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Stadt Offenbach

Neues Rechenzentrum mit modernsten Umweltstandards geplant

24.02.2023

Im Sommer 2022 hat das niederländische Unternehmen AkzoNobel angekündigt, den Standort von Schramm Coatings an der Kettelerstraße bis Sommer 2024 aufzugeben. Oberbürgermeister und Wirtschaftsdezernent Dr. Felix Schwenke betont: „Die Standortschließung ist aus unserer Sicht sehr bitter, vor allem natürlich für die betroffenen Mitarbeitenden. In Gesprächen mit uns hat AkzoNobel mitgeteilt, dass sie gerne an einen Betreiber für Rechenzentren verkaufen wollen. Da eine schnelle Nachnutzung der Fläche im Interesse der Stadt ist, haben wir die dafür nötigen Gespräche umgehend aufgenommen“, so Schwenke. Interesse an einem Kauf der Flächen hat das amerikanische Unternehmen CloudHQ – es gibt nach Angaben des Unternehmens exklusive Vereinbarungen zwischen den Parteien und es sei davon auszugehen, dass die Gespräche zeitnah zum Abschluss gebracht werden.

„Jede Fläche, die wirtschaftlich sinnvoll genutzt wird, ist wichtig für alle Offenbacherinnen und Offenbacher. Um die mögliche Nachnutzung im Fall der Fälle schnell realisieren zu können, haben Bürgermeisterin und Umweltdezernentin Sabine Groß sowie Bau- und Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß gemeinsam mit mir schon jetzt eine Absichtserklärung über die dann einzuhaltenden Auflagen mit CloudHQ ausverhandelt“, so OB Schwenke. „Auf dem Gelände soll im Ergebnis ein Rechenzentrum nach modernsten Umweltstandards entstehen. Für unsere Gespräche haben wir uns auch mit der Lokalen Agenda 21 abgestimmt. Damit würde das Rechenzentrum als Teil der Infrastruktur im Zeitalter der Digitalisierung sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch für die Stadt sinnvoll sein“, so Schwenke weiter.

Bürgermeisterin und Klimadezernentin Sabine Groß betonte angesichts der Pläne: „Für die Ansiedlung eines weiteren großen Rechenzentrums von CloudHQ hat die Stadt Offenbach einen Umwelt- und Klimaschutzkatalog aufgestellt, dessen Auflagen wir nicht nur für dieses, sondern auch für alle weiteren neuen Rechenzentren anwenden wollen, die ein vorhabenbezogenes Baurecht durch die Stadt Offenbach benötigen.“ Die Anforderungen an das neue Rechenzentrum sind aus einem Katalog, der unter Einbindung der Lokalen Agenda 21 erarbeitet worden ist, abgeleitet und wurden in einer Absichtserklärung („Letter of Intent“) zwischen CloudHQ und der Stadt Offenbach verankert. Der Magistrat hat die Absichtserklärung in jüngster Sitzung beschlossen und wird diese nun in die Stadtverordnetenversammlung einbringen. Die Vereinbarung ist Grundlage für den nachfolgend zu schließenden städtebaulichen Vertrag und einen Bebauungsplan zur Schaffung des Baurechts seitens der Stadt.

Stromversorgung aus erneuerbaren Energien und mehr Grünflächen

Bürgermeisterin Groß erläuterte die Eckpunkte des umfangreichen Papiers: „Die Stromversorgung für das neue Rechenzentrum soll zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien kommen. Vor dem Hintergrund der zurückgehenden Wasserressourcen ist ein in sich geschlossenes Kühlsystem vorgesehen. Außerdem wurde die Installation von Solarmodulen auf dem Dach sowie eine umfangreiche Begrünung des Gebäudes sowie die Anlage einer umlaufenden Grünfläche von etwa 15 Metern Tiefe vereinbart. Letzteres trägt dem Prinzip der Schwammstadt Rechnung und verhindert eine zu große Aufheizung im Sommer.“

Bau- und Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß erläuterte weiterhin, dass das vorhandene Wäldchen auf dem rund 50.000 Quadratmeter großen Areal erhalten bleibt und zur angrenzenden Wohnbebauung insgesamt mehr Grünflächen entstehen sollen als heute vorhanden sind. „Natürlich wird das Rechenzentrum groß, aber mit diesem zusätzlichen Abstand zu Wohnbebauung bleibt die Wohnqualität erhalten, was mir als Planungsdezernent natürlich wichtig ist“, so Weiß. Die notwendigen Notstromaggregate sollen nach derzeitigem Stand mit Biodiesel betrieben werden. Bis das Vorhaben in die Realisierung geht, haben sich die Beteiligten dazu verpflichtet, aktuelle technologische Entwicklungen, etwa die Brennstoffzellentechnologie, zu verfolgen und einen Plan vorzulegen, wie diese nachhaltigen Technologien in das Projekt integriert werden können.“

Abwärme wird ins Fernwärmenetz der Stadt geleitet

„Ein für die Stadt Offenbach wichtiger Punkt in dieser Absichtserklärung ist das Ziel, die entstehende Abwärme des Rechenzentrums zu nutzen“, ergänzte Oberbürgermeister Schwenke. „Das Unternehmen stellt die Abwärme der Energieversorgung Offenbach zur Verfügung, die aus ihr mit Hilfe von Wärmepumpen die ausreichenden Temperatur für Fernwärme erzeugt und für die Fernwärmeversorgung der Stadt nutzt“, so Schwenke. Die Details sollen durch eine ebenfalls mit der Stadt abgesprochene separate Absichtserklärung zwischen der EVO AG und CloudHQ geregelt werden.

„Das Vorhaben leistet damit einen Beitrag zur Energiesicherheit in Offenbach, denn durch die Nutzung der Abwärme machen wir uns unabhängiger von anderen Energiequellen und fossilen Rohstoffen wie Gas. Das ist eine Investition in die Zukunft unserer Stadt“, machte Schwenke deutlich. Er erinnerte daran, dass die Einflussmöglichkeiten der Stadt beim ersten Rechenzentrum von CloudHQ noch sehr begrenzt waren: „Das dortige Vorhaben konnte auf Grundlage eines bestehenden Baurechts entstehen, sodass weitergehende Umwelt- und Klimaschutzaspekte, die der Stadt wichtig sind, seinerzeit nicht zur Voraussetzung für eine baurechtliche Genehmigung gemacht werden konnten. Das ist bei diesem Vorhaben nun völlig anders. Mit unserem Umwelt- und Klimaschutzkatalog haben wir für dieses Rechenzentrum einheitliche Anforderungen aufgestellt, die der Stadt wichtig sind und die zur Voraussetzung gemacht werden, wenn die Stadt ein Baurecht schaffen muss. Auf diesen Katalog will die Stadt auch bei weiteren künftigen Rechenzentren zurückgreifen. Damit warten wir nicht auf die angekündigten Gesetzgebungsinitiativen auf Bundesebene, sondern schreiten in Offenbach beim Thema Nachhaltigkeit bereits voran.“

Investition in die Infrastruktur für Digitalisierung

CloudHQ-Geschäftsführer Peter Knapp begrüßte die enge Zusammenarbeit mit der Stadt: „Die Vorbereitungen für unser Vorhaben erfolgen in enger Abstimmung mit dem Oberbürgermeister und den beteiligten Ämtern. Wir möchten mit diesem zweiten großen Projekt einen Beitrag leisten, Offenbach als Wirtschafts- und Digitalstandort weiter zu stärken, indem wir für die fortschreitende Digitalisierung in Deutschland die notwendige Infrastruktur bereitstellen. Gleichzeitig haben wir mit der Absichtserklärung zwischen unserem Unternehmen und der Stadt Offenbach einen wichtigen Schritt getan zur Realisierung eines Vorhabens, das bei Klima- und Umweltschutz in der DataCenter-Branche neue Maßstäbe setzen wird.“

Zertifizierung nach LEED-Goldstandard

„Die nun geschlossene Vereinbarung hält außerdem fest, dass das Rechenzentrum alle LEED Gold Zertifizierungsstandards erfüllt“, hob Bürgermeisterin Groß ein weiteres der zahlreichen vereinbarten Details hervor. LEED steht für „Leadership in Energy and Environmental Design“ und ist ein international anerkanntes Zertifizierungssystem für ökologisches Bauen, das zahlreiche Kriterien wie den Einsatz von Werkstoffen aus recyclefähigen Materialien und hohe Energieeffizienz berücksichtigt. Heutige Rechenzentren streben in der Regel eine Zertifizierung nach dem Silberstandard an – der Goldstandard ist nach Platin die zweithöchste von vier Bewertungsstufen dieser Zertifizierung.

Abschließend kam Schwenke noch einmal zurück auf die Mitarbeitenden von AkzoNobel: „Wir wissen von Biospring, dass sie Interesse an Bewerbungen von Mitarbeitenden haben. Auch Biospring sucht Mitarbeitende zahlreicher Qualifikationsstufen, ausdrücklich nicht nur Hochqualifizierte.“

Über CloudHQ:

CloudHQ ist ein führender, privater Betreiber von Rechenzentren, die in ihrem technischen Design individuell auf die Bedürfnisse führender Unternehmen der Digitalwirtschaft zugeschnitten sind. Die speziell für diese Nutzung entwickelten Gebäude und Gewerbeflächen werden an namhafte Unternehmen vermietet, die hierin ihre Server betreiben, um ihre geschäftskritischen Prozesse - von der Cloud-Infrastruktur über die Speicherung bis hin zur Datenverarbeitung - sicher abwickeln zu können.


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