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Stadt Offenbach

Die Branche wird weiblicher: Netzwerktreffen von Frauen in der Immobilienwirtschaft

27.09.2022

Es sind immer noch überwiegend Männer, die in der Immobilienwirtschaft den Ton angeben. Doch die Zahl der Frauen nimmt zu. Anteil daran haben nicht nur wie in Offenbach der Öffentliche Dienst oder öffentliche Unternehmen wie die Stadtwerke mit ihrer Stärke, auf Fähigkeit unabhängig vom Geschlecht zu achten, so dass hier Frauen auch in klassischen Männerberufen bessere Chancen haben, sondern ebenfalls der bundesweit engagierte Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft. Gemeinsam mit der Stadtwerke-Gesellschaft OPG hatten die „Immofrauen“ der Regionalgruppe Rhein-Main jetzt zum Netzwerktreffen auf den Offenbacher Innovationscampus eingeladen. 

Sie kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Branche, sind Bauingenieurinnen, Wirtschaftsanwältinnen oder Kauffrauen, arbeiten als Projektentwicklerinnen, Ingenieurinnen und Immobilienbewerterinnen oder sind in Banken, der PR, im Vertrieb oder in der Wirtschaftsförderung tätig. Dass es überhaupt hervorhebenswert ist, dass Frauen solche beruflichen Positionen bekleiden, spricht Bände über eine Branche, die zwar inzwischen auch für Frauen durchlässiger geworden ist, in der aber in den Top-Jobs nach wie vor überwiegend Männer zu finden sind. 

Das zu ändern und die Zahl der Entscheidungsträgerinnen in der Immobilienbranche zu steigern, hat sich der in Frankfurt im Jahr 2000 von Ingeborg Warschke gegründete Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft e.V. auf die Fahnen geschrieben. Der überregionale Zusammenschluss engagierter, berufstätiger „Immofrauen“ versteht sich als öffentlichkeitswirksame Interessenvertretung, die das Potenzial von Frauen in ihrem Berufsfeld sichtbar machen und für mehr Chancengleichheit in der Branche sorgen will. 

Dazu bietet die über 1.000 Mitglieder starke Organisation mit ihren 13 Regionalgruppen Plattformen für einen fachlichen Informations- und Ideenaustausch, hilft Frauen bei ihrer persönlichen Karriere, erweitert ihr persönliches Netzwerk, unterhält eine Jobbörse und vermittelt Kontakte zu Expertinnen aus ihren Reihen für die Veranstaltung üblicherweise ebenfalls männerdominierter Podiumsrunden. 

Der Kontakt zur OPG Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft mbH kam über Sonja Schneider, OPG-Bereichsleiterin Quartiere und Infrastruktur, zustande. Die Diplom-Wirtschaftsingenieurin hatte bis 2021 sieben Jahre lang die 165 Mitglieder zählende Regionalgruppe Rhein-Main der „Immofrauen“ geführt und ist heute bei der OPG für die Entwicklung des ehemaligen Offenbacher Clariant-Geländes vom Chemiestandort zum Innovationscampus verantwortlich. 

Die 36 Hektar große Industriefläche befindet sich im Besitz der Stadtwerke-Schwestergesellschaft INNO Innovationscampus GmbH & Co. KG. Das Areal wird von der INNO gemeinsam mit der OPG unter der Federführung von Geschäftsführerin Daniela Matha, die den gesamten Immobilienbereich der Stadtwerke leitet, im Auftrag der Stadt Offenbach und des Oberbürgermeisters zu einem zukunftsweisenden Gewerbe- und Technologiestandort entwickelt.

Rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Immobilienwirtschaft, Stadtverwaltung und Kommunalpolitik ließen sich beim Rundgang über den Campus von Autorin und Stadtführerin Ida Todisco die 180-jährige Geschichte des Geländes näherbringen.  Sonja Schneider stellte die bereits sehr konkreten Entwicklungsperspektiven des Areals mit der Ansiedlung von Hightech-Firmen wie Samson und BioSpring sowie der geplanten Gründung des so genannten Designparks vor. 

