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Stadt Offenbach

Ehemals große jüdische Landgemeinde mit langer Tradition

Sie waren Händler, Metzger und auch Handwerker gewesen, hatten an der Ecke Schifferstraße/Mainstraße ein Café betrieben, schon seit 1693 eine eigene Schule unterhalten und 1866 einen Synagogenchorverein gegründet, aus dem später der jüdische Gesangverein Concordia hervorging. Heute erinnern nur noch 91 Grabsteine und zwei Fensterbögen in der einstigen Synagoge an die lange Tradition jüdischen Lebens in Bürgel.

Jüdischer Friedhof

Schon im ausgehenden 16. Jahrhundert sind in Bürgel jüdische Bewohner nachzuweisen. Ein späterer Friedberger Rabbiner wurde 1575 hier geboren. Dies lässt den Schluss zu, dass aufgrund der liberalen Haltung der Kurmainzer Herren bereits vor 1603, also lange vor Offenbach, eine eigene jüdische Gemeinde bestanden haben muss. Eine Betstube befand sich auf der Ostseite des heutigen Bürgerplatzes („Dalles“) im Falltorturm.

Mehr als ein Viertel der Bevölkerung

1824 wurde in der heutigen Bürger- straße 15 eine Synagoge eingeweiht. Zu dieser Zeit lebten bereits über 40 jüdische Familien in dem Ort. 1828 machten Menschen jüdischen Glaubens mehr als ein Viertel der 871 Einwohner zählenden Bevölkerung aus. Ihre Toten bestattete die Landgemeinde weit abseits des Ortes in der Nähe des heutigen Schultheis-Weihers. Die dortige Begräbnisstätte ist der älteste jüdische Friedhof Offenbachs. Die letzte Beisetzung fand dort 1938 statt.

Stolpersteine als Erinnerung

In der Pogromnacht desselben Jahres wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört, ein Jahr darauf das Gebäude verkauft und später zum Wohnhaus umgebaut. 1944 erlitt es starke Kriegsschäden. 1939 lebten nur noch 27 jüdische Bürger im Ort. Mit der Deportation und Ermordung der letzten noch verbliebenen Juden wurde die Gemeinde 1942 ausgelöscht. Einige in die Gehwege eingelassene „Stolpersteine“ erinnern seit 2009 an die Opfer der NS-Verfolgung.

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