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Stadt Offenbach

Der Rathaus-Pavillon ist ein Raum für alle: Zwischenbilanz der Agentur Mitte

06.10.2023

Der stationäre Handel ist im Wandel, das ist in Offenbach nicht anders als in anderen Städten auch. Allerdings hat sich die Stadt gemeinsam mit dem Verein Offenbach offensiv und mit zahlreichen Offenbacherinnen und Offenbachern im Jahr 2020 auf den Weg gemacht, die Innenstadt neu zu denken. Dabei herausgekommen sind insgesamt 16 Zukunftsprojekte, die neue Akzente zur Belebung der Innenstadt setzen – und die Empfehlung, eine Agentur Mitte mit drei Stellen einzurichten. Eines der 16 Projekte ist die temporäre Neubespielung des vorher als Polizeiladen genutzten Rathaus-Pavillons. „Nachdem wir lange versucht haben, mit möglichst wenig Geld und nur einer einzigen neuen Stelle, Anna-Maria Rose, auszukommen, sind wir auf Grund der Entwicklung in der Innenstadt zu der Erkenntnis gekommen, dass das so nicht reicht. Seit Juli diesen Sommer ist die Agentur Mitte nun vollständig mit drei Personen besetzt. Damit haben wir jetzt erheblich an Schlagkraft für die Innenstadt gewonnen“, so Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke. Mit der Erstellung einer Nutzungskonzeption für den Pavillon hatte Schwenke die von Anna-Maria Rose verantwortete Agentur Mitte beauftragt. Das 1972 gebaute Ensemble mit drei unterschiedlichen Räumen hat Rose daraufhin in Absprache mit dem OB als „Offenen Raum für alle“ konzipiert. Die Agentur Mitte stellt ihn seit April dieses Jahres für unterschiedliche Nutzungen zur Verfügung; es gibt einen „stadtraum“, „jugendraum“ und einen „radraum“.

Was dort in den vergangenen Monaten passiert ist, bezeichnet Diplom-Designer Daniel Rese schlicht als „überwältigend“. Denn dass der im Rahmen eines Semesterprojekts an der Hochschule für Gestaltung (HfG) vor etwa einem Jahr eröffnete Raum rund um die Erforschung und Weiterentwicklung des Fahrrads eine derartige Wirkung entfaltet, hätte wohl niemand vermutet. Hier trafen sich Bürgerinnen und Bürger jeder Façon, Studentinnen und Studenten, Radaficionados zum Schrauben und für Ausfahrten, gab es Vorträge, viel Austausch und etablierte sich der radraum in Kombination mit der Bespielung des „stadtraums“ mit Ausstellungen, temporärer Küche und seit dem Frühjahr regelmäßigem Cafebetrieb zu einer feinen Adresse im Stadtleben. Zum Semesterende im Februar musste Rese, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HfG, die Fläche wieder räumen, zog aber auf Bestreben von Rose und Dank der Förderung des Vereins Offenbach Offensiv recht schnell wieder ein. Seither hat sich die Schlagzahl deutlich erhöht, so war der radraum in den vergangenen fünf Monaten an 100 Tagen regelmäßig geöffnet und lockte in dieser Zeit gut 500 Radbegeisterte an, wurden etwa 600 Reparaturen durchgeführt und gab es 37 Veranstaltungen rund ums Rad. „Der radraum hat eine große Akzeptanz“, sagt Rese, „und zeigt“, mit Verweis auf die unlängst erfolgte Nominierung der Region Frankfurt-RheinMain zur World Design Capital, „dass Design etwas im Stadtbild bewegen kann“. Dort war der radraum auf der Projektliste der Bewerbung, jetzt „segelt er mitunter unter städtischer Flagge“ und ist damit auch etwas bodenständiger geworden – im Schaufenster haben die „High End Bikes“ normalen Fahrrädern, manche mit deutlichen Gebrauchsspuren, Platz gemacht.

radraum für alle

Diese werden von Rese, seinen Mitarbeitenden und dem Ehrenamtler Tudor Stephan wieder fit gemacht und werden den Frauen, die das Fahrradfahren erlernen, nach der bestandenen Fahrradprüfung dauerhaft zur Verfügung gestellt. Die Fahrräder sind Spenden von Privatleuten, der Laden Artefakt unterstützt mit Ersatzteilen und das Freiwilligenzentrum mit Lehrenden. Darüber hinaus hat Rese weitere Kooperationen geschmiedet, mit dem Massif Central in Frankfurt zum Beispiel, und plant gemeinsam mit anderen eine Neuauflauflage der Fahrradveranstaltung „Sattelfest“ am 21. Oktober und hat schon eine 23 Kilometerlange „Grüne Soße“-Tour für Jedermann und ein vielfältiges, multikulturelles Programm in Petto.

