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Stadt Offenbach

Petra Schmidt & Uwe Becker - Geflügel Becker

„Wir hatten den größten Laufstall im Kreis Offenbach, stimmt‘s?“ Petra grinst und knufft ihren großen Bruder in die Seite. „Der war wirklich riesig. Wir sind ja auch im Hof zusammen mit unseren Hühnern, Enten und Gänsen aufgewachsen“, erwidert Uwe Becker und zeigt auf ein Foto über der Theke, das ihn als kleinen Jungen zeigt.

Beschreibung

Die Lizenz zur Geflügelzucht erwarbt Großmutter Becker nach dem Ersten Weltkrieg und ernährte mit diesem Gewerbe ihre ganze Familie. In den 1950er Jahren fuhr Sohn Karl-Heinz an Markttagen mit dem Lieferwagen aus Mühlheim ins benachbarte Offenbach, um frisch geschlachtete Hühner, Enten und Gänse anzubieten. „Ganze Tiere, von Kopf bis Fuß, und mit Innereien, so wie sie noch auf traditionellen französischen Märkten angeboten werden“, erklärt Petra, die schon mit acht Jahren im Verkaufswagen ihrer Eltern stand. „Samstags, wenn schulfrei war, kamen wir mit auf den Wilhelmsplatz. Ich war fürs Tütenpacken zuständig. So sind wir Kinder in den Familienbetrieb hineingewachsen.“

Die Eltern Karlheinz und Edith Becker waren eine Institution auf dem Wochenmarkt und ließen keinen Markttag aus, selbst an Heiligabend nicht. So kam es, dass Uwe ein „Christkind“ wurde: Als die Wehen frühzeitig einsetzten, verkaufte Mutter Edith noch eine Weihnachtsgans und begab sich unverzüglich ins Offenbacher Stadtkrankenhaus. Ihr Mann kümmerte sich weiter um den Geflügelstand und erfuhr abends, dass ihm ein Stammhalter geboren wurde. 

Der Stammhalter hatte andere Zukunftspläne als in die Fußstapfen des Patriarchen zu treten. Er wollte lieber studieren und Geschichtslehrer werden. Als der Vater 2016 schwer erkrankte und starb, trat Uwe mit seiner Schwester dann doch das Familienerbe an. Sie erweiterten auch das Sortiment: Bei „Geflügel Becker“ gibt es seitdem nicht nur Enten-, Hühner- und Gänsefleisch, sondern auch Maishähnchen und Perlhuhn in bester Qualität und nachhaltiger Zucht, Bressehuhn, Kaninchen, Hase sowie zur Adventszeit Wildfleisch. 

Ein Pappschild über der Theke mit der Aufschrift „Comics aller Art gesucht!“ steht für Uwes besonderes Band zu einem weltberühmten Federvieh. „Ich bin mit Donald Duck groß geworden, habe mit dieser Ente lesen und zeichnen gelernt“, verrät der Sammler und ergänzt: „Als ich nach dem Abi in den USA war, habe ich amerikanische Comics entdeckt und nebenbei mit Donald, Lucky Luke, Superman, Spiderman und anderen Marvel-Comics mein Englisch verbessert.“

Mittlerweile umfasst Uwes Sammlung über 10.000 Comics, die akribisch nach Jahrgängen sortiert und archiviert sind. „Ein Sammler hat nie genug“, ruft er aus dem Wagen und freut sich über Neuzugänge, die er nach Feierabend begutachtet. Wenn Petra nachhause kommt, wird sie von ihren felligen „Findelkindern“ begrüßt - vier Katzen und zwei Hunden. Danach setzt sie sich mit einem Glas Wein und ihrem Notebook an den Küchentisch und plant ihren nächsten Urlaub auf ihrer Lieblingsinsel Ko Samui. „Da liegen wir nicht nur am Strand“, betont sie. Sie und ihr Lebensgefährte arbeiten auf der thailändischen Insel seit mehreren Jahren als Helfer im Tierasyl für die „Dog and Cat Rescue Foundation“. „Wir sind mit Tieren aufgewachsen. Ob Huhn, Katze oder Hund - ich habe großen Respekt vor der Kreatur“, sagt die Marktbeschickerin, der es wichtig ist, dass Tiere ein gutes Leben haben. Auch wenn ein Huhn am Ende in der Suppe landet. 

Rezeptidee: Putenrollbraten a la Speedy Gonzales

Zutaten:

  • 1 Putenrollbraten von „Geflügel Becker“ (600 - 700 g)
  • Mischung aus Salz, Pfeffer und anderen Gewürzen nach Wahl 
  • etwas Bratöl
  • 1 Tasse Bier oder Rotwein
  • etwas Suppengrün vom Wochenmarkt (Lauch, Karotten, Knollensellerie, Pastinake oder Petersilienwurzel
  • 1 Bratenschlauch
  • als Beilage: frischen Salat nach Wahl oder Knödel (z.B. von Carolas Knödelwelt“, freitags auf dem Offenbacher Wochenmarkt)

Zubereitung: 

Lieblings-Gewürzmischung gleichmäßig auf einem großen Teller verteilen. Rollbraten mit Bratöl einpinseln und in der Mischung wälzen, bis er rundherum gut mit der Gewürzmischung bedeckt ist. Backofen auf 200 Grad (180 Grad Ober- und Unterhitze) vorheizen. Suppengemüse putzen und in kleine Würfel oder Scheiben (Lauch) schneiden. Das Gemüse in den Schlauch geben, Rollbraten darauf setzen und etwa 400 ml Bier oder Rotwein zugeben. Den Schlauch fest verschließen und auf ein Backblech setzen. Oben mit einer Nadel einige Male vorsichtig einstechen, sonst platzt der Bratenschlauch. Etwa 80 Minuten garen. Nach dem Ende Garzeit den Bratenschlauch vorsichtig oben  aufschneiden, den Braten entnehmen mit Alufolie abdecken. Bratensaft und Gemüse in einen Topf geben, mit 200 ml Rotwein oder Bier auffüllen, kurz aufkochen und etwas einkochen lassen. Mit Salat und bei mehr Appetit mit Knödel servieren. Guten Appetit!

Petras Tipp: Falls etwas Fleisch übrigbleibt - der Braten schmeckt kalt, in Scheiben aufgeschnitten, auch sehr lecker!

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Bildnachweise