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Stadt Offenbach

Stolpersteine für Isaak, Berta, Simon, Max und Herrmann Fuchs

Beschreibung

Isaak Fuchs wurde 1888 im polnischen Bendzin geboren. 1905 kam er nach Deutschland, 1906 ließ sich in Offenbach nieder und gründete dort eine Lederhandlung. 1910 heiratete er die 1888 geborene Berta Mitbreit, die ebenfalls 1906 mit ihren Eltern aus Polen nach Offenbach gekommen war. Drei Söhne wurden in Offenbach geboren: Simon im Jahr 1912, Max im Jahr 1920 und Hermann im Jahr 1921.

Die Familie lebte in Offenbach an verschiedenen Orten, ab 1930 wohnte sie durchgehend in der Lilistraße 19, in einem Wohnhaus, das Ende des 2. Weltkriegs zerstört wurde. Das Ledergeschäft befand sich in der Domstraße.

Eine erste Zäsur erlebte die Familie 1914 nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges, als Isaak Fuchs als feindlicher Ausländer aus Polen in einem Gefangenenlager bis 1917 interniert wurde. Aufgrund des Arbeitskräftemangels wurde er dann entlassen und arbeitete im Elektrizitätswerk von Ülzen bei Hannover. Die übrige Familie – zu diesem Zeitpunkt Mutter Berta und Sohn Simon – kam ebenfalls nach Ülzen und wohnte dort bis 1919. Dann gingen sie nach Offenbach zurück, wo Isaak Fuchs das Geschäft weiterführte. Die Familie pflegte in Offenbach vornehmlich Kontakt zu Familien, die auch aus Osteuropa immigriert waren, und engagierte sich in der jüdischen Wohlfahrtsorganisation.

In der Weimarer Zeit erlebte die Familie laut 1985 gemachten Aussagen von Simon Fuchs keinen Antisemitismus in Offenbach, sie sah aber die Nationalsozialisten als Bedrohung an. Simon machte 1931 noch sein Abitur an der Oberrealschule am Stadthof, musste aber nach der Machtübernahme der Nazis das Studium der Volkswirtschaft aufgeben. Er wurde Mitglied der zionistischen Vereinigung in Frankfurt und bereitete sich nun gezielt auf die Emigration nach Palästina vor. Durch eine Ausbildung im Portefeuillerhandwerk und im Gartenbaubereich erwarb er 1936 das Zertifikat für die Aufnahme in Palästina. Mit seiner Frau Katin, die er bei der jüdischen Organisation kennengelernt und im Frühjahr 1936 geheiratet hatte, verließ er Offenbach im August 1936: erleichtert, aber auch mit Wehmut.

Die zurückgebliebenen Familienmitglieder waren in Offenbach den fortschreitenden Diskriminierungsmaßnahmen durch die Nazis ausgesetzt, konnten sich aber nicht zur Emigration entscheiden. Die Eltern glaubten noch immer, dass die Verfolgung durch die Nazis nicht so schlimm werden könne.

Der Sohn Hermann, der 1921 geboren wurde und eine Ausbildung als Schlosser machte, entschied sich zur Emigration. Ihm gelang im März 1938 mit Unterstützung der jüdischen Organisation im Rahmen der sog. Jugendalijah die Aufnahme in einem Kibbuz in Palästina, für die kein besonderes Zertifikat benötigt wurde.

Im Oktober 1938 wurden die Juden mit polnischer Staatsangehörigkeit von der NS-Regierung aufgefordert, Deutschland zu verlassen. Vater Isaak Fuchs war als erster der Familie von der Abschiebung betroffen. Er musste am 29. Oktober 1938 nach Bendzin zurück. Im Februar 1939 erfolgte der Abtransport von Berta und Max Fuchs. Die Abgeschobenen wurden aber von der polnischen Regierung nicht in Polen aufgenommen und wieder nach Deutschland zurückgeschickt. Im August 1939 wurde Berta Fuchs erneut nach Polen ausgewiesen. Auf der Meldekarte ist eingetragen: Wohnort Tschenstochau. Dort traf sie nach Aussagen von Sohn Simon auf ihren Ehemann Isaak, wo beide nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht bis zu ihrem Abtransport inhaftiert waren. Laut der Eintragung im Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus (Öffnet in einem neuen Tab) ist Isaak Fuchs in Bendzin ums Leben gekommen und Berta Fuchs in Auschwitz. Der Zeitpunkt ihrer Ermordung ist unbekannt.

Max konnte der zweiten Abschiebung nach Polen entkommen. Auf seiner Meldekartei steht: 18.2.1939 Abfertigung nach Polen. Mit Hilfe des Palästinaamtes war es ihm aber aufgrund seiner beruflichen Qualifikation gelungen, im April 1939 nach England zu fliehen. Er fand als Schnittmacher rasch Arbeit, wurde aber nach Ausbruch des Krieges auf der Isle of Man interniert. Nach dem Krieg arbeitete er noch einige Zeit in England und ging dann auch nach Israel. Er blieb aber nicht dort, sondern wanderte nach Amerika aus.

Stolpersteine für Isaak, Berta, Simon, Max und Herrmann Fuchs

Lilistraße 19
63067 Offenbach

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