Frank Achenbach, Mitglied der Geschäftsführung der IHK Offenbach am Main und Geschäftsführer des Vereins Offenbach offensiv, ist gespannt, „welche Sogwirkung der radraum als Teil der Innenstadtentwicklung noch entfalten wird“, denn schon jetzt haben einige Unternehmen und Start-Ups der Branche zarte Bande Richtung Offenbach geknüpft. Fern ab dessen hoffen Rese und Anna-Maria Rose von der Agentur Mitte, dass sich der Rathaus-Pavillon auch nach der geplanten Revitalisierung im kommenden Jahr weiter als soziokultureller Raum verstetigen lässt. „Dass ein solcher Ort in der Innenstadt fehlte, zeigt die Resonanz und der Zuspruch, den der Rathaus-Pavillon Dank des eindrucksvollen Programms genießt“, so Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke und ist erleichtert, dass dieser Baustein der Innenstadt-Strategie der Stadt bisher aufgeht. „Das gibt Mut, den Ansatz, Räume neu und anders zu bespielen, weiterzuverfolgen.“

Ein offener Raum für eine offene Stadt

Dort hat Rose in den letzten Monaten verschiedene Formate ausprobiert, sie war und ist offen wie der von ihr bespielte Raum und so gab es Diskussionsabende, beispielsweise zum Thema Wohnungslosigkeit, Flohmarkt, Ausstellungen, Keramikmarkt, Konzerte, wie das der Offenbacher Band The Urban Socks mit über 100 Gästen und ein Konzert des Rappers „Trust 9“ mit Violinenbegleitung, Kunstausstellung und Modeschau. Im Außenbereich sorgte ein Auftritt des Frankfurter Performancetheaters antagon theaterAKTion für Furore und lockte die Installation während des HfG-Rundgangs viele an und in den Pavillon. Sie sei ohne Anspruch an Perfektion gestartet und habe erstmal gemacht, berichtet Rose. Eben befreundete Künstlerinnen und Künstler eingeladen, die eigene Netzwerke genutzt, das Betreiberteam der Grace Studiobar für den Betrieb eines Cafes gewonnen, das eigene Team mit Daniel Rese und einer Praktikantin erweitert und insgesamt Kreise gezogen. Nach fünf Monaten mit regelmäßigen Öffnungszeiten und Veranstaltungen findet sie: „Wir haben das Beste aus unseren Optionen gemacht.“ So soll es weitergehen. Unter anderem mit der Fortführung der „Open Dance“-Reihe des DJ-Kollektivs aus der Frankfurter Straße und einem regelmäßigen Sonntagsbrunch mit L`Afrique ab dem 8. Oktober von 9 bis 16 Uhr. Außerdem sind im Oktober vier Ausstellungen und ein Auftritt des Offenbacher Oratorienchors geplant und soll im November eine Eventreihe anlässlich der mexikanischen Totenfeiertage stattfinden“, ergänzt Rese die Aufzählung. Zusätzlich Inhalte und Ideen sollen beim inzwischen fünften Termin der „Offen denken“ – Reihe erarbeitet werden: Für den 16. November möchte die Agentur Mitte vor allem Kulturschaffende und Kulturvereine ansprechen, um mit ihnen eine gemeinsame Veranstaltungsreihe für das erste Halbjahr 2024 zu entwickeln. Zudem ist eine Ausstellung zum Offenbacher Hauptbahnhof in Planung und ohnehin ist bis Ende des Jahres genaugenommen schon fertig gebucht. Auch für das neue Jahr gibt es schon Anfragen und viele Ideen, bis Juni 2024 ist die Finanzierung des Rathaus-Pavillons mit Mitteln des Land Hessen, des Vereins Offenbach offensiv und der Stadt Offenbach gesichert.

Mehr Infos zum Zukunftskonzept Innenstadt:

„Es passiert in den Innenstädten gerade genau das, was Expertinnen und Experten vorhergesagt hatten. Deshalb haben wir uns schon 2020 gemeinsam mit dem Verein Offenbach offensiv und den Planern des Hamburger Büros urbanista auf den Weg gemacht und 14 Zukunftsprojekte zur Belebung der Innenstadt entwickelt“, so OB Schwenke.

Das Zukunftskonzept Innenstadt umfasst Ideen und Angebote, um das Herz der Stadt als Ort für neue Ideen, für Erlebnisse und den Austausch zwischen den Bürgerinnen und Bürgern zu stärken. „Wer mit offenen Augen durch die Stadt läuft, sieht, wie die Innenstadt unter diesem Schrumpfen des Handels leidet“, so Schwenke weiter. „Unser Ziel ist, dass auch so viel Handel wie möglich bleibt, deswegen gilt es den verbleibenden Handel zu unterstützen. Aber völlig klar ist auch: Es wird nicht mehr so werden wie früher. Wir kämpfen daher mit aller Kraft, die Auswirkungen auf die Innenstadt abzumildern und mit neuen Projekten einen Beitrag für eine neue Innenstadt zu leisten. Der Transformationsprozess hat begonnen, die ersten Projekte sind bereits angestoßen, weitere folgen. Und mit weiteren Stellen für die Agentur Mitte wollen wir die Umsetzung jetzt beschleunigen.“


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