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Stadt Offenbach

Offenbach - die kleine Großstadt am Main

Offenbach am Main, im Zentrum des rhein-mainischen Ballungsraumes gelegen, zeigt dem Besucher das Bild einer jungen und modernen Stadt. Mit seinen etwas mehr als 117.000 Einwohnern ist Offenbach nur eine „kleine Großstadt“ (seit 1954), überschaubar, mit vielen Grünflächen und am Main gelegen.

Seine erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 977 zurück, als eine Frau Ruotlint dem Frankfurter Salvatorstift Güter in Offenbach schenkte. Damals schrieb es sich noch „Ovenbach“; der Name dürfte auf den Vornamen „Ovo“ zurückgehen.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts baute man das sogenannte „Isenburger Schloss“, das heute noch steht und die schönste Renaissance-Fassade nördlich der Alpen besitzen soll. Offenbach wurde mit dem Übergang an die Grafen von Isenburg Hauptsitz eines kleinen Territoriums und sollte es auch als Sitz der Verwaltung bis 1815 bleiben.
Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts blieb es ein kleiner beschaulicher Ort mit weit weniger als eintausend Einwohnern, die in sieben Gassen im Schatten des Schlosses wohnten (Sand-, Schloß-, Schloßgraben-, Born-, Glocken-, Kirch- und Mühlgasse).

Der Aufschwung beginnt

Nachhaltig aufwärts ging es mit dem Regierungsantritt des Grafen Johann Philipp (* 1655, + 1718) im Jahre 1685. Mit dem Blick für das wirtschaftlich Notwendige und Machbare schuf er für sein Herrschaftsgebiet und im Besonderen für Offenbach die Voraussetzungen für einen dauerhaften Aufschwung. Zielstrebig versuchte er, die Bevölkerung zu vermehren (sogenannte „Peuplierung“), denn neue Bewohner bedeuteten Arbeitskräfte und damit auch Steuerzahler.
Als in den Jahren nach der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) französische Glaubensflüchtlinge (Hugenotten) nach Deutschland strömten, erklärte sich auch Graf Johann Philipp 1699 bereit, eine Gruppe der „Réfugiés“ aufzunehmen und 1705 mit weitreichenden Privilegien auszustatten. Die Zugezogenen bildeten fortan neben den Alteingesessenen (Altgemeinde) eine eigene Gemeinde (Neugemeinde), ein Zustand, der bis zum 1. 1. 1824 (Bildung der selbständigen Gemeinde) bestehen bleiben sollte.

Wachstumsschub für den Ort

Fast gleichzeitig wurde auch für die zugezogenen Juden ein Gemeindeprivileg erlassen (1708). Beide Ansiedlungen brachten einen „Wachstumsschub“ für den Ort: Die Einwohnerzahl stieg auf mehr als das Doppelte, neue Straßen wurden angelegt, eine Synagoge und die französisch-reformierte Kirche wurden gebaut.
Neue Berufszweige siedelten sich an: Den Franzosen war ein im 18. Jahrhundert blühendes Textilgewerbe zu verdanken, es gab aber auch schon sehr früh (ab 1733) eine bedeutende Schnupftabakfabrik (Gebrüder Bernard), deren Besitzer ab 1775 das heute "Büsingpalais" genannte Herrenhaus errichten ließen.
Trotzdem blieb der Ort zunächst eine Idylle, die Goethe noch als „gärtenreiche Häufung großzügiger Landsitze“ beschreiben sollte. Hier in Offenbach spielte sich im Jahre 1775 die Romanze des Dichterfürsten mit der jungen Lili Schönemann ab, bevor er dem Ruf nach Weimar folgte.
Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts begann für Offenbach der Aufstieg als Industriestandort. Nachdem die Stadt 1816 an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt gefallen war, wurde es vom Regenten zur „Landesfabrikstadt“ ausersehen. Es erhielt eine Schiffsbrücke, um den Zoll in Frankfurt zu umgehen (1819), eine Handelskammer (1821) und eine schnurgerade Straßenverbindung nach Süden (Richtung Sprendlingen).
Neue Industriezweige entstanden: Die niedergehende Textilindustrie wurde durch die aufstrebende Leder- und Lederwarenbranche mehr als ersetzt. Hinzu kam eine immer bedeutender werdende Metallindustrie und es entstanden neben chemischen Betrieben (auch Lacke und Seifen) große Druckereien und Verlage. Seitdem wurde Offenbach nicht zu Unrecht als „Stadt des Leders und der Lettern“ apostrophiert.
Günstig für den Aufstieg Offenbachs war der Umstand, dass zwischen 1828 und 1835 die Frankfurter Messe hier abgehalten wurde, da Frankfurt sich zunächst geweigert hatte, dem preußisch-hesssichen Zollvertrag beizutreten.

Bevölkerung in 100 Jahren verzehnfacht

Und die Stadt wuchs: Waren es im Jahre 1800 nur etwa 5.000 Einwohner, so lebten 1850 bereits 11.000 Menschen hier und 1900 schon 50.000.
Seit 1848 verband die „Lokahlbahn“ die beiden Städte Frankfurt und Offenbach, ab 1873 kam eine Eisenbahnverbindung hinzu und 1884 war es eine, damals noch von einer „Trambahn-Gesellschaft“ betriebene Straßenbahnlinie, die 1906 von Frankfurt und Offenbach in städtische Regie übernommen worden ist. Die Lokalbahn fährt seit 1955 nicht mehr und die Straßenbahnlinie 16 stellte mit Eröffnung der S-Bahn Hanau-Frankfurt 1995 ihren Betrieb ein.
Offenbach war jedoch nicht nur ein „Industrieort“. Immerhin besaß es seit 1791 ein Theater, das „fürstlich isenburgische Schauspielhaus“ und der 1774 von der Hugenottenfamilie André gegründete Notenverlag besteht noch heute.
Ein berühmter Namensträger, wenn auch in Köln und nicht in Offenbach geboren, war Jacques Offenbach. Sein Großvater, der ursprünglich Eberscht hiess und aus der Rhön stammte, wurde hier begraben. Sein Vater, in Offenbach geboren, nannte sich dann nach seinem Wegzug nach seiner Heimatstadt.
Mit dem starken wirtschaftlichen Aufschwung, vor allem im 19. Jahrhundert, ging auch die Verbesserung der Infrastruktur einher: 1887 erhielt die Stadt ein Hallenbad, 1894 ein vorausschauend geplantes Krankenhaus und 1904 einen Schlachthof.
In der Lederwarenbranche zeigte sich jedoch schon die Tendenz, Heimarbeit in die umliegenden Gemeinden zu verlagern.
Die Metallindustrie erlebte ihren Niedergang vor allem in den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Chemiebranche konnte sich dem Trend noch entziehen, wurde aber in der jüngsten Vergangenheit einem Strukturwandel unterworfen.
Wenn auch die Internationale Lederwarenmesse (seit 1949) noch an die Tradition als „Stadt der Lederwaren“ erinnert, ist doch unübersehbar, dass sich Offenbach auf dem Weg zu einem modernen Dienstleistungszentrum befindet.

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