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Stadt Offenbach

Stolperstein für Hugo, Recha, geb. Hess, Ernst Josef und Trude Oppenheimer

Beschreibung

Hugo Oppenheimer, wurde am 17. Februar 1877 in Weinheim geboren und wohnte nach seiner Heirat mit Recha Heß, geb. 04. Juli 1885 in Frankfurt, seit 1906 in Offenbach in der Herrnstraße 30, wo er bereits 1904 ein Textilgeschäft eröffnet hatte. Um 1915 erweiterte er sein Geschäft durch den Umzug in das geräumige Haus an der Frankfurter Straße 1 / Ecke Marktplatz.

Nach dem Kauf des stattlichen Hauses und beträchtlichen Umbauten in den Jahren 1927/1928 machte Hugo Oppenheimer das Geschäft zu einem der gefragtesten Kaufhäuser in Offenbach mit über 100 Angestellten.
Sein Sohn Ernst Josef, der am 27. Juni 1907 in Offenbach geboren wurde, arbeitete nach abgeschlossener kaufmännischer Ausbildung im Geschäft des Vaters mit, das als jüdisches Kaufhaus mit anderen Geschäften in der Frankfurter Straße erfolgreich konkurrierte.

Bereits am 31. März 1933 - ein Tag vor dem Judenboykott - wurde das Geschäft vor den Augen vieler Zuschauer von SS-Leuten nach angeblichen Quittungen des Sohnes für den Kauf von Instrumenten für die kommunistische Musikkapelle in Offenbach durchsucht. Ohne Erfolg. Ein Tag vor dem 01. Mai 1933 wurde Ernst Oppenheimer von SA-Leuten vom Geschäft abgeholt und zusammen mit dem Juden Dr. Manfred Weinberg dazu gezwungen, in aller Öffentlichkeit mit einer Bürste vom Boden des Wilhelmsplatzes kommunistische Parolen zu entfernen.

Trotz der Boykottaufforderungen „Deutsche raus! Ihr sollt nicht bei Juden kaufen“ lief das Geschäft aufgrund der Unterstützung vieler Stammkunden noch gut, aber mit der Zeit brach es ein, da jüdische Geschäftsinhaber von „arischen“ Lieferanten immer weniger Waren erhielten. Noch wehrten sich die Oppenheimers, das Unternehmen an „arische“ Interessenten zu verkaufen und glaubten, dem Druck der Diskriminierung und der Kontrolle durch die Nazis standhalten zu können.

Mit der Verkündung der „Nürnberger Gesetze“ im September 1935 änderte Ernst Oppenheimer seine Ansicht. Er beantragte nach seiner Heirat mit Margot Strauss ein Zertifikat für die Emigration nach Palästina. Nach Zahlung von 1.000 Pfund und der Verpflichtung, sich in Palästina auf dem Lande niederzulassen, verließ er Deutschland im Frühjahr 1936.

Hugo Oppenheimer konnte sich trotz der widrigen Verhältnisse noch nicht dazu entscheiden, mit seiner Ehefrau und der siebzehnjährigen Tochter Trude den Standort Offenbach aufzugeben. Unter dem Druck der Nationalsozialisten musste er aber am 01. Mai 1936 dem Verkauf des Geschäftshauses weit unter dem regulären Preis an den „arischen“ Käufer Kalberlah zustimmen.

Nach dem damit verbundenen Verlust der Wohnung in der Frankfurter Straße zogen die Eltern Oppenheim mit ihrer Tochter zu Verwandten nach Frankfurt.
In der Pogromnacht wurde Hugo Oppenheimer inhaftiert und nach Buchenwald deportiert, von wo er am 27. November 1938 wieder entlassen wurde, nachdem Sohn Ernst Zertifikate für die Einreise der Eltern nach Palästina erworben hatte. Hugo und Recha Oppenheimer konnten dadurch im Frühjahr des Jahres 1939 in Palästina Aufnahme finden.

Trotz aller Bemühungen gelang es Ernst Oppenheimer nicht, von den Behörden für seine Schwester Trude aufgrund ihrer noch nicht abgeschlossenen Ausbildung eine Einreisebescheinigung zu erhalten. Sie floh daher im März 1939 in die Niederlande, wo sie bis 1942 lebte.

Trude wurde nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht als Jüdin verhaftet und kam in das Lager Westerborg. Von dort wurde sie am 15.Juli 1942 ins Vernichtungslager Ausschwitz deportiert, wo sie am 26. August 1942 getötet wurde.

Stolperstein für Hugo, Recha, geb. Hess, Ernst Josef und Trude Oppenheimer

Frankfurter Straße 1
63065 Offenbach

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