Abschließend lud Daniela Matha zum Netzwerken und Erfahrungsaustausch ins historische „Badehaus“ ein, dem noch auf die Oehler-Werke zurückgehenden Sozialgebäude des Industriegebiets. Dort betonte Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke in seinem Grußwort, dass sich die Stadt sowohl in ihren Stadtwerken als auch in ihrer Stadtverwaltung schon seit vielen Jahren für mehr Gleichberechtigung am Arbeitsplatz einsetze. Das spiegele sich auch in der Besetzung von Top-Positionen bei den Stadtwerken. Im bundesweiten Vergleich kommunaler Unternehmen hätten sie gerade erst wieder mit einem Frauenanteil von über 40 Prozent den Spitzenplatz eingenommen. Kein anderes Stadtwerke-Unternehmen in Deutschland beschäftige mehr weibliche Führungskräfte. 

„Wir nutzen gezielt die Qualitäten von Frauen in Führungspositionen, auch im Bau- und Immobilienbereich“, sagte der OB. So habe die Stadt Offenbach bereits bei der Revitalisierung ihres Hafens gute Erfahrungen mit dem verantwortlichen OPG-Frauenteam Daniela Matha und Bozica Niermann gemacht, die jetzt die städtische Wirtschaftsförderung leite. Und auch bei der Entwicklung des Innovationscampus vertraue die Stadt wieder auf die Kompetenz weiblicher Führungskräfte wie Daniela Matha und Sonja Schneider. Ebenso werde die Entwicklung des Hafens von Sukhjeet Bhuller erfolgreich weitergeführt.

Erfahrungsaustausch beim Netzwerktreffen auf dem Offenbacher Innovationscampus: (von links) Bozica Niermann, Leiterin der Offenbacher Wirtschaftsförderung, Daniela Matha, Geschäftsführerin der Offenbacher Stadtwerke-Gesellschaft OPG, Sonja Schneider, OPG-Bereichsleiterin Quartiere und Infrastruktur, Antje von Rosen, stellvertretende Regionalleiterin Frauen in der Immobilienwirtschaft e.V. und Sabine Wieduwilt, Regionalleiterin der Regionalgruppe Rhein-Main der „Immofrauen“.

Vielfalt ist ein Baustein für Erfolg

Neben der Stärkung des Frauenanteils sei es insgesamt wichtig, die soziale, kulturelle und ethnische Vielfalt in einem Unternehmen zu fördern, so Daniela Matha.  „Diversität ist ein bedeutender Baustein für den Gesamterfolg. Hier sollten sich auch kommunale Gesellschaften noch weiter öffnen.“ Egal, welches Geschlecht, welches Alter oder welche ethnische Herkunft: Teams mit unterschiedlichen demografischen, kulturellen und anderen Lebenshintergründen könnten sich untereinander inspirieren, neue Denk- und Handlungsweisen und damit auch neue Lösungsansätze entwickeln.    

Wofür sich der Verein der „Immofrauen“ bundesweit vor allem im privatwirtschaftlichen Bereich einsetzt, ist in Offenbach bei der Stadtverwaltung und auch bei den Stadtwerken bereits ein gutes Stück weit Realität, wie ein Blick in die Berufsfelder des kommunalen Immobiliensektors zeigt. Das Hessische Gleichberechtigungsgesetz wird hier vielfältig mit Leben gefüllt, ein engagiertes   Frauenbüro ist bei der Stadtverwaltung in die Personalauswahl einbezogen und auch die Stadtwerke orientieren sich an der Frauenförderung im Öffentlichen Dienst. 

Der Offenbacher Frauenanteil im kommunalen Immobilienbereich, dies auch in verantwortlicher Position, kann sich durchaus sehen lassen. In vielen ehedem klassischen Männerjobs vom Hochbaumanagement und der Projektentwicklung über die Wirtschaftsförderung, Stadtentwicklung und Straßenbauplanung bis hin zu Gebäudemanagement, Wohnungsbewirtschaftung und sogar Tiefbau sind zunehmend Frauen tätig. Gleichzeitig haben Frauen hier gute Chancen, beruflich aufzusteigen und Verantwortung zu übernehmen.          

Die Gehälter mögen etwas niedriger sein als in der freien Wirtschaft, dafür gibt es kein geschlechtsspezifisches Lohngefälle (Gender-Pay-Gap) und flexible Arbeitszeitmodelle erleichtern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und ebnen damit auch den Karriereweg. Während der Öffentliche Dienst beziehungsweise die Beschäftigung im Kommunalunternehmen hier Vorbildcharakter einnehmen, bleibt in der freien Wirtschaft vergleichsweise noch viel Luft nach oben.

