Künstlerische Inszenierung am Rathaus-Pavillon

Räumliche Grafiken in leuchtenden Farben bilden einen Kontrast zu den Sichtbetonelementen des Baus und spielen mit den geometrischen Formen des Gebäudes. Mehrdeutige Texte lassen Raum für die Fantasie von einer anderen, transformierten städtischen Mitte. „Raum Shift“ steht dort in großen Lettern geschrieben, und genau das ist es, was gemäß dem Zukunftskonzept Innenstadt passieren soll: eine neue Nutzung des Ortes.

Der Rathaus-Pavillon ist ein konkretes Projekt des 2020 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Zukunftskonzepts. Das Vorhaben wurde bereits mit dem Programm „Aktive Kernbereiche / lebendige Zentren“ angestoßen, nachdem der Rathaus-Pavillon im Beteiligungsprozess von der Bürgerschaft als wichtiges Einzelprojekt zur Aufwertung und Belebung des Stadthofs identifiziert wurde. Mit der künstlerischen Gestaltung der Fassade wird dieser Prozess jetzt erstmals sichtbar. Hierfür wurde die Offenbacher Kommunikationsagentur U9 visuelle Allianz von der Agentur Mitte beauftragt. Deren künstlerische Intervention schafft jedoch nicht nur einen Übergang zwischen Ist- und Wunsch-Zustand, sie nutzt dabei auch den temporären Leerstand am zentralen Ort.

„Leerstand in der Innenstadt ist ein Problem, das überall zunimmt, mittlerweile auch in den besten Einkaufslagen wie auf der Zeil. In Konkurrenz zum übermächtigen Online-Handel kämpfen alle Innenstädte und ihre Geschäfte um ihre Bedeutung und Existenz“, so Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke. „In Offenbach möchten wir dieser Entwicklung begegnen, indem wir neue Anreize zum Besuch der Innenstadt schaffen wollen. Ein Grundgedanke des Zukunftkonzepts Innenstadt ist es, neben dem Handel, der weiterhin funktionieren kann, weitere Nutzungen zu ermöglichen. Kunst und Kultur sind eine wichtige Säule, um die Innenstadt neu erleben zu können“, so Schwenke weiter. 

Nötig und möglich wurde die Interimsgestaltung, nachdem der Polizeiladen als langjähriger Mieter bereits Ende April 2022 und damit früher als ursprünglich geplant ausgezogen ist – der Mietvertrag lief bis 2023. Die neue Gestaltung schließt nun fast lückenlos an das Ende des Mietverhältnisses an und bleibt mindestens bis Ende Juli 2022 bestehen, dann werden zugunsten der ersten Zwischenbespielung Teile der Fassadengestaltung entfernt. Ein Teil der künstlerischen Inszenierung wird erhalten bis weitere temporäre Nutzungen in den Rathaus-Pavillon einziehen. Los geht es im August 2022 mit einer dreimonatigen Sonderausstellung zu Wetter und Klima in der Kunst – ein Angebot der Wetter- und Klimawerkstatt, deren Räume sich im nahe gelegenen Rathaus-Center befinden. Für die Ausstellung im Rathaus-Pavillon adaptiert das Künstlerkollektiv PARA seine Arbeit „HAZE“. Werke der Künstlerinnen und Künstler Tue Greenfort, Marie-Luce Nadal und Dennis Siering werden an verschiedenen Orten der Stadt zu sehen sein.

Neben den zukünftigen Zwischenbespielungen des Rathaus-Pavillons tragen schon jetzt Interimsprojekte zur Belebung des Stadthofs bei. Die experimentelle Projektplattform „UND Offenbach“ bespielt von Mitte April bis Mitte Juni 2022 die städtische Pop-up-Fläche in der ehemaligen Bank-Filiale am Stadthof (Frankfurter Straße 31). Das „UND“ reflektiert in experimenteller Umsetzung die Idee des „Kaufhauses Kosmopolis“ – eines der räumlichen Schlüsselprojekte des Zukunftskonzepts Innenstadt. Und: Das temporäre Projekt ist auch gewissermaßen der erste Zwischennutze des Rathaus-Pavillons, der zurzeit als Lager für die mobilen Möbel des „UND“ dient.

Parallel zu diesen Zwischennutzungen treibt die Agentur Mitte die Konzeption der Neunutzung des Rathaus-Pavillons voran. Am Freitag, 20. Mai, findet dazu die Praxiswerkstatt „OFFEN DENKEN – Strategien, Strukturen und Schlüsselprojekte für eine eigendynamische Transformation der Innenstadt“ im Rathaus-Plaza (Frankfurter Straße 39) statt, zu der die Agentur Mitte zusammen mit der Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“ lädt. Lokale und überregionale Fachleute aus Stadt- und Immobilienentwicklung, Handel, (Kreativ-)Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft geben in zwei impulsgebenden Panelrunden Einblicke in Projekte und Erfahrungen und diskutieren im Anschluss geeignete Projekte zum Einstieg in ein kooperatives Transformationsmanagement.

Gerade der Gedanke der Zusammenarbeit und daran anknüpfende Beteiligungsformate sind maßgeblich für die Umsetzung des Zukunftskonzepts, hebt Oberbürgermeister Schwenke hervor: „Die Stärke unseres Offenbacher Ansatzes ist es, dass wir nicht nur in Einzelprojekten denken, sondern diese in eine Gesamtstrategie für das nächste Jahrzehnt einbinden. Dafür ist es auch notwendig alle Akteurinnen und Akteure bei den nächsten Umsetzungsschritten mitzunehmen, denn diese gewaltige Aufgabe schaffen wir nur gemeinsam.“

Die Veranstaltung markiert daher auch den Auftakt der Informationskampagne zur Bürgerbeteiligung im Rahmen der Nachnutzungskonzeption für den Rathaus-Pavillon. Diese Kampagne informiert Offenbacherinnen und Offenbacher sowie potenzielle Akteurinnen und Akteure über das Projekt und über die Chance zur Mitgestaltung. „Raum Shift“ wird hier als sprachliches Element wieder auftauchen: als Artikulation einer Hoffnung auf eine andere Stadtmitte und als Aufforderung an alle, an der Verwirklichung dieser Idee mitzuwirken.