schreibt in seinem fünfbändigen Werk „Theorie der Gartenkunst“ (1779-1785):
„Der kleine Garten hat eine freye Pflanzung von einheimischen und ausländischen Bäumen, worunter sich besonders treffliche Katalpen (Trompetenbäume) befinden, die alle Jahre blühen und reifen Saamen bringen, der glücklich aufgeht, ein Beweis von der Milde dieses Himmelsstrichs. Der Garten verdient wegen seiner heiteren Lage verbessert zu werden. Dazu gehört besonders die Niederreissung der noch übrigen alten Hecken, und die Vertheilung des großen Gebüsches in schönere Gruppen, wodurch zugleich mehr Gänge gewonnen würden.“
Wege wie verschlungene Lebenspfade
In der Theorie des englischen Landschaftsgartens haben die Wege eine wichtige Funktion: Wie ein Erlebnispfad erschließen sie dem Spaziergänger den Park in seiner ganzen Vielfalt. Die Windungen sind ein Symbol für den verschlungenen Weg, den das menschliche Leben mitunter nimmt.
Hirschfeld hat es so beschrieben:
„In Lusthainen und Gebüschen, in Wildnissen an den Ufern der Gewässer, streift man gerne auf sich krümmenden Pfaden umher, gerne schleicht man auf ihnen in waldigen Tiefen und dunkle Einsiedeleyen hinab, gerne windet man sich auf ihnen zu Anhöhen in der Runde hinauf. Wodurch allmählig eine Vervielfältigung und beständige Abwechselung der Prospecte entsteht. In Gärten von einem kleinern Umfang können gewundene Gänge auch dazu dienen, dass sie einen Schein der Vergrößerung erregen.“
Englische Landschaftsgärten, so die Idee, sollen die Natur in ihrer Idealform widerspiegeln. Eine abwechslungsreiche Gartenarchitektur soll dafür sorgen, dass der Spaziergänger Landschaften von unterschiedlichem Charakter durchwandern kann, die unterschiedliche menschliche Gemütslagen unterstreichen – heiter oder auch melancholisch.
Auch im Rumpenheimer Schlosspark erinnern verschiedene Elemente an dieses Konzept. Diese wurden in den letzten Jahren wieder stärker akzentuiert, Grundlage hierfür war ein 2010 erstelltes Umsetzungskonzept, das ausgewählte Maßnahmen aus dem Parkpflegewerk von 1995 beinhaltete.
Die ausgewählten Maßnahmen erschließen die topographischen Besonderheiten des Parks, nehmen wichtige Blickbeziehungen auf und stellen einen Teil der Wegestruktur nach historischem Vorbild wieder her. Auch die Entwicklung der Gehölzflächen wurde mitbedacht, um der zunehmenden Verarmung der Baumarten entgegen zu wirken und eine gesunde Altersstruktur des überalterten Bestandes zu erreichen.
Von dem Monopteros aus führt ein Weg in Richtung Main. Dieser Weg markiert noch heute die Grenze jenes Teils, den der landgräfliche Baurat Friedrich Adam Franke einst nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten anlegte. Ihn könnte man als kleineren Bruder des Bergparks Wilhelmshöhe in Kassel bezeichnen, denn tatsächlich waren in Kassel und Rumpenheim zwei Brüder am Werke.
Dazu ein Blick in die Geschichte:
Ursprünglich ein Herrenhaus
Einst Treffpunkt des europäischen Hochadels
Friedrich hatte in seinem Testament verfügt, dass die Anlage von allen Kindern gemeinsam genutzt werden solle. Und so traf sich dort die in ganz Europa verstreute Verwandtschaft. Queen Mary, die Großmutter der englischen Königin Elisabeth II, gehört ebenso zu den Gästen wie König Georg I von Griechenland, der russische Zar Alexander III, der österreichische Kaiser Franz Joseph I oder der preußische Bundestagsgesandte Bismarck.
Der neueste Teil der Anlage entstand um 1858. Der vorhandene Park wurde damals auf die doppelte Fläche erweitert, neue Staffage-Gebäude entstanden – darunter der filigran gebaute türkische Pavillon mit dem charakteristischen Halbmond.
2019 wurden zwei neue Wege mit einer Gesamtlänge von 320 Metern angelegt. Diese erschließen dem Parkbesucher die topographischen Besonderheiten der Anlage, stellen wichtige Blickbeziehungen wieder her und betonen die bedeutsame historische Wegestruktur der zwei Parkbereichen in Teilen.
Mit diesem Projekt wurden zwei zentrale Maßnahmen aus dem 2010 beschlossenen „Umsetzungskonzept zum Parkpflegewerk Schlosspark Rumpenheim“ realisiert. Die Planung erfolgte in enger Abstimmung und unter Zustimmung der zuständigen Beiräte (Naturschutz- und Denkmalschutzbeirat) und der Unteren Denkmalschutzbehörde, dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen, sowie dem Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz / Untere Naturschutzbehörde. Ebenso wurde die „Bürgerinitiative Rumpenheim“ fortwährend über die verschiedenen Planungsschritte informiert und in den Planungsprozess eingebunden.