Ein Blick auf die großen Immobilienmessen von München bis Cannes oder auch auf die Zusammensetzung renommierter überregionaler Expertenrunden zeigt: Da dürften ruhig noch mehr Frauen hinzukommen. Vor allem bei der Projektentwicklung und Geschäftsführung sind Frauen immer noch in der Minderheit. Das sei auch in Offenbach nicht viel anders, berichten führende Frauen aus dem kommunalen Immobiliensektor über die örtliche Immobilienwirtschaft. Frauen seien hier eher in beratender Funktion, im kaufmännischen Bereich und in der Wohnungsvermietung, zunehmend allerdings auch in der Architektur zu finden. 

Dass Frauen anders als Männer weniger offen Führungspositionen anstrebten, könne mit ihrer Sozialisierung zusammenhängen, glaubt Asset Managerin Antje von Rosen, stellvertretende Regionalleiterin der Rhein-Main-„Immofrauen“. Sabine Wieduwilt, Rechtsanwältin und Partner für Real Estate der globalen Wirtschaftskanzlei Dentons ist Regionalleiterin der „Immofrauen“ Rhein-Main. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass gemischte Führungsteams die besten Ergebnisse erzielen. „Wir nutzen unser Netzwerk, um Frauen in solche Positionen zu bringen – als Mitglied bei Gesprächsrunden und Panels, als Mietglied von Teams, auch Führungsteams. Selbstverständlich sind wir an der Integration interessiert.“   

Was berufstätige Frauen branchenübergreifend häufig auszeichne: Sie seien sach- und lösungsorientiert und auch entscheidungsfreudig, zeigten bei Problemfällen Empathie, seien teamfähig, pflegten oft einen anderen Führungsstil und gingen in Konfliktsituationen eher diplomatisch vor. Natürlich lasse sich das nicht verallgemeinern und treffe auch auf viele Männer zu. Es komme eben auf den richtigen Mix an.

Allerdings, so stimmen Vertreterinnen aus dem privatwirtschaftlichen wie auch kommunalen Bereich selbstkritisch überein, fühlten sich manche Frauen von sachlicher Kritik schnell persönlich angegriffen. Hier zu trennen, falle ihnen mitunter schwerer als Männern. Oder wie es eine Frau aus dem Offenbacher Bauamt formuliert: „Männer scheinen da eher Teflon-Anzüge zu tragen.“

Überdies neigten gerade jüngere Frauen dazu, sich zu unterschätzen und sollten lernen, sich mehr zuzutrauen. Sabine Wieduwilt: „Aber die Branche hat natürlich auch viele selbstbewusste Frauen zu bieten. Und auch die Frauen sind im Prozess, sich zu ändern.“  

Hier setzen die „Immofrauen“ an. Für sie gilt es, Auftritt und Selbstverständnis von Frauen zu stärken, sie beim Aufstieg in Leitungsfunktionen zu unterstützen. Wichtig dabei, so OPG-Bereichsleiterin Sonja Schneider, sei der Netzwerkgedanke. Sie selbst hat mit der Möglichkeit, sich auf der Plattform der „Immofrauen“ über den gesamten Immobilienbereich auszutauschen und zu vernetzen, gute Erfahrungen gemacht. „Diesen Vorbild-Gedanken gebe ich heute gerne weiter.“ 

Frauen im kommunalen Bau- und Immobilienbereich in Offenbach

Amt für Planen und Bauen: 79 Mitarbeitende, davon 45 Frauen. 6 Frauen in leitender beziehungsweise verantwortlicher Funktion.

Amt für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften: Bereich Wirtschaftsförderung: 8 Mitarbeitende, davon 6 Frauen. 4 in verantwortlicher Position. Bereich Liegenschaften: 11 Mitarbeitende, davon 3 Frauen. 1 Frau in Führungsposition.

Bauaufsichtsamt: 32 Mitarbeitende, davon 21 Frauen. 3 Frauen in Führungsposition.

Vermessungsamt: 22 Mitarbeitende, davon 10 Frauen. 3 Frauen in verantwortlicher Position.

Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft (OPG): 34 Mitarbeitende, davon 16 Frauen. 2 Frauen in Führungsposition.  

Gemeinnützige Baugesellschaft Offenbach (GBO): 67 Mitarbeitende, davon 39 Frauen. 3 Frauen in verantwortlicher Position.

GBM Service (Gebäudemanagement): 218 Mitarbeitende, davon 57 Frauen. 2 Frauen in der Fachbereichsleitung.

ESO Stadtservice (Tiefbau): 40 Mitarbeitende, davon 3 Frauen. 2 Frauen in Leitungsfunktion. 


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