Obsthof Lindenhof
Die Früchte, die an diesem Marktstand auf Kundschaft warten, könnten nicht frischer sein. Sie wurden erst wenige Stunden zuvor gepflückt oder vom Baum geschüttelt. Die Äpfel, Beeren, Birnen, Kirschen und Zwetschgen stammen aus dem nur wenige Kilometer entfernten „Obstgarten des Vordertaunus“: Kriftel, der größte Obstanbauort in Hessen.
Beschreibung
An diesem Marktstand regiert ein Prinz: Erdbeerprinz Michael“. Der bürgerliche Name des ehrenamtlichen Erdbeer-Botschafters vom Krifteler Karneval-Klub (KKK): Michael Hoss. Er ist Gärtnermeister und Fachmann für Obstanbau, in dritter Generation Marktbeschicker und Landwirt. Er und sein Bruder Markus, der sich um die Technik des Betriebs kümmert, leiten den „Lindenhof“ in Kriftel. Das Reich umfasst 30 Hektar – das entspricht etwa 30 Fußballfelder. Rund die Hälfte der Fläche nehmen edle Apfelbäume ein: Über 20 Sorten wachsen auf 12 Hektar Land, darunter alte Sorten wie Berlepsch, Boskoop und Goldparmäne. Erdbeeren werden auf drei Hektar gepflanzt - ähnlich wie Spargel in einen Erddamm. „Der ist außen mit schwarzem Flies geschützt. So erwärmt sich der Boden schneller und wir können früher ernten“, erklärt der amtierende Erdbeerprinz, der zur fünften Jahreszeit auch Protokollant im Krifteler Karneval-Klub (KKK) ist.
Die Jahreszeiten auf dem Lindenhof werden durch die Obstsorten regiert: Im Frühjahr von Erdbeeren, gefolgt von Himbeeren, Johannisbeeren in Rot, Weiß und Schwarz. Danach folgen Stachelbeeren, Süß- und Sauerkirschen, Mirabellen, Aprikosen und Pfirsiche. Die Zwetschgen läuten den Spätsommer ein. „Danach sind wir schon in der Birnen- und Apfelsaison bis Anfang November“, erzählt „Marktgraf“ Danny Stolzmann, gelernter Koch und diplomierter Gastronomie-Fachmann, der seinen Chef „Prinz Michael“ auf dem Wilhelmsplatz würdig vertritt. Wie dieser ist Danny ebenfalls Marktbeschicker in der dritten Generation – schon seine Großmutter und Tante verdienten ihren Lebensunterhalt auf Wochenmärkten.
Danny zog es erstmal in die Welt hinaus. Er arbeitete mehrere Jahre als Gastronom auf Mallorca und kam 2017 wieder in die Heimat zurück. Dann kam Corona. „Was kann man Bodenständigeres machen als Landwirtschaft? Was ist krisensicher?“, fragte sich der Koch und lernte zufällig die Brüder Hoss kennen. Eins kam zum anderen. Nun steht Danny bei Wind und Wetter auf dem Wilhelmsplatz. Seine mallorquinische Freundlichkeit und sein Verkaufstalent bewähren sich auch auf dem Wochenmarkt: Niemand kommt an seinem Obststand vorbei, ohne eine Kostprobe gereicht zu bekommen. Wer eine Krifteler Erdbeere, eine kirschrote Grand Royal oder rosa-gelbe Glaskirsche genascht hat, von den köstlichen hausgemachten Apfelchips geknabbert oder ein Probiergläschen vom selbst gepressten Fruchtsaft gekostet hat, gehört im Handumdrehen zur Stammkundschaft und zum treuen Gefolge des „Lindenhofs“.
Gut zu wissen: Äpfel für Allergiker
Durch sogenannte Polyphenole verlieren die Eiweiße im Apfel ihre Allergenität. Nach Angaben des Deutschen Grünen Kreuzes sind alte Apfelsorten wie Berlepsch, Goldparmäne oder Boskoop besonders phenolreich. Diese Sorten und weitere, die für Allergiker geeignet sind, gibt es am Stand des „Lindenhof“. Geschälte Äpfel sind besser verträglich, weil viele Allergene direkt unter der Schale sind. Die Allergenität von frischen Äpfeln verschwindet auch durch Dörren. Daher sind die herrlich knusprigen Apfelchips vom „Lindenhof“, die im Frühjahr und Herbst auf dem Offenbacher Wochenmarkt zu haben sind, eine problemslose Knabberei für Allergiker.
Rezept-Idee: Spargel-Erdbeersalat mit Rucola und fruchtiger Vinaigrette
Zutaten (für 2 Personen):
- 1 Bund Rucola (Rauke)
- 1 Bund Grüner Spargel
- 1 Schälchen Erdbeeren
- 4 Stängel Minze oder glatte Petersilie
- 2 - 3 EL Olivenöl
- 2 – 3 EL Balsamessig
- 1 TL Honig, Agavendicksaft oder etwas Rohrohrzucker
- ein paar Spritzer frischer Zitronensaft
- Salz und Pfeffer, frisch gemahlen
fürs Spargelwasser: je 1 Prise Zucker und Salz, etwas Butter
Zubereitung:
Rucola waschen, trockenschleudern und in eine große Schüssel geben. Aus Öl, Essig, Süßungsmittel, Zitronensaft, Salz und Pfeffer eine Vinaigrette anrühren. Diese unter den Rucola ziehen.
Spargel waschen, im unteren Drittel schälen und die Schnittenden abschneiden. Spargeltopf mit etwas Wasser befüllen, 1 Prise Zucker, Salz und eine Messerspitze Butter hinzugeben, aufkochen lassen und den Spargel hinzugeben. Bei mittlerer Hitze bei geschlossenem Deckel etwa 5 Minuten dünsten.
In der Zwischenzeit Erdbeeren abbrausen, putzen, Grün entfernen und vierteln.
Ist der Spargel gar (Garprobe mit einer Gabel machen), aus dem Wasser nehmen und in daumendicke Stücke schneiden. Auf zwei Tellern zunächst den Rucola verteilen, dann Spargelstücke und Erdbeeren darauf dekorieren. Zu diesem leichten Sommersalat passt frisches Baguette, Landbrot oder Ciabatta.