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Stadt Offenbach

Stolperstein für Dr. Heinrich Ludwig Aull, Helene Aull, geb. Hessdörfer, Helene Karoline Brühl, geb. Aull, Dr. Gertrud Aull, verh. Silberg

Ab 1912 war Dr. Aull Syndikus der Stadt Offenbach, stellvertretender Vorsitzender des Gewerbe- und Kaufmannsgerichts und von 1929-33 Bürgermeister. Seine Witwe überlebte durch Flucht nach China.

Beschreibung

Dr. Heinrich Ludwig Aull, geb.am 02. September 1880 in Mainz, war seit dem 29. Mai 1907 mit Helene Aull verheiratet. Ihr Mädchenname war Hesdörffer, wurde sie am 15.04.1882 auch in Mainz geboren. Das Ehepaar Aull hatte eine Tochter, Helene Karoline, Jahrgang 1908.

Seit 1907 lebte die Familie Aull in Offenbach. Ab 1912 war Dr. Aull Syndikus der Stadt Offenbach und stellvertretender Vorsitzender des Gewerbe- und Kaufmannsgerichts. 1921 wurde er durch die Stadtverordnetenversammlung Offenbach zum hauptamtlichen Beigeordneten (Stadtrat) gewählt. 1929 erfolgte seine Wiederwahl auf weitere zwölf Jahre mit der Dienstbezeichnung ‚Bürgermeister‘ mit Zuständigkeit für das Rechtswesen und das Sozialdezernat der Stadt.

Am 27.März 1933 musste er sein Amt niederlegen.

In der Pogromnacht am 09. November 1938 sah er seine Auffassung, dass die Parteigänger des neuen Staates nicht den Frieden, sondern Krieg und Verfolgung zum Ziel hatten, bestätigt - nach diesen fürchterlichen Ausschreitungen wählte er am 25. November 1938 den Freitod durch Erhängen.

Seiner Witwe Helene, die jüdische Vorfahren hatte und Mitglied der Bekennenden Kirche war, gelang 1939 in letzter Minute auf abenteuerliche Weise die Flucht in Richtung China. Dort nahmen sie ihre Tochter Helene, Schwiegersohn Dr. med. Heinz Brühl und deren drei Kindern auf.

Helene Brühl war bereits 1933 mit ihrer Familie nach China emigriert, wo sie ihrem Leben in tiefer Depression und bedrängt durch heftigste amerikanische Bombenangriffe am 08. Dezember 1944 selbst ein Ende setzte. Helene Aull übernahm fortan die Betreuung ihrer drei Enkelkinder und führte den Haushalt ihres Schwiegersohnes.

Ende 1948 gelang dem Brühl-/Aull'schen Familienverband mit Hilfe vieler Freunde - wieder in letzter Minute - die Ausreise aus dem inzwischen vom Bürgerkrieg geschüttelten China. Sie gelangten über Japan und Honolulu nach San Francisco und von dort nach St. Paul und Faribault, Minnesota, USA. Am 22. Dezember 1961 ist Helene Aull dort verstorben.

Die Schwester von Dr. Heinrich Aull, Dr. Gertrud Aull, verheiratete Silberg, Jahrgang 1910, verließ Deutschland 1935 in Richtung Österreich und emigrierte 1940 in die USA, wo sie in New York eine sehr renommierte Psychoanalytikerin wurde. Sie starb 1993.

Herr Clemens Meyer-Aull, der Neffe des ehemaligen Offenbacher Bürgermeisters, wendete sich an die Geschichtswerkstatt und stellte dieser Informationen zur Verfügung.

Stolperstein für Dr. Heinrich Ludwig Aull, Helene Aull, geb. Hessdörfer, Helene Karoline Brühl, geb. Aull, Dr. Gertrud Aull, verh. Silberg

Mainstraße 37
63065 Offenbach

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