Der Ludo-Mayer-Brunnen am Schnittpunkt zwischen Renaissance und Moderne
Der Ludo-Mayer-Brunnen hat sicherlich einen der interessantesten Standorte im Offenbacher Stadtgebiet. Dort, im Innenhof der Hochschule für Gestaltung, trifft das moderne Offenbach auf seine Wurzeln. Quasi von Angesicht zu Angesicht stehen sich das Gebäude der 1910 bis 1913 errichteten Technischen Lehranstalten und die Renaissance-Fassade des Isenburger Schlosses aus dem 16. Jahrhundert.
Den Neubau der Technischen Lehranstalten ermöglichte seinerzeit eine großzügige Spende des Mäzens Ludo Mayer. Er sorgte dafür, dass die Stadt in Besitz der erforderlichen Grundstücke kam. Schon 1907 hatte er außerdem eine enorme Summe für den Bau eines Brunnens am Isenburger Schloss gestiftet, der allerdings erst 1915 fertig gestellt werden konnte. Noch während des Ersten Weltkriegs wurde der Brunnen am 5. Juni 1917 als Ernst-Ludwig-Brunnen feierlich eingeweiht. Nach seinem Spender wurde er erst nach 1918 benannt. Ludo Mayer war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben. 1915 hatte die Stadt ihm die Ehrenbürgerwürde zuerkannt.
Den Jugendstil-Brunnen schuf der Bildhauer Prof. Jobst aus Darmstadt, dessen Vorschlag im Rahmen eines Wettbewerbs ausgesucht wurde. Auf dem Brunnen thront die Figur des Merkurs (Gott des Handels und Gewerbes), der Pluto, den Gott des Reichtums, an seiner Hand führt. Der Brunnenkörper aus Muschelkalk steht im Schlosshof genau im Schnittpunkt zwischen dem Isenburger Schloss und dem Gebäude der heutigen Hochschule für Gestaltung.
Der Brunnen auf dem Campus ist eines der wenigen kunsthistorischen Sinnbilder Offenbachs. Renovierungen des Brunnens gab es 1963, zwischen 1988-1990 und vom Rotary- Einhard Club Offenbach im Jahre 2005 (Neubeschichtung der Wannen, Modernisierung der Elektrik und Reparatur der Pumpen). Zusammen mit der Kulisse des Isenburger Schlosses fehlt der Brunnen in keinem Werbeprospekt für die Stadt, man kann ihn per Ansichtskarte in die ganze Welt schicken.
Ludo Mayer, am 28. April 1845 in Offenbach geboren, trat 1870 in die 1857 von seinem Vater mitgegründete Lederfabrik Mayer & Feistmann (später Mayer & Sohn) ein und führte als erster in Deutschland die Chromgerbung ein. Für seine Großzügigkeit gegenüber der Stadt Offenbach machte diese ihn an seinem 70. Geburtstag (1915) zu ihrem Ehrenbürger. Ludo Mayer, dessen Grabstätte von dem Darmstädter Bildhauer Jobst entworfen wurde, starb am 14. November 1917 während eines Kuraufenthaltes in Bad Nauheim.