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Stadt Offenbach

Neues Bepflanzungskonzept an der Mühlheimer Straße

05.04.2022 – Im Herbst des vergangenen Jahres wurden auf dem Mittelstreifen der Mühlheimer Straße, zwischen der Kreuzung Untere Grenzstraße und der Kreuzung Bischofsheimer Weg, umfangreiche Erdarbeiten vorgenommen. Im Anschluss daran wurden Blumenzwiebeln gepflanzt sowie Kies und Splitt verteilt. Die Neubepflanzung an der Mühlheimer Straße sieht möglicherweise auf den ersten flüchtigen Blick nach einem Schottergarten aus. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Das Konzept verfolgt eine widerstandsfähige Bepflanzung des Mittelstreifens und unterscheidet sich damit deutlich von Schottergärten, die Bewuchs mittels Unkrautfolie in Kombination mit Schotterschüttungen verhindern sollen.

Die Begrünung der Mühlheimer Straße ist gut durchdacht. Sie wurde von den Freiraumplanerinnen und –planern des städtischen Referats Stadtgrün beim Amt für Stadtplanung, Verkehrs- und Baumanagement in enger Abstimmung mit der Anwendungsforschung, dem Unterhaltungsbetrieb sowie Staudengärtnereien erarbeitet und ist in Bezug auf Substrate, Pflanzen sowie Mulchabdeckung für den Extremstandort an der Straße angepasst.

Das neue Konzept für die Bepflanzung der straßenbegleitenden Grünflächen wurde entwickelt, um den immer höher werdenden Anforderungen gerecht zu werden: Hitze, Trockenheit, Starkregen und Streusalze sind hier zu nennen. Der Klimawandel verstärkt diese Extreme weiter und es müssen Begrünungskonzepte entwickelt werden, die mit diesen Bedingungen zurechtkommen.

In die insgesamt etwa 1300 Quadratmeter großen Flächen in der Mühlheimer Straße fließen die Erfahrungen der vergangenen Jahre mit ein. Die Pflanzsubstrate sind sowohl wasserspeicherfähig als auch ausreichend strukturstabil, sodass sich eine langfristige Begrünung etablieren kann. Dabei sind im Sinne der Nachhaltigkeit vor allem keine Torfe, dafür aber regional verfügbare Materialien zum Einsatz gekommen. Die Bepflanzung ist ebenfalls auf den Standort abgestimmt. Sie wird nach einer Anwachszeit die komplette Fläche begrünen. Gepflanzt wurden etwa 29.000 Blumenzwiebeln und circa 12.000 Stauden und Gräser, sodass von Februar bis in den November hinein Blüten zu sehen sind.

Die Bepflanzung kommt mit sommerlichen Trockenphasen gut zurecht, wodurch langfristig auf das Wässern verzichtet werden kann. Die eingesetzte Mulchabdeckung aus Kies oder Splitt macht mit fünf Zentimetern Stärke nur die oberste Schicht des „Systems zukunftsfähige Bepflanzung“ aus. Sie wird sehr bald von Pflanzen überwachsen sein und hat die Funktion, das Aufkeimen von anderem unerwünschten Aufwuchs zu unterdrücken sowie vor Verdunstung zu schützen, wodurch sich Pflegezeiten reduzieren und Wasser gespart wird.

Und noch eine Besonderheit hat die Bepflanzung auf dem Mittelstreifen. An der Mühlheimer Straße werden drei unterschiedliche Substrate - mit und ohne verschiedenen Mulchmaterialien - ausprobiert. Die Standortbedingungen sind in allen Pflanzbereichen vergleichbar: Es ist dort im Sommer oft sonnig, trocken und heiß. Bei der Auswahl der Pflanzsubstrate und Mulchmaterialien wurde darauf geachtet, dass die Transportwege nicht zu groß und damit auch kleinere Mengen verfügbar sind.

Planungs- und Baudezernent Paul-Gerhard Weiß erläutert das Vorhaben: „Auf dem Markt sind zahlreiche Hersteller mit unterschiedlichen Substraten für Staudenpflanzen. Mit den jeweils passenden Substraten kann der Pflegeaufwand erheblich verringert werden, was eine deutliche Zeitersparnis mit sich bringt. Nach dem starken Rückschnitt im Frühjahr beschränkt sich die Pflege durch unsere Expertinnen und Experten vom ESO Stadtservice nunmehr auf die gezielte Beseitigung von unerwünschtem Wildwuchs. Wichtig ist mir, dass wir außerdem Stauden ausprobieren, die den trockenen und heißen Extremstandorten trotzen und gleichzeitig Insekten einen Lebensraum bieten.“

Begleitet wird die Testfläche von externen Experten mit einem Monitoring, um einen Erfahrungsgewinn für zukünftige Maßnahmen zu erhalten.

Die Pflanzen haben den ersten Winter sehr gut überstanden, die Fachleute sind mit dem Entwicklungstand zufrieden. Es zeigen sich bereits die ersten Unterschiede bei der Entwicklung der Pflanzung: Legen die Pflanzen auf den humosen Substraten bereits richtig los, sind die Pflanzen auf den rein mineralischen Substraten noch etwas zögerlicher. Aber gerade da sollen die Erfolge langfristig am besten sein. Es bleibt spannend. Eines war jedoch auf allen Flächen zu beobachten. Bereits im Oktober 2021 blühten, trotz der gerade erst erfolgten Pflanzung, bereits zwei Arten von Astern, Ziersalbei und Perlkörbchen.

„Mit dieser zukunftsfähigen Bepflanzung wollen wir unseren Beitrag zum Klimaschutz und zur Nachhaltigkeit im öffentlichen Grün leisten und Anregungen auch für weitere Pflanzungen geben. Was sich auf 1300 Quadratmetern in der Mühlheimer Straße umsetzten lässt, kann auch auf kleinerer Fläche im Privatgarten realisiert werden“, so die zuständige städtische Landschaftsarchitektin Annina Kreißl.

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