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Stadt Offenbach

Stolperstein für Edith Goldschmidt-Weil, geb. Weil

Edith Goldschmidt-Weil war eine emanzipierte Frau mit einer politisch-liberalen Einstellung und dazu noch jüdischer Konfession. Sie gehörte früh dem Verein fortschrittlicher Frauen in Offenbach, anfangs „Frauenwohl“, an.

Beschreibung

Edith Goldschmidt-Weil, geboren am 04. September 1873 in Stuttgart, kam nach ihrer Heirat am 02.März 1893 mit dem jüdischen Offenbacher Fabrikanten Adolf Hermann Goldschmidt 1893 nach Offenbach. Die Ehe blieb kinderlos.

Der Ehemann führte zusammen mit seinen Brüdern im Haus Frankfurter Straße 80 die vom Vater Salomon Goldschmidt gegründete Posamentenfabrik (Ziertextilien), ein Betrieb mittlerer Größe. Dieser geriet bereits Mitte der 1920er Jahre in wirtschaftliche Schieflage und schloss 1930.

Frau Goldschmidt-Weil gehörte 1906 war zwar kein Gründungsmitglied des Vereins fortschrittlicher Frauen in Offenbach, anfangs „Frauenwohl“ genannt, gehörte diesem aber von Anfang an an. 1910 gehörte sie zum Vorstand des Vereins und wurde 1912 erste Vorsitzende. Zu ihren Themen gehörten die Beteiligung von Frauen in der Jugendgerichtshilfe, als Bewäh-rungshelferinnen sowie bei der Übernahme von Vormundschaften. Diese Ziele konnten in den 1920er Jahren erreicht werden.

Während des Ersten Weltkriegs war sie, wie alle anderen "Frauenwohl"-Mitglieder auch, in den zahlreichen Kriegshilfe-Einrichtungen tätig.
Nach Umgründung zur Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, dies geschah ca. 1925, sowie seit 1912 im Verband aller Offenbacher Frauenvereine, war Edith Goldschmidt-Weil in der Verbandsleitung aktiv. Seit Mitte der 1920er Jahre organisierte sie Vorträge, Beratung vor allen zu Schul-, Bildungs- und Berufsfragen sowie der Motivation von Frauen, sich ehrenamtlich sozial sowie kommunalpolitisch zu engagieren.

1918 trat sie in den Ortsvorstand der liberalen Deutschen Demokratischen Partei ein. Sie kandidierte aber nicht für politische Ämter, vermutlich wegen des Gesundheitszustands ihres 1921 verstorbenen Mannes sowie der kriegsbedingten wirtschaftlichen Probleme des Familienbetriebs. Sie wurde aber unter anderem in städtische Kommissionen für die Mädchenfortbildungsschule sowie die Versorgungs- und Krankenhausdeputation berufen und übernahm diese Aufgaben bis 1933.

Nach der Machtübernahme der NSDAP gehörte der überparteilich und pazifistisch ausgerichtete Allgemeine Deutschen Frauenverein zu den missliebigen Organisationen. Die Ortsgruppe in Offenbach löste sich auf.

Edith Goldschmidt-Weil verlor durch die Neubesetzung der städtischen Ehrenämter ihre Aufgaben - sie war eine emanzipierte Frau mit einer politisch-liberalen Einstellung und dazu noch jüdischer Konfession.

Da die Erbengemeinschaft 1938 die Liegenschaft Frankfurter Straße 80 verkaufte, um Goldschmidt-Weils Offenbacher Verwandten die Auswanderung zu finanzieren, verlegte sie ihren Wohnsitz nach Stuttgart.

Von dort wurde sie am 22. August 1942 nach Theresienstadt deportiert und ist im Ghetto bzw. KZ am 13.September 1942 verstorben.

Erst im Dezember 1945 erschien im New Yorker „Aufbau“ für sie eine von ihren im Exil in England, Argentinien sowie Indien lebenden Verwandten veranlasste Todesanzeige.

Stolperstein für Edith Goldschmidt-Weil, geb. Weil

Frankfurter Straße 80
63065 Offenbach

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