„Morgen wird heute“: Ausstellung im Rathaus-Pavillon

Erlebnisse werden erinnert, manchmal sogar sehr genau. Oder doch nicht? Mit der Kontinuität im Reich der Erinnerungen und dem Moment der Täuschung und fehlerhaften Fortschreibung, aber auch dem schützenden Mantel des Vergessens beschäftigt sich die Ausstellung „Morgen wird heute“, die noch bis Samstag, 13. Mai, täglich von 14 bis 20 Uhr im Rathaus-Pavillon zu sehen ist. Die Künstlerinnen Lea Kulens, Sinah Osner, Franziska Pütz und Tatiana Vdovenko setzen auf unterschiedliche Weisen mit dem Thema des Erinnerns, der Rekonstruktion von fehlenden Erinnerungen oder dessen aktiven Auslöschung auseinander. Dazu nutzen sie die Möglichkeiten des Mediums der Fotografie, dass das Festhalten des Augenblicks ermöglicht. Künstlerisch, aber auch in privaten Zusammenhängen, die sich in oft tonnenschweren Familienalben manifestieren. Heute, im Zeitalter von Social Media, ist Fotografie so präsent wie noch nie und wird weit über künstlerische Sphären hinaus für verschwindende und verschwenderische Produktion von Erinnerungsmaterial genutzt.

Lea Kulens haucht in ihrer Arbeit "Oskar - bestellt und noch nicht abgeholt"  mit Lochkameras verlassenen Objekten Leben ein und lässt sie ihre letzte Geschichte erzählen. Die Arbeit von Sinah Osner "Gedanken zur Fülle des Nichts" baut ein erstaunliches visuelles Netz aus Erinnerungsfragmenten und dokumentiert eine nie abgeschlossene Suche. Durch radikalen Umgang mit Bildinhalt und Material gibt Franziska Pütz in "ich mochte euch mal" einen intimen Einblick in Beziehungskonstellationen und Verarbeitungsprozesse. "Waterlines" von Tatiana Vdovenko schließlich konfrontiert den Betrachtenden mit Zerstörung und einer dem Chaos innewohnenden Ästhetik Simon Lunkenheimer unterstützt als Ästhetik- und Philosophie-Studierender und Musiker und Kurator.