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Stadt Offenbach

Stolperstein für Therese, geb. Jochum, und Rosa Kessler

Beschreibung

Therese Jochum brachte am 20. Februar 1939 im Offenbacher Stadtkrankenhaus ihre Tochter Rosa zur Welt. Aufgrund der Ausweisung von „Zigeunern“ aus dem linksrheinischen Gebiet war sie aus Aachen nach Offenbach-Bürgel gekommen, wo sie vermutlich bei Verwandten namens Jochum in der Niedergasse 41 eine Unterkunft fand. Die ledige Kurzwarenhändlerin Therese und wurde am 14. Januar 1913 als Tochter von Elisabeth Delis und Hermann Julius Jochum in Steinbach im Odenwald geboren.

Die Geburt von Theresas Tochter Rosa wurde vom Schleifer Josef Kessler, geb. am 06.Januar 1915 in Düsseldorf, beim Offenbacher Standesamt mündlich angezeigt.
Wie Therese Jochum war auch er vorher in Aachen gemeldet und wies sich in Offenbach durch seinen Wandergewerbeschein aus. Josef Kessler ist von Offenbach weiter gezogen und ließ sich Ende 1939/ Anfang 1940 als Textilwarenhändler in Halle/Saale, Karolinger Straße 96, nieder. Beide haben dort am 25.November 1940 geheiratet. An diesem Tag hat Joseph auch die leibliche Vaterschaft des Kindes Rosa anerkannt. Die Familie blieb in Halle.

Nach dem „Festsetzungserlass“ der Nationalsozialisten vom Oktober 1939 durften die Sinti und Roma ihren Wohnort nicht mehr verlassen. Überall im Reich waren auf Veranlassung der „Rassehygienischen Forschungsstelle“ in Berlin die Behörden angewiesen, die „Zigeuner“ erkennungsdienstlich zu behandeln. 1940 wurde den Eheleuten Kessler die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. Der neue Ausweis wurde mit dem Vermerk „staatenlos“ versehen. Therese Kessler wurde als erste der Familie am 5. März 1943 von der Kripo in Halle festgenommen, in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau eingeliefert und mit der Häftlingsnummer Z1541 gekennzeichnet. Grund der Inhaftierung war: „Asoziale arbeitsscheue Zigeunerin“. Josef Kessler wurde am 8. März 1943 in das „Zigeunerlager“ KZ Auschwitz-Birkenau deportiert und erhielt die Häftlings-Nr. Z 1358. Er ist laut KZ-Eintragung im Lager am 27.12.1943 „verstorben“. Tochter Rosa wurde am 15.Oktober 1943 in das KZ Auschwitz-Birkenau eingeliefert. Als Deportationsgrund wurde für das fünfjährige Kind angegeben: „Zigeunerin“. Unter der Häftlings-Nr. Z 9487 kam Rosa am 13. Februar 1944 im „Zigeunerlager“ ums Leben.

Als die SS wegen des Vorrückens der sowjetischen Armee die Auflösung des „Zigeunerlagers“ beschloss, wurde die noch arbeitsfähige Therese Kessler am 19. April 1944 in das KZ Ravensbrück überstellt und dort als Zwangsarbeiterin geführt. Laut Offenbacher Meldekarte überlebte Therese Kessler die unmenschlichen Bedingungen im KZ, kam nach Offenbach-Bürgel zurück und fand dort Zuflucht bei Verwandten. Im Juni 1947 heiratete Therese Kessler den Händler Josef Petermann, ebenfalls KZ-Häftling, geb. am 07.04.1905 in Hannover. Sie wohnte mit ihm in der Gerberstraße 43 bis zum Jahr 1954 und zog dann in die Mühlheimer Straße